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Lueg, Leuenhohle und Färnstu

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Diese Woche eine Rundwanderung ab Burgdorf auf die Lueg (BE)


Als wir auf die Lueg gingen, einen erstklassigen Emmentaler Aussichtspunkt mit Blick auf die Alpenkette, war der Frühling noch sehr jung. Blumen hatte es nicht viele, in den Schattenpartien lag etwas Schnee, das Gras war von mattem Grün. Ich beschloss, unsere Unternehmung erst im Mai in die Zeitung zu bringen, den man «Wonnemonat» nennt. Jetzt ist es so weit.

Von Burgdorfs Bahnhof hielten wir nordöstlich über die Emme Richtung Sommerhaus, einst ein Bad, heute ein Landgasthof. Kurz vor dem Sommerhaus stoppten wir, denn wir hatten unser erstes Ziel erreicht: das spätgotische Siechenhaus samt Kapelle. Es ist vollständig erhalten in seiner historischen Gestalt, was schweizweit einzigartig ist.

Die Aussätzigen wurden im Siechenhaus gut versorgt, es gab eine Küche, einen Gemüsegarten, ein Schwitzbad; auch das Bettelrecht hatten die Bewohner. Bloss eines ging nicht: wieder heim zur Familie. Diese Leute waren lebenslänglich Verbannte.

Nussgipfel bei Gotthelf

Nun drehten wir dem Siechenhaus den Rücken zu, erstiegen die Gisnauflüe zur Linken. Tief unter unserer senkrechten Sandsteinfluh lag die Stadt. Vorsicht mit Kindern an dieser Stelle!

Durch den Wald ging es hinüber und hinab nach Heimiswil. Dort leisteten wir uns den 20-Minuten-Abstecher in den Ortsteil Niederdorf. Im Löwen tranken wir Kaffee und assen Nussgipfel. In dem ehrwürdigen Haus ist übrigens die Versöhnungsszene der Gotthelf-Verfilmung «Uli der Knecht» gedreht worden; dramatisch schildert der Uli (Hannes Schmidhauser) seine Seelennot, erregt atmet das Vreneli (Lilo Pulver). Man findet den Clip auf der Löwen-Website.

Die nächsten anderthalb Stunden waren anstrengend, wir stiegen via Schindelberg und Schwendiweid – ein Pferdehof – auf zur Lueg. Leichte Folter war es, oben das Restaurant aufs Erste zu ignorieren und weiterzulaufen. Wir hatten das aber so abgemacht: zuerst der Aussichtspunkt, dann das Essen. Das war auch gut so, ich bin nicht sicher, ob ich mit «Hagu Hans Ghackets u Hörnli» samt hausgemachtem Apfelmues sowie zwei Glas Rotwein im Bauch den letzten stotzigen Teil zum Berner-Kavalleristen-Denkmal ganz zuoberst geschafft hätte.

Vom Denkmal schauten wird ins Land. Aber nicht allzu lang, des Essens wegen, das unten lockte. Es war sehr gut, die Lueg ist bekannt für eine liebevolle Emmentaler Küche.

Leuenhohle und Färnstu

Gut, ging es nach dem Zmittag abwärts. Wunderbar der Abstieg hinab zum Kaltacker auf einem Kehrenweg im Wald. Wunderbar die Flanierpassage auf der weiten Egg, wobei wir an einer alten Nagelschmiede vorbeikamen. Und ebenfalls wunderbar der nächste Abstieg zum Sommerhaus durch den in den Sandstein eingetieften Hohlweg Leuenhohle.

Vom Sommerhaus hätten wir ebenaus zum Bahnhof Burgdorf wandern können. Wir nahmen stattdessen den Umweg über den Hoger Färnstu. Es lohnte sich, wir sahen von oben das Schloss Burgdorf, erkannten aus dieser Warte seine Grösse und Wucht. Und gegenüber machte uns die Gisnauflüe Eindruck, auf der wir zuvor gestanden waren. Doch, die Zusatzstrapaze hat sich gelohnt.

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Route: Bahnhof Burgdorf – Emmebrücke – Wanderweg Richtung Sommerhaus bis Siechenhaus und Kapelle – Gisnauflüe – Rüglen – Heimiswil – Heimiswil Niederdorf, Löwen und retour (Abstecher) – Heimiswil, Kirche – Schindelberg – Schwendiweid – Weidwald – Lueg, Hotel-Restaurant – Lueg, Aussichtspunkt mit Denkmal – Lueg Hotel-Restaurant – Heimismatt – Gerstler – Kaltacker – Schulhaus – Egg – Leuenhohle – Sommerhaus – Färnstu – Emmesteg – Bahnhof Burgdorf.

Wanderzeit: 5½ Stunden.

Höhendifferenz: je 600 Meter auf- und abwärts.

Kürzer: Dank der Buslinie Burgdorf–Heimiswil–Kaltacker–Lueg ist die Wanderung beliebig kürzbar.

Wanderkarte: 233 T Solothurn, 1:50’000.

GPX-Datei: Hier downloaden.

Filmausschnitt: Die Versöhnungsszene aus der Gotthelf-Verfilmung «Uli der Knecht» findet man hier.

Höhepunkte: Das Siechenhaus, das dasteht wie vor einem halben Jahrtausend. Der Tiefblick von der Gisnauflüe auf die Emme und Burgdorf. Der Alpenblick vom Lueg-Denkmal. Der charaktervolle Hohlweg Leuenhohle.

Kinder: Vorsicht unterwegs zur und auf der Gisnauflüe, gefährliche Kante.

Hund: Keine Probleme.

Einkehr: Löwen Heimiswil: Mo/Di Ruhetag. – Lueg: Kein Ruhetag. – Hirschen Kaltacker, Di/Mi Ruhetag. – «Sommerhaus», Mi/Do Ruhetag im Mai.

Wanderblog: Täglich ein Eintrag auf Thomas Widmers privatem Journal.

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Der Beitrag Lueg, Leuenhohle und Färnstu erschien zuerst auf Outdoor.


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