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Channel: Thomas Widmer – Outdoor
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Auf zum Gexi!

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Diese Woche von Lenzburg via Boll und Lind nach Othmarsingen (AG)

«Was soll das denn», mag einer nach dem Kartenstudium ausrufen. «Durch dieses Waldstück zwischen Lenzburg und Othmarsingen führt die Autobahn! Hat der Widmer nichts Besseres zu bieten?»

Wir werden sehen. Start ist am Bahnhof Lenzburg, wir folgen dem Wegweiserziel «Röm. Theater». Bald sind wir am Stadtrand bei der Schützenmatte, auf der einst der wehrhafte Teil Lenzburgs marschierte, manövrierte und das Schiessen übte. Am Nordostrand der Matte, direkt am Wanderweg, zählt eine Brunnenplakette die Hauptleute des Kadettenkorps Lenzburg ab 1890 auf.

Gewalt gegen den Findling

Ganz nah steht am Waldrand eine Infotafel. Für den Rest der Wanderung gibt es nun zwei Varianten. Entweder studieren wir die Tafel genau und merken uns, wie wir gehen müssen, um die in dieser Kolumne aufgegriffenen Stationen der Tafel zu besuchen. Oder aber wir konsultieren die Broschüre desselben Inhaltes von den örtlichen Forstdiensten, die wir heruntergeladen oder zuvor bestellt haben. Bei der Tafel liegt sie in der Regel auch auf.

Station eins ist das alte Wasserreservoir mit Torbogen auf dem Boll-Hügel. Lohnt sich der Zehnminuten-Abstecher? Geschmackssache. Es folgt der kleine Römerstein, ein Granitblock, herangetragen vom Reussgletscher. Und dann sind wir beim Römischen Theater, einer imposanten Kulturanlage. Wer dem angrenzenden Autobahnzubringer zürnt, bedenke, dass das Theater mit 4000 Sitzplätzen erst beim Autobahnbau entdeckt wurde.

Von einem historischen Kalkofen und von einer mehr als 2500 Jahre alten Grabstätte ganz nah, beide beschildert, ist nicht viel geblieben. Wir unterqueren den Autobahnzubringer und kommen zum grossen Römerstein. Dass sich Menschen an dem Klotz vergingen, erkennt man unschwer. Gut ein Drittel des Findlings wurde in früheren Zeiten abgetragen und als Baumaterial anderswo verwendet.

Gleich beim Abzweiger passieren wir eine Traubeneiche, ein besonders dickes Exemplar. Nun wird die Wanderung eher unromantisch. Aber sie bleibt interessant. Am Südrand des Lindwaldes stossen wir auf eine Strasse. Fünf Gehminuten westlich ist der Gexi-Kreisel mit Findlingen in seiner Mitte zu besichtigen. Nach diesem Abstecher geht es in Ostrichtung die Strasse entlang. Der Rest eines Mäuerchens könnte zu einer Richtstätte, dem Galgenplatz, gehören. Vom Gexi-Parkplatz gegenüber sehen wir das berühmte Bahndreieck der Linien Zürich–Bern, Basel–Chiasso und Aarau–Lenzburg–Wohlen–Rotkreuz. Gexi, übrigens, könnte vom «Giixe», dem Quietschen der Ochsenkarren, kommen.

Dezemberbrätlen!

Unsere Strasse entlang halten wir leicht abwärts Richtung Othmarsingen. In der Senke unterhalb des Armeelogistikcenters finden wir nah der Bushaltestelle «Othmarsingen, Militärbetriebe» einen Stein, der aussieht wie ein Grabstein. Es ist – Rarität – ein Stundenstein aus der Zeit der Berner Herrschaft. Damals gab man alle Entfernungen in Wegstunden ab Berns Zytglogge-Turm an. Auf dem Stein steht: «16 Stund von Bern». Bis 1838 entsprach die Wegstunde 5,3 Kilometern, nachher waren es 4,8.

Die erwähnte Broschüre schlägt noch weitere Stationen vor. Doch irgendwie ist die Sache so stimmig; wir können jetzt Othmarsingen und dessen Bahnhof anpeilen – wir haben viel gesehen. Wir können aber auch zurück in den Wald halten. Vor dem grossen Römerstein bei der Grillstelle anfeuern. Und die Bratwürste platzieren. Ich finde dezemberbrätlen toll.

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Broschüre: Diese Wanderung macht man mit Vorteil anhand der Broschüre (Karte, Beschreibung der einzelnen Stationen) der Forstdienste Lenzia. Download hier. Auch bei Tourismus Lenzburg Seetal bekommt man sie, 062 886 45 46.

Route: Bahnhof Lenzburg, Hauptwegweiser (ab hier vorerst Richtung Röm. Theater) – Bahndamm – Schützenmatte – Wasserreservoir Boll und retour – Kleiner Römerstein – Römisches Theater – Kalkofen – Autobahnunterführung – Grosser Römerstein – Dicke Eiche – Punkt am Waldrand/Strasse – Gexi-Kreisel – retour zum Punkt am Waldrand/Strasse – Mäuerchen/Richtstätte – Gexi-Parkplatz mit Blick auf das Bahndreieck – Stundenstein unterhalb des Armeelogistikcenters, etwas nordöstlich der Bushaltestelle Othmarsingen, Militärbetriebe – Othmarsingen, Kirche – Othmarsingen, Bahnhof.

Wanderzeit: 2 Stunden.

Höhendifferenz: Vernachlässigbar.

Wanderkarte: 225 T Zürich, 1: 50’000. Hilfreicher ist die erwähnte Broschüre mit eigener, recht genauer Karte.

GPX-Datei: Hier downloaden.

Charakter: Einfach, abwechslungsreich. Zum Teil Strassenlärm.

Höhepunkte: Beide Römersteine. Das imposante Römertheater. Der Stundenstein aus dem Ancien Régime.

Kinder: Gute Familienroute. Zwischen Gexi-Kreisel und dem alten Stundenstein muss man auf die Kinder aufpassen, Strasse.

Tipp: Beim grossen Römerstein gibt es eine riesige Grillstelle. Dezemberbrätlen!

Hund: Geht gut.

Einkehr: Diverse.

Wanderblog: Täglich ein Eintrag auf Thomas Widmers privatem Journal.

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Der Beitrag Auf zum Gexi! erschien zuerst auf Outdoor.


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