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Durchs Reich der Fürstbischöfe

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Diese Woche von Delémont nach St-Ursanne (JU)

Auf drei stattliche Städte stützte sich die Herrschaft der Basler Fürstbischöfe im Jura: Pruntrut, Delémont und St-Ursanne. Die letztgenannten zwei wollen wir zu Fuss verbinden und fahren also nach Delémont.

Gar nicht so einfach loszuwandern: Markttag. Es wäre schön, nun grossflächig einzukaufen. Käse zum Beispiel. Und Wein. Und Kaffee zu trinken in irgendeiner alten Gasse; der Marktort mit seinen Renaissancebrunnen ist eine Attraktion in sich.

Der Wanderweg führt am Schloss vorbei, das den Herren Fürstbischöfen als Sommerresidenz diente. Dann sind wir draussen, gehen zuerst noch auf Asphalt, bald auf Kies und gestampfter Erde, passieren den Ort Algérie. Ob hier ein Emigrant oder Rückkehrer aus Algerien lebte?

Wer ist hier der Esel?

Beim Schloss Domont beäugen uns Esel, als seien wir die Esel. Durch den Wald halten wir Richtung Westen. Les Lavoirs stellt sich als Grossweiher oder Minisee heraus. Séprais streifen wir nur, der Wanderweg führt am oberen Dorfrand vorbei. Eine Hangpassage im Wald mit einem Brücklein lässt kurz Abenteurerfeeling aufkommen. Strapaziös der folgende Aufstieg.

La Caquerelle liegt aussichtsreich auf einem Hochplateau, es gibt eine Kapelle und ein Hotel, in dem ich schon schlief. Wir kehren ein. Am Nebentisch werden einem Paar in Töffmontur Entrecôtes mit Pommes frites serviert, und ich habe alle Mühe, Roland und Josephine davon abzuhalten, auch zuzuschlagen; wir haben vereinbart, dass wir am Schluss in St-Ursanne essen werden. Josephine bestellt einen Käseteller, der als Zwischenmahlzeit durchgehen kann. Und Roland mault.

Unterhalb der Strasse geht es nach Les Malettes. Dort schlägt Ronja eine Abkürzung vor. Statt wieder aufzusteigen und auf gut 940 Metern den Wanderweg nach Outremont zu nehmen, wählen wir die nicht signalisierte Variante 150 Meter tiefer zum selben Ziel. Wir gehen vom Wegpunkt Les Malettes ein paar Meter auf der Strasse westwärts, bis rechts ein Strässchen in den Hang zieht. Angenehm, wir wandern im Folgenden ziemlich genau auf der Höhenlinie auf einem gekiesten Strässchen, das ein paar Höfe erschliesst; danke, Ronja.

Zuerst Forelle, dann Kirche

Nach Outremont ein abrupter Abstieg, dann sind wir da. Durch das Paulstor betreten wir St-Ursanne, ein Wunder von Städtchen, in dem die Zeit gebremst zu fliessen scheint, träger noch als der etwas schlammige Doubs. Im Reich der Fürstbischöfe war St-Ursanne das geistliche und spirituelle Zentrum. Wir bedenken dies kurz und geben den Gedanken dann preis, wir haben Hunger.

Nach einer Forelle im Ours fühlen wir uns besser und erkunden doch noch kurz die Stiftskirche. Vor ihr spielen Kinder am Ursicinus-Brunnen; auf den irischen Wandermönch, der sich zu Anfang des 7. Jahrhunderts in das einsame Tal des Doubs zurückzog, geht der Ort zurück. Wer nicht viel Zeit zum Verweilen hat, schaue sich mindestens das Südportal der Stiftskirche an, späte Romanik. Im Giebelfeld thront Christus, und rechts haben wir Ursicinus.

Es ist Abend, wir müssen heim, und wieder einmal wurmt es mich, dass ich zwar oft in St-Ursanne war, aber nie lange. Dass ich nie übernachtete. Dies muss nachgeholt werden. Die Fortsetzung ist dann klar – am zweiten Tag muss man hinüber nach Pruntrut laufen. Damit hätte man dann die dritte Stadt der Fürstbischöfe erwandert, ihren Hauptstützpunkt im Jura.

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Route: Delémont Bahnhof – Schloss – Algérie – Domont – Les Lavoirs – Cras des Fonnés – La Caquerelle – Les Malettes – Les Grangettes – Outremont – Derrière Le Château – St-Ursanne – St-Ursanne, Bahnhof.

Wanderzeit: 6 1/4 Stunden.

Höhendifferenz: 777 Meter auf-, 699 abwärts.

Wanderkarte: 223 T Delémont und 222 Clos du Doubs, 1: 50’000.

GPX-Datei: Hier downloaden.

Retour: Mit dem Zug von St-Ursanne nach Delémont.

Charakter: Wiese und Wald. Einige coupierte Passagen, ansonsten keine Probleme.

Höhepunkte: Das bischöfliche Schloss von Delémont. Der verwunschene Wald nach Les Lavoirs. Die Einkehr in La Caquerelle. St-Ursanne, St-Ursanne, St-Ursanne: der Doubs, die Stiftskirche, die Forelle auf dem Teller.

Kinder: Keine Probleme.

Hund: Easy.

Einkehr: In Delémont und St-Ursanne. Schloss Domont, Freitag bis Sonntag. In den Ferien zum Teil auch unter der Woche offen. La Caquerelle, Ruhetag Mittwoch. Hier kann man auch übernachten.

Wanderblog: Täglich ein Eintrag auf Thomas Widmers privatem Journal.

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Der Beitrag Durchs Reich der Fürstbischöfe erschien zuerst auf Outdoor.


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