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Bänderriss, haha

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Diese Woche an der Aare von Rupperswil nach Schinznach-Bad (AG)

  • Rupperswil Bahnhof, die Wanderung kann beginnen.

  • Rupperswil, die Holzbrücke beim Martiloo über den Steinerkanal.

  • Vor uns die schmale Insel bei Rupperswil, die beidseitig von der Aare umflossen wird.

  • Aussichtsplattform auf der Insel.

  • Eine Spannbandbrücke führt von der Insel (Standort) wieder hinüber aufs Festland.

  • Wildegg, bei der Zementfabrik.

  • Wildegg, schöner Weitblick.

  • Schloss Wildegg. Es gehört dem Kanton Aargau.

  • Für diesen Fussgänger-Übergang von Holderbank nach Veltheim wurde Geld gesammelt.

  • Arm der Baum, an dem ein Biber ansetzt.

  • Schinznach-Bad, Bahnhof.

  • Ein Glücksfall! Es ist Donnerstag, das Bahnhöfli ist offen.

Vor wenigen Wochen beschrieb ich – mit Begeisterung – die Route von Aarau nach Rupperswil samt den Auen am Weg. Hier die damals versprochene Fortsetzung, es geht von Rupperswil die Aare entlang nach Schinznach-Bad, und wieder geraten wir in die Auen. Ebenso eindrücklich sind auf der Strecke die vielen Übergänge und Stege.

Es beginnt schon in Rupperswil auf dem Weg vom Bahnhof zur Aare. Wir queren bei der alten Spinnerei in einer gedeckten Holzbrücke einen Industriekanal. Gleich danach die Autobrücke Richtung Auenstein. Wir nehmen sie, biegen dann gleich ab auf eine Insel so lang und schmal wie ein Zahnstocher.

Die Zahnstocherplattform

Der erste Höhepunkt gleich danach: eine hölzerne Plattform, von der wir über das Wasser Richtung Rupperswil blicken, vor allem aber die nahe Fluss- und Ufergegend mit Landflecken sehen, die immer mal überflutet werden. Winterlich kahl das Ambiente, braunes Kraut allenthalben, darauf Schwemmholz.

Gleich wieder ein Höhepunkt ist etwas später der lange Fussgängersteg, der am Ende der Zahnstocherinsel wieder aufs südseitige Festland führt. Es handelt sich um eine Spannbandbrücke: Zwei Stahlbänder, in den Fundamenten verankert, ziehen sich über den Fluss und tragen – Träger gibt es nicht – den Steg mit den Verstrebungen.

Der Steg schwankt beim Begehen sanft. Man erlaube den Kalauer: Was würde man sagen, wenn er kaputtginge? Bänderriss!

Crowdfunding für Steg

Immer schön die Aare entlang, an deren Uferbäumen sich Biberspuren zeigen, kommen wir nach Wildegg. Gigantisch das Areal der Zementfabrik und ihre Bauten. Schloss Wildegg auf seinem Geländesporn überwacht das Gelände aus erhabener Warte. Im 13. Jahrhundert von Dienstherren der Habsburger errichtet, gehört es heute dem Kanton Aargau und ist speziell bekannt für seine Gartenanlagen.

Eine der vielen Brücken gehört auf jeden Fall noch erwähnt. Einige Zeit nach Wildegg kommt ein Fussgängersteg in Sicht, der hinüber Richtung Veltheim führt. Er ist seit 2008 gesperrt, soll aber diesen Herbst wieder eröffnet werden. Möglich ist das durch ein kürzlich abgeschlossenes Crowdfunding. Es brachte 40’000 Franken ein, mehr als genug, um die Sanierung vorzunehmen, an die die öffentliche Hand 70’000 Franken beisteuert.

Notabene war dies – wenigstens dem Schild am Fuss des Stegs zufolge – die erste Geldsammlung nach dem Schwarmprinzip für ein Stück öffentliche Infrastruktur in der Schweiz.

Wanderknochen baden

Einige Zeit später zieht der Wanderweg länger weg von der Aare, die wir gleich vermissen. Eingangs Schinznach-Bad sind wir wieder bei ihr und begleiten sie noch ein Stück bis zum Abzweiger hinauf zum Bahnhof. Dort gibt es Möglichkeiten. Die eine: heimfahren. Die andere: essen. Im Restaurant Bahnhöfli kocht man vorzüglich, allerdings ist es bloss am Donnerstag offen. Ein Stück weiter gibt es ja aber auch das Bad Schinznach mit mehreren Einkehrmöglichkeiten. Die Wanderknochen heiss baden können wir dort auch.

Eine weitere Variante ist die: Wir investieren noch einmal knappe zwei Stunden und folgen dem Fluss weiter bis Brugg. Auch diese Strecke ist sehr zu empfehlen. Wetten, dass niemand es schafft, sich am Schluss in Brugg an alle Brücken, die er oder sie gesehen hat, zu erinnern und in der richtigen Reihenfolge aufzulisten?

++

Route: Rupperswil, Bahnhof – Aare, Insel – Spannbandbrücke – Wildegg – Schinznach-Bad, Bahnhof.

Wanderzeit: 2 1/4 Stunden.

Höhendifferenz: Praktisch keine.

Wanderkarte: Aargau 1:60 000 von Kümmerly-Frey. Auf ihr ist das ganze Stück Aarau–Brugg abgebildet.

GPX-Datei: Hier downloaden.

Länger: Schon in Aarau starten, wie in einer früheren Wanderkolumne beschrieben, zusätzlich 2 1/4 Stunden. Oder von Schinznach-Bad der Aare weiterfolgen bis Brugg, zusätzlich 1 3/4 Stunden.

Charakter: Angenehmes Geradeausgehen. Viel Natur und dazu immer wieder interessante Brücken und Installationen, die die Wasserkraft nutzen.

Höhepunkte: Der Blick von der Plattform auf dem Inseli bei Rupperswil auf die Aare und ihre Auen. Die elegante Spannbandbrücke. Der Anblick von Schloss Wildegg.

Kinder: Gute, weil nicht zu weite Strecke. Am Wasser muss man die Kinder beaufsichtigen.

Hund: Bestens geeignet.

Einkehr: In Rupperswil. In Schinznach-Bad hat das Bahnhöfli – reservieren! – nur am Donnerstag offen. Etwas weiter kann man im Bad Schinznach einkehren (und heiss baden).

Tipp: Das Naturama in Aarau widmet sich den Aargauer Auenlandschaften.

Wanderblog: Täglich ein Eintrag auf Thomas Widmers privatem Journal.

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Der Beitrag Bänderriss, haha erschien zuerst auf Outdoor.


Der Dialog der Völker fand nicht statt

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Diese Woche von Langwiesen via Rheinau nach Lottstetten (ZH/TG/D)

  • Langwiesen, es wintert auf dieser Wanderung schwach.

  • Es geht aufwärts Richtung Kyburgerstein.

  • Hochwacht Wildensbuch, der Aussichtsturm bietet grad kaum Aussicht.

  • Die Alemannenhöhle liegt nah beim Turm, aber auf Thurgauer Boden.

  • Abgang nach Wildensbuch.

  • Im reizenden Rudolfingen. Der Volg (r.) hat offen, wir trinken einen Kaffee.

  • Flaches Zürcher Weinland.

  • Unterführung vor Oerlingen.

  • In Marthalen.

  • Schöner Punkt kurz nach Marthalen.

  • Die Rheinau zeigt sich.

  • Die Klosterinsel, Kanton Zürich vom Feinsten.

  • Die Brücke beim Salmen führt direkt nach Deutschland.

  • Mit diesem Biberschaden soll sich die EU herumschlagen.

  • Deponie auf dem flachen Feld vor Lottstetten.

  • Noch zehn Minuten, dann gibt es ein deutsches Bier.

  • Lottstetten, der Bahnhof.

Es schneeregnete, als wir eines Vormittags bei der S-Bahn-Station Langwiesen unweit von Schaffhausen ausstiegen. Es würde eine lange Wanderung werden, wusste ich als Planer. In der Tat: Als wir von Lottstetten den Zug heimwärts nahmen, dunkelte es schon ein.

Dazwischen lag Abwechslung. Zuerst eroberten wir uns einen Höhenzug. Wir stiegen auf durch den Wald, gingen auf der Grenze der Kantone Zürich-Thurgau, der historische Kyburgerstein zeigte es an. Endlich die Hochwacht Wildensbuch mit einem Koloss von hölzernem Aussichtsturm, 37 Meter hoch und 100 Tonnen schwer.

Die Infotafel macht hungrig

Den Aufstieg schenkte ich mir, der Himmel war diesig; weil ich ein anderes Mal oben gewesen war, wusste ich, dass man bei klarer Luft die Vulkankegelchen des Hegaus sieht. Neu war mir die Alemannenhöhle, die ganz nah auf Thurgauer Boden liegt. Bereits in der Mittelsteinzeit um 8500 vor Christus lagerten in ihr Jäger. Sie brieten das Getier, das sie erlegt hatten; wir bekamen beim Lesen der Infotafel Hunger.

Wir stiegen ab nach Wildensbuch: ein reizendes Dörflein. Wechselten hinüber nach Rudolfingen, wieder reizend, Riegelbauten allenthalben. Im Volg besorgten wir uns Kaffee, wärmten die Finger am heissen Getränk. Dann weiter, nun übers flache Land, ins ebenfalls reizende Oerlingen und ins noch viel reizendere Marthalen.

Die Zürcher Fata Morgana

In Marthalen assen wir gut im Rössli, das auch schon ein paar Hundert Jahre da steht, natürlich auch ein Fachwerkbau. Wir waren angetan und gedachten Marthalens noch lange, nachdem wir es bereits verlassen und ins Radholz eingetaucht waren. Bei einer früheren Wanderung hatten wir in diesem Wald Jäger angetroffen, falls ich mich recht entsinne, jagten sie nach Wildsauen. Oder bilde ich mir das ein?

Wie eine Fata Morgana zeigte sich die Rheinau: das Kloster auf der Rheininsel kann jederzeit einen Bildband «Das Abendland» zieren. Und die Doppelschleife des Flusses bewirkt im Besucher, dass er die Himmelsrichtungen vergisst und sich unwirklich fühlt. Wir schauten uns das Klosterareal an, das mittlerweile zum Musikzentrum umfunktioniert ist, und mussten doch bald weiter. Wer essen will: Neuerdings wird im Augarten sehr gut gewirtet, höre ich.

Das ist Sache der EU

Beim Salmen – dort habe ich bereits gegessen, ausgezeichnet! – wechselten wir in der gedeckten Holzbrücke hinüber nach Deutschland und schwenkten auf den Rhein-Uferweg flussabwärts ein. Die vom Biber angenagten Bäume taten mir leid, ich dachte aber auch: Okay, das ist nicht mein Problem, wir sind jetzt in der EU.

Bald darauf, nachdem wir via Balm auf eine Ebene gekommen und eine Deponie passiert hatten, kamen wir in Lottstetten an. Die Wanderung endete beim Bahnhof, dessen Bedienung der SBB obliegt. Bevor wir heimfuhren, tranken wir etwas im Dorf. Mein Pils mundete, und ich fand, es wäre jetzt an der Zeit, dass wir an unserem langen Tisch mit den Einheimischen ins Gespräch kämen.

Ich wandte mich also an meinen bis anhin wortkargen Tischnachbarn. Es stellte sich heraus, dass er wie seine drei Begleiterinnen mit dem Auto zum Shoppen nach Lottstetten gekommen war, er war aus Zürich. Überhaupt schienen praktisch alle Gäste des Lokals wie wir selber Schweizer zu sein. Also kein Dialog der Völker.

++

Route: Langwiesen (Bahnstation an der S-Bahn-Linie von Schaffhausen nach Diessenhofen und Stein am Rhein) – Kyburgerstein – Rossbuck – Hochwacht Wildensbuch, Turm – Alemannenhöhle – retour zum Turm – Wildensbuch – Waldheim – Rudolfingen – Längenriet – Oerlingen – Marthalen – Radholz – Rheinau, Kloster – Rheinau, Salmen – gedeckte Holzbrücke nach Deutschland – Balm – Deponie – Lottstetten – Lottstetten, Bahnhof SBB.

Wanderzeit: 6 Stunden.

Höhendifferenz: 365 Meter auf-, 327 abwärts.

Wanderkarte: Am besten die 1:60’000-er-Karte «Schaffhausen/Winterthur» von Kümmerly+Frey.

GPX-Datei: Hier downloaden.

Retour: Lottstetten liegt in Deutschland, der Bahnhof wird aber durch die SBB bedient. Direkte S-Bahn nach Zürich.

Kürzer: Wanderende in Rheinau, Bus zum Bahnhof Marthalen. 4 3/4 Stunden. 

Charakter: Weit und wunderbar mit Abwechslung: Höhenzüge, flaches Land, Fluss und Auen.

Höhepunkte: Die Alemannenhöhle und der Turm der Hochwacht Wildensbuch. Die reizenden Dörfer Wildensbuch und Rudolfingen. Marthalens Fachwerkbauten-Herrlichkeit. Das Kloster Rheinau bei der Doppelschleife des Rheins wie eine Fata Morgana.

Kinder: Weit. Am Rhein muss man auf sie aufpassen.

Hund: Weit. Garantiert wird er so schmutzig wie glücklich.

Einkehr: Z.B. im Rössli Marthalen, gute Küche, schönes historisches Haus. Mo und letzter Sonntag im Monat Ruhetag. Rheinau, Augarten (Mo Ruhetag) oder Salmen (Di/Mi Ruhetag).

Kafihalt: Im Volg Rudolfingen kann man einkaufen (Wein vom Ort) und bekommt Kaffee. Mo bis Fr 8 bis 12 und 16 bis 18.30. Sa 8 bis 12.

Wanderblog: Täglich ein Eintrag auf Thomas Widmers privatem Journal.

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Der Beitrag Der Dialog der Völker fand nicht statt erschien zuerst auf Outdoor.

Drei Flüsse auf einen Schlag (plus ein Bach)

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Diese Woche von Kemptthal via Eschenberg nach Räterschen (ZH)

  • Kemptthal, die Wanderung kann beginnen.

  • Die Anlage «Golf Kyburg» auf dem Rossberg.

  • Die Kapelle auf dem Rossberg.

  • Vom Rossberg steigen wir ab zur Töss.

  • Auf bzw. in der Brunibrugg.

  • An der Töss.

  • Das Steintobel liegt hinter uns, wir sind auf dem Eschenberg.

  • Die Wirtschaft auf dem Eschenberg.

  • Ein süffiger Tropfen zum Zmittag.

  • Winterthur-Seen, danach geht es noch einmal aufwärts.

  • Bald sind wir am Ziel in ...

  • ...Räterschen.

Nebel und Sonne duellieren sich, als wir in Kemptthal starten; wer den Tag für sich erobern wird, ist uns in diesem Moment unklar. Im Nachhinein darf ich verkünden: die Sonne. Das Gegeneinander in den ersten zwei Stunden unserer Wanderung ist reizvoll: Immer wieder diese Schwaden und bisweilen die matte Sonnenscheibe.

Kemptthal, im Übrigen, ist für immer mit dem Namen der Maggi-Dynastie verbunden. Heute gehört die Marke, die für Fertigsuppen und Gewürze steht und in diesem feuchten Tal wurzelt, Nestlé.

Wir verlassen die Kempt, sanft steigt der Weg, wir erblicken einen Golfplatz. 18 Löcher. Der Name der Anlage «Golf Kyburg» verweist auf die einst so mächtigen, unweit residierenden Adelsherren, die Kyburger.

Der Töss zuliebe ein Umweg

Bald darauf der Weiler Rossberg mit einer schönen Wirtschaft, die wir doch nicht ausprobieren, weil wir noch zu wenig lang unterwegs sind. Ganz in der Nähe steht eine Kapelle; ihre Vorgängerin, zu Beginn des letzten Jahrhunderts abgebrannt, reichte zurück ins Mittelalter.

Was wir an Höhe gewonnen haben, geben wir wieder auf. Ganz freiwillig. Durch den Wald tappen wir auf einem feuchten Stufenweg hinab zur Töss. Wir queren sie in der gedeckten Brunibrugg, einer Holzbrücke. Und könnten jetzt direkt zu unserem Mittagsziel aufsteigen, dem Eschenberg.

Aber wir wollen zuerst die Töss ein wenig geniessen. Und so folgen wir ihr stromaufwärts und ignorieren später auch einen zweiten Abzweiger zum Eschenberg. Erst beim Steintobel halten wir links in den steilen Wald. Und wieder geht es hinauf entlang des Tobelbachs, der nicht besonders imposant wirkt und doch einen eigenen Wikipedia-Eintrag besitzt. 2,3 Kilometer lang ist er, steht da.

Hochplateau mit Turm und Tierpark

Bald darauf der Eschenberg, ein Hochplateau, in dessen ausgedehnten Waldungen die Winterthurer ihre Freizeit geniessen und Sport treiben. Oder aber sie besuchen den Wildpark Bruderhaus oder besteigen den Aussichtsturm aus Stahl. Wir haben beides schon getan und konzentrieren uns daher auf die Wirtschaft.

Bevor wir eintreten, drehen wir uns um. Der Dunst hat sich netterweise bereits so weit verzogen, dass wir jenseits der Töss erhöht die Silhouette der Kyburg erkennen. Der verbliebene Nebel ist wirklich ein Segen, er macht die Burg zum Geheimnis.

Der Eschenberg ist eine tolle Wirtschaft, man kocht ländlich, was die städtische Klientel besonders liebt. Wir schlagen uns die Bäuche voll, ziehen schliesslich weiter, steigen ein zweites Mal ab nach Seen, einem Winterthurer Stadtkreis, 1922 eingemeindet und mit einem eigenen S-Bahnhof versehen. Seen wahrt eine Portion Eigenständigkeit, indem es sich mit einem Grüngürtel weitgehend vom Rest Winterthurs abgrenzt.

Kaffee im Blumenladen

Nach dem Bahnhof müssen wir ein letztes Mal aufsteigen. Wir durchziehen den Sonnenberg, ein Hangquartier, und kommen auf den Etzberg: wieder Wald. Nun hat die Sonne gewonnen, und so sehen wir, als es ein letztes Mal abwärts geht, sehr schön unser Schlussziel Räterschen.

Unten trinken wir bahnhofsnah einen Kaffee im Blumenladen Waldburger, der auch ein Café ist. Als ich, wie immer am Ende einer Wanderung, die Karte studiere, stelle ich fest, dass wir nun an der Eulach sind. Also dem dritten namhaften Fluss unserer Unternehmung nach Kempt und Töss. Den Steintobelbach zähle ich nicht mit, trotz Wikipedia.

++

Route: Kemptthal, Station – Rossberg, Kapelle und Restaurant – Brunibrugg – Tössuferweg bis Wanderabzweiger ins Steintobel – Eschenberg – Paradies – Winterthur-Seen, Station – Sonnenberg – Etzberg – Rätscherschen, Station.

Wanderzeit: Knapp 4 Stunden.

Höhendifferenz: 334 Meter aufwärts, 324 abwärts.

Wanderkarte: 216 T Frauenfeld, 1: 50’000.

GPX-Datei: Hier downloaden.

Retour: Räterschen liegt an der Bahnlinie Wil-Winterthur.

Charakter: Dreimal aufwärts, dreimal abwärts und trotzdem nicht sonderlich anstrengend. Schön und abwechslungsreich. Sehr familientauglich.

Höhepunkte: Die Rossberg-Kapelle. Der Uferweg an der Töss. Der Blick vom Eschenberg zur Kyburg.

Kinder: Perfekt.

Hund: Perfekt.

Einkehr: Das Restaurant Eschenberg kocht ländlich für die städtische (Winterthur) Klientel, sehr gut. Im Winterhalbjahr bis und mit März Mo/Di Ruhetag. Im Sommerhalbjahr von April bis Oktober Mo Ruhetag. Daneben gibt es weitere Restaurants am Weg, darunter das Restaurant Rossberg.

Wanderblog: Täglich ein Eintrag auf Thomas Widmers privatem Journal.

Der Beitrag Drei Flüsse auf einen Schlag (plus ein Bach) erschien zuerst auf Outdoor.

Wunder im Sensebezirk

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Diese Woche auf Umwegen von Wünnewil nach Heitenried (FR)

  • Wünnewil. Gleich nach dem Start bei der Station überqueren wir die Taverna.

  • Das Duo von Dietisberg.

  • Immer noch Dietisberg. Kurz vor dem Abzweiger nach Buchholz eine schöne Kapelle. Die Glocke haben wir geläutet.

  • Seit einiger Zeit sind wir nicht mehr auf dem Wanderweg. Das Gehöft Buchholz.

  • Unten im Zirkelsgraben.

  • Der Weg am Bach ist leicht und schön.

  • Rückblick auf die Höfe von Breitenried.

  • Heinz und Julien begutachten unter dem Schirm die Karte.

  • Die 14 Nothelfer in der Kapelle Selgiswil.

  • Ein Stöckli gleich danach.

  • Rückblick vom Nordrand des Magdalenaholzes.

  • Vorsicht, glitschig. Stufen durch die Sandsteinfluh hinab zur Kapelle.

  • Die Magdalenakapelle.

  • In der warmen Zeit sitzt es sich hier sicher gemütlich.

  • Die Kapelle ist geräumig.

  • Adieu, du imposanter Ort.

  • Einige Zeit später kommen wir in Heitenried an. Die Kirche, Neogotik, ist auffallend gross.

Normalerweise wähle ich meine Routen selber. In diesem Fall waren es Heinz und Julien, die die Unternehmung  vorschlugen: von Wünnewil nach Heitenried. Aber, wie sie betonten, auf Umwegen!

Heinz und Julien kamen schon einmal in meiner Kolumne vor. Zusammen wanderten wir vor bald zwei Jahren von Thun durch die Cholerenschlucht auf den Blueme. Julien war damals 11, sein Grossvater Heinz begleitete ihn, zu dritt hatten wir es gut.

Bimmel, bimmel, wir sind da

Und nun also der Sensebezirk im Freiburgischen. Das Land liegt zwischen Winter und Frühling, als wir von der Station Wünnewil losziehen. Der Restschnee ist pflotschig, zwischendurch regnet es. Ein grosses Problem haben wir damit nicht, einzig vermissen wir die Aussicht zu den Voralpen und Alpen. Die perfekt an den Hügelkuppen platzierten Bänklein deuten an, dass es bei gutem Wetter viel zu sehen gäbe.

Steil geht es aufwärts Richtung Dietisberg. Nach dem Weiler führt das Strässchen durch einen Hohlweg, eine Kapelle steht da, wir erlauben es uns, am Glockenstrang zu ziehen und so der Bauernschaft rundum mitzuteilen, dass wir in der Gegend sind.

Flucht des Fischreihers

Gleich danach beginnt die Spezialroute meiner Führer. Wir weichen zwischenzeitlich vom Wanderweg ab – wobei: Auf älteren Karten sind die Wanderwege im Gebiet anders markiert als auf den neueren. Verwirrung muss deswegen nicht aufkommen, wer eine Karte dabei hat, alt oder neu, sollte mit meiner Schilderung zurechtkommen.

Wir biegen ab zum Gehöft Buchholz. Weiter unten im Zirkelsgraben hat uns der Wanderweg wieder. Und ich bin ein erstes Mal begeistert. Einsam ist dieser Abschnitt, der Weg hält sich nördlich des Baches, ein Fischreiher flieht. Beidseits Waldhänge und immer wieder nackte Fluhen aus Sandstein, dem Markenzeichen der Landschaft.

Aegidius hilft bei Stillproblemen

Bei Ledeu vollziehen wir eine Spitzkehre, steigen hinauf nach Breitenried. Gleich danach verlassen wir wieder den Wanderweg. Via Graben und Wildbach gehen wir zum Chapf und zum Chapfholz und langen im Weiler Selgiswil an. Die Biedermeierkapelle dort ist den 14 Nothelfern gewidmet, ein Gemälde zeigt im Inneren die Gottesmutter und rundum die Herren und Damen Spezialisten für jeden Notfall. Aegidius etwa ist der Patron der stillenden Mütter. Und des Viehs.

Weiter wandern wir abseits der Markierungen. Zum Magdalenaholz hin steigt der Pfad ein letztes Mal kräftig an. Das Schild «Waldkapellen» zeigt die Magdalenakapelle an sowie zwei nahe Bethäuschen. Als wir oben sind, müssen wir wieder nach unten. Kurz wird die Sache abenteuerlich. Ein Stufenweg umkurvt eine senkrechte Sandsteinwand, die Stufen sind hoch, die Bohlen glitschig. Gleich danach sind wir bei der Kapelle.

Danke, Heinz und Julien

Unten in Heitenried, wo wir später im St. Michael einkehren, sind wir uns einig: Diese Kapelle allein lohnt die Wanderung. Um 1700 begannen die Leute mit dem Ausschachten. Gross ist das Höhlengotteshaus, und man kann sich gar nicht vorstellen, dass irgendwo mehr Ruhe walten könnte als an diesem sehr speziellen Ort.

Die Magdalenakapelle ist, nun, vielleicht nicht gerade ein Weltwunder. Aber doch ein Schweizwunder oder Sensewunder. Dass mich Heinz und Julien hingeführt haben – dafür bin ich ihnen dankbar.

++

Vorbemerkung: Die Route dieser Kolumne von Wünnewil nach Heitenried weicht ab von der Wanderweg-Direttissima. Für diese Direttissima (Wünnewil, Station – Dietisberg – Zirkelsgraben bei Ledeu – Breitenried – Wiler vor Holz – Pfandmatt – Heitenried, Dorf) braucht man weniger Zeit (2 1/4 Stunden, 334 Meter aufwärts, 157 abwärts). Man sieht aber wenig vom Zirkelsgraben und verpasst die spektakuläre Magdalenakapelle im Magdalenawald über Heitenried.

Kolumnen-Route: Wünnewil, Station – Dietisberg – weiter oben geht man ab dem Abzweiger Buchholz längere Zeit bis hinab in den Zirkelsgraben unmarkiert (Strasse, Feldweg) – Buchholz–Zirkelsgraben (nun wieder Wanderweg) – Ober Ledeu – Breitenried – nun wieder Abweichung vom Wanderweg bis fast zum Wanderende – Abzweiger gleich nach Breitenried – Graben – Wildbach – Chapf – Chapfwald – Selgiswil – Magdalenaholz – Magdalenakapelle – Bethaus 1 – Bethaus 2 – Schloss Heitenried – Kirche Heitenried – Heitenried, Dorf (Bus).

Wanderzeit: 2 3/4 Stunden.

Höhendifferenz: 412 Meter auf-, 235 abwärts.

Wanderkarte: 243 T Bern, 1: 50 000. Je nach Alter der Karte können die Wanderwege stellenweise anders eingezeichnet sein.

GPX-Datei: Hier downloaden.

Retour: Per Bus von Heitenried nach Schmitten (S-Bahn) oder Freiburg.

Länger: Ein perfektes Supplement ist die Fortsetzung von Heitenried via Sodbach zur Sensebrücke und via Torenöli und Wart nach Schwarzenburg. Jakobsweg mit in den Sandstein eingehauenenen Partien. 1 1/2 Stunden, 172 Meter aufwärts, 143 abwärts. Dieses Stück ist ein Wanderklassiker.

Charakter: Aparte Gegend mit Einzelhöfen und vielen Kapellen und Andachtsstätten. Einige Stücke auf Hartbelag.

Höhepunkte: Die Sandsteinfluhen im Zirkelsgraben. Die Magdalenakapelle über Heitenried. Und bei gutem Wetter: die umfassende Rundsicht. Mehrere Bänkli sind sehr schön platziert.

Kinder: Keine Probleme bei der üblichen Vorsicht und Aufsicht, vor allem im Abstieg zur Magdalenakapelle.

Hund: Perfekt.

Einkehr: St. Michael in Heitenried gleich bei der Kirche. Mo Ruhetag.

Wanderblog: Täglich ein Eintrag auf Thomas Widmers privatem Journal.

Der Beitrag Wunder im Sensebezirk erschien zuerst auf Outdoor.

Magisches Zoowandern

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Diese Woche in den Tierpark von Goldau – und nach Lauerz (SZ)

  • Praktische Wegzeichen führen vom Bahnhof Arth-Goldau zum Natur- und Tierpark.

  • Paarszene 1.

  • Paarszene 2.

  • Paarszene 3.

  • Kinder lieben das frei herumlaufende Wild.

  • Der Turm von Caminada nimmt Kontur an.

  • Endlich ist der Nebel weg.

  • Im Treppenhaus.

  • Oben sieht man den Grossen Mythen...

  • ...und auch die Rigi.

  • Szenenwechsel: Vom Bahnhof Arth-Goldau geht es nach Lauerz.

  • Das Gelände ist wie das des Tierparks zuvor Bergsturzgebiet.

  • Ein hübsches Seelein.

  • Weiter vorn gegen Lauerz.

  • Der Rossberg, an dem der Bergsturz passierte.

  • Noch einmal der Grosse Mythen. Gleich sind wir in Lauerz und am Lauerzersee.

Man hat in Goldau beim Wandern eigentlich permanent ein schlechtes Gewissen. Waldstücke, Wiesen und Sumpfflächen sind übersät von Felsbrocken, manche davon haushoch. Und alles ist magisch vermoost.

Doch wurzelt das Märchen in einer Katastrophe. 1806 kollerten, rollten, stürzten, sprangen, rumpelten, polterten, knallten und donnerten vom Rossberg in breiter Schneise 40 Millionen Kubikmeter Stein zu Tale. 457 Menschen starben im Rutsch, Goldau war verschüttet, der Lauerzersee deutlich kleiner als zuvor.

Schön und schrecklich

Ich musste wieder an diesen Zusammenhang von schön und schrecklich denken, als ich durch den Natur- und Tierpark Goldau ging. Er liegt exakt im Bergsturzgebiet; auch er zieht aus jenem Desaster seinen Reiz: überall gewaltige Brocken, um die die Wege neckisch kurven.

Dass ich den Zoo aufsuchte, hat mit einer neuen Attraktion zu tun. Zu ihr gleich – doch zuerst etwas zum Wanderaspekt: Der Zoo bietet drei Rundwege, die man aneinanderhängen kann; mit dem Plänli, das man an der Kasse fasst, fällt das leicht. Wenn man «Fisch und Vogel», «Fels und Wald» sowie «Bär und Wolf» alle gemacht hat, ist man, je nach Tempo und Schaulaune, zweieinhalb bis dreieinhalb Stunden gegangen. Zoowandern, auch eine Wanderart.

Caminadas Riese

Ich hatte Nebel erwischt, der sich gegen Mittag Gott sei Dank lichtete. Denn nun wollte ich die erwähnte neue Sehenswürdigkeit testen. Von einem «Waldmenschen» schrieb kürzlich die «SonntagsZeitung». Wie ein schreitender Riese wirkt der neue Aussichtsturm auf einer markanten Anhöhe des Zoos tatsächlich. Er besteht aus zwei getrennten Holzkörpern, die sich gegen oben zu einem einzigen vereinen. Ersonnen hat ihn der bekannte Bündner Architekt Gion A. Caminada.

Schön ist das massive Ding: lichtes Holz, aussen Weisstanne, innen Fichte. Oben auf 29 Metern genoss ich den Ausblick auf die nunmehr ins Helle gerückte Nahwelt: Ich blickte zur Rigi, in deren Bändern Schnee klebte, blickte hinauf zum Rossberg, von dem einst der Fels kam, mochte aber auch den Anblick des nahen Lauerzersees.

Eine grossartige Sache, ich kann diesen Tierpark umso mehr allen Familien empfehlen, als zum Teil Wild frei herumläuft, Mufflons zum Beispiel; zwischen den zutraulichen Tieren und den Kindern kommt es zu zarten Begegnungen. Und den Turm muss man bestiegen haben, liebe Architekturliebhaber.

Und dann?

Ich verliess den Tierpark, ging wieder zum Bahnhof Arth-Goldau, das dauerte gut zehn Minuten. Unterwegs überlegte ich, mit welcher meiner vielen Routen in der Gegend man die Unternehmung am besten kombiniert. Der Rossberg käme infrage, freilich ist die Besteigung des Wildspitz, wie dessen höchster Gipfel heisst, mit anschliessendem Abstieg zum Ägerisee tagfüllend. Dasselbe gilt für die Wege zur Rigi.

Wer den Zoo am Morgen besucht und nach dem Zmittag noch ein wenig Gehlust übrig hat, dem oder der empfehle ich daher etwas anderes: Vom Bahnhof Arth-Goldau aus in einer Stunde nach Lauerz durch einen Zauberwald. Das Goldseeli inmitten des Naturreservats kann man umrunden und fühlt sich in eine andere Welt versetzt. Am Schluss, vor der blauen Weite des Lauerzersees, fühlt man sich beglückt. Bis wieder der Gedanke kommt: und alles wegen der Katastrophe!

++

Unternehmung 1: Vom Bahnhof Arth-Goldau in knapp zehn Minuten zum Eingang des Natur- und Tierparks Goldau. Er ist das ganze Jahr durch täglich geöffnet. Bei der Kasse bekommt man ein Plänli. Es gibt drei Rundgänge: «Fisch und Vogel», «Fels und Wald» sowie «Bär und Wolf»; man kann sie gut aneinanderhängen. Geht man gemütlich und verweilt, braucht man 3 Stunden, ist man schnell unterwegs, reichen 2 Stunden. Zum Tierpark gehört das zentral gelegene Restaurant Grüne Gans, auch gibt es Rastplätze mit Grillstelle, Snackshops und Spielplätze. Der Caminada-Turm ist im Plänli eingezeichnet. Am Schluss geht man wieder zum Bahnhof Arth-Goldau.

Unternehmung 2: Bestens passt dazu als Anschlussroute eine Kurzwanderung. Vom Bahnhof Arth-Goldau auf dem Wanderweg via Goldseeli nach Lauerz. Gehzeit eine Stunde, kaum Höhendifferenz.

Wanderkarte: 235 T Rotkreuz, 1:50’000.

GPX-Datei zu Unternehmung 2: Hier downloaden.

Charakter: Angenehme Sache, zuerst ein Zoo, dann die kurze Wanderung nach Lauerz. Im Zusammenspiel ist das doch eine mittlere Anstrengung. Die Einheit der Materie beider Unternehmungen ist durch die Gestalt der Landschaft gegeben, sie ist geprägt vom Bergsturz des Jahres 1806: Überall haushohe Findlinge, die von Moos überwachsen sind und das Gelände mysteriös und mystisch machen.

Höhepunkte: Im Zoo das Eulen-Uhu-Gehege und natürlich der Caminada-Turm mit der Aussicht weitum von oben. Unterwegs nach Lauerz das Goldseeli.

Kinder: Perfekter als perfekt.

Hund: In den Zoo darf er nicht.

Einkehr: Im Zoo das Restaurant Grüne Gans. Auf dem Weg vom Bahnhof Arth-Goldau zum Zoo passiert man diverse Lokale, auch in Lauerz kann man einkehren.

Wanderblog: Täglich ein Eintrag auf Thomas Widmers privatem Journal.

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Der Beitrag Magisches Zoowandern erschien zuerst auf Outdoor.

Kamels Kamele

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Diese Woche von Oberglatt nach Oberrüti (ZH)

  • Es wird noch schöner: Unterführung in Oberglatt

  • Der Hirschen Oberglatt.

  • In der Hirschenbrücke.

  • Die Glatt aus der Brücke besehen.

  • Ben's Kamelfarm.

  • Voilà die Kamele.

  • Am Flughafenzaun.

  • Im Planespotterbeizli Route 90 Grill and More.

  • Das Beizli.

  • Hier kommt einer.

  • Schöne Lichter der Reisewelt.

  • Kurz vor Seeb.

  • Der Abstecher zum Gutshof Seeb lohnt.

  • Römische Mauern.

  • Der Hecht in Seeb ist eine der ältesten Wirtschaften der Schweiz.

  • Blick auf Seeb.

  • Oberrüti. Bald sind wir beim Bus. Wir könnten auch zum Flughafen weiterlaufen.

Der Tag im April ist bereits fixiert, ich werde meine beiden Neffen in Uhwiesen abholen, wo meine Schwester mit ihrer Familie wohnt. Und dann werden wir drei Männer nach Oberglatt fahren und am Bahnhof loslaufen – zwei Überraschungen warten.
Nun hoffe ich, dass die Buben diesen Artikel nicht sehen. Sonst wären die Überraschungen dahin.
Jedenfalls startete ich vor einiger Zeit in Oberglatt zu einer kleinen Wanderung, die den anstehenden Ausflug mit den Neffen inspiriert. Der Anfang war nicht berauschend, die Unterführung fand ich beklemmend. Bei der Sport- und Erholungsanlage Chliriet sah ich an der einen Aussenwand einen Bildschirm. Ich trat näher, gezeigt wurde ein altes Foto: Oberglatt 1924. Wie reizend klein das Dorf einst war mit Feldern rundum.

Oberglatt damals

Vor der Glatt passierte ich den Hirschen und betrat die überdachte Hirschenbrücke. Hernach war ich in der Grafschaft, wie dieser Ortsteil von Oberglatt heisst. Und gleich kam ein Schild, das mich zu einem Abstecher nach rechts weg vom Wanderweg verleitete: «Ben’s Kamelfarm».
Hier will ich mit meinen Neffen hin, die Farm bietet Kamelritte an. Für mich selber ist das kein Thema: In Ägypten bei den Pyramiden stieg ich ein paar Mal auf ein Kamel, die Ägypter grinsten fies, und der Kamelführer rief hinauf: «Give me more Bakschisch.» Zahlte man nicht nach, trieb er das Kamel in eine unsanfte Gangart, sodass man einen Sturz riskierte.

Die Kamelfarm von Oberglatt wird von einem gebürtigen Südtunesier geführt; er heisst Kamel Ben Salem. Der arabische Name bedeutet nicht etwa «Kamel», sondern «Vollkommenheit». Auf der Farm kann man übrigens auch – gefrorene – Kamelmilch kaufen. So weit Überraschung eins für die Neffen.

Punsch unter den Flugzeugen

Ich wanderte weiter, langte am Zaun des Flughafens an und erreichte einige Zeit später, wieder auf dem Wanderweg, Überraschung zwei. Nämlich das Planespotter-Beizli «Route 90 Grill and More» am Nordende des Flughafens. Drinnen nahm ich einen Punsch. Ein Bildschirm zeigte, welche Flugzeuge grad im Anflug waren. Zum Greifen nah sanken sie über uns Richtung Piste.
Durch den Wald und über sumpfigen Boden kam ich nach Seeb und beschloss, wieder einen Abstecher zu machen, zum römischen Gutshof, weit ist das nicht. Ich kenne die Anlage schon: ein Geviert mit Herrenhaus und Nebengebäuden und Ställen, einem Badehaus, einem Kalkofen.

Stützlifüfzg

Wäre der Gutshof die dritte Überraschung für die Neffen? Archäologie ist kein Kinder-Event, ich könnte mir vorstellen, dass die Buben das, was mich begeistert, langweilig fänden. In Seeb nahm ich an der Strasse einen Kaffee im Hecht. Seit 600 Jahren ist er eine Wirtschaft. Der Zweitname «Stützli­füfzg» reicht zurück in den Zweiten Weltkrieg, als die Soldaten hier gern tranken. Drei Bier kosteten einen Franken fünfzig, die Wirtin sprach beim Einkassieren von einem «Stützlifüfzg»; ich habe das in einer früheren Kolumne erwähnt.
Langsam kam die Sonne. Ich fand eine hübsche Verlängerung, den Wanderweg hinauf nach Oberrüti. Unterwegs kam ich an einer Christbaumplantage vorbei und dachte: Ja, die nächsten Weihnachten kommen schneller, als man meint. Aber zuerst soll es jetzt April werden. Ich freue mich auf die Neffen.

Der Tag im April ist bereits fixiert, ich werde meine beiden Neffen in Uhwiesen abholen, wo meine Schwester mit ihrer Familie wohnt. Und dann werden wir drei Männer nach Oberglatt fahren und am Bahnhof loslaufen – zwei Überraschungen warten. Nun hoffe ich, dass die Buben diesen Artikel nicht sehen. Sonst wäre die Überraschung dahin.

++

Route: Oberglatt, Station – Sportanlage Chliriet – Sack – Hirschenbrücke über die Glatt – Grafschaft – Umweg Richtung Hof/Zälgli zu Ben’s Kamelfarm – Neuwies – Gmeindhau – Breiten (hier mündet der Umweg wieder in den Wanderweg) – Route 90 Grill and More – Mooren – Seeb – Abstecher zum römischen Gutshof und retour nach Seeb – Hungerbühl – Hofwies – Oberrüti (Busstation «Winkel, Oberrüti»).

Wanderzeit: 2 1/2 Stunden.

Höhendifferenz: 178 Meter auf-, 130 abwärts.

Gute Fortsetzung: Von Oberrüti via Homberg und Nägelimoos in 1 3/4 Stunden zum Flughafen Zürich.

Wanderkarte: 215 T Baden, 1: 50 000.

GPX-Datei: Hier downloaden.

Retour: Von Oberrüti mit dem Bus zum Flughafen Zürich.

Charakter: Ein wilder Mix. Agglo, Moorflächen, Wald, die Pisten des Flughafens mit röhrenden Maschinen und der Waffenplatz von Kloten-Bülach.

Kamelfarm: Ben’s Kamelfarm ist offen bis 31. Oktober, Mi bis So offen 13.00 bis 18.00 Uhr.

Ausgrabung: Der römische Gutshof bei Seeb ist auch ein Freiluftmuseum. Ein Teil der Ausgrabungen wird durch einen Bau geschützt, er ist bis Ende Oktober Sa von 13 bis 17 Uhr und So von 11 bis 17 Uhr. Bei Regenwetter ist er geschlossen, dann kann man immerhin die Mauern anschauen und Infoplakate lesen.

Höhepunkte: Der Anblick der trägen Glatt. Die Kamelfarm. Und die einschwebenden Flugzeuge vom Beizli am Nordende des Flughafens aus.

Kinder: Perfekt.

Hund: Ohne Kamele sicher passend.

Einkehr: Zum Beispiel im historischen Hecht in Seeb (Gemeinde Winkel). Ruhetag Mo.

Wanderblog: Täglich ein Eintrag auf Thomas Widmers privatem Journal.

++

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Zwei Ostereier am Wanderweg

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Diese Woche von Stein am Rhein nach Ramsen und retour (SH/DE)

  • Wir kommen vom Bahnhof zur Brücke und haben vor uns Stein am Rhein mit der Burg Hohenklingen.

  • Herrlich die Altstadt.

  • Ein Königreich für ein Pferd! Treppenweg zur Burg.

  • Gleich sind wir oben.

  • Der adelige Blick auf Stein.

  • Aufstieg zum Özenberg.

  • Riedern, ein deutsches Grenzdorf.

  • Das Waldheim ist ein deutsches Schulheim.

  • Ramsen voraus.

  • Im Hirschen essen wir gut.

  • Die Biber, die zwischen zwei Nationalitäten pendelt.

  • Ein ARA-Turm grad wie ein Osterei.

  • Wolkenstein, die Aussichtsterrasse.

  • Hier die zugehörige Aussicht.

  • Wieder unten in Stein, jetzt setzt es ein Bier.

Wir starten am Bahnhof von Stein am Rhein, halten hinüber in die Altstadt, kommen dabei am Kobane-Imbiss vorbei; hier gibt es Döner. Erinnert man sich noch an Kobane? Das ist die kurdische Stadt, die von der Soldateska des Islamischen Staates schrecklich heimgesucht wurde.

Nach der Rheinbrücke landen wir in so friedlichem wie touristischem Ambiente. Steins Altstadt ist ein Bijou, bemalte Fassaden, Erker, man möchte verweilen.

Bloss haben wir bereits von der Brücke aus die Burg Hohenklingen gesehen; sie zieht an durch ihre herrische Stellung hoch über dem Rhein. Wir steigen auf, der Treppenweg bringt uns ein erstes Mal ins Schwitzen. Die Belohnung ist oben der Blick auf den Rhein, der tief unten als Band sich zieht. Allerdings ist er wie der Tag eher grau als blau.

Die drei Grazien von Riedern

Im Restaurant könnten wir einkehren, aber wir sind dafür noch zu wenig bedürftig. Auf guten Waldwegen ziehen wir weiter, andere Wanderer sehen wir nicht. Vor dem Özenberg gibt es Varianten: Wir können auf dem kleinen Strässchen in den deutschen Ort Riedern halten, auf einigen Karten ist diese Option als Wanderweg eingezeichnet. Oder wir steigen auf den Özenberg, der eher eine Hochebene als ein Berg ist, und nehmen den Feldweg hinab nach Riedern. Wer eine Karte hat, sieht gleich, was ich meine.

In Riedern sehen wir keinen Menschen, bloss drei Katzen, die sich graziengleich auf einer Haustreppe präsentieren. Schon wieder geht es nun aufwärts zum Waldheim, einem Riegelbau, der als Schulheim dient. Gleich sind wir danach wieder in der Schweiz und steigen ab via Eichholz in die weite Ebene von Ramsen. In dem Grenzdorf gibt es übrigens einen Weiler namens Moskau. Wir aber denken nur an eines: Hunger! Hirschen! Essen.

Das Essen im Hirschen ist sehr gut, wir sind jetzt schon glücklich. Das Tischgespräch am Laufen halten neben dem Schaffhauser Roten die Loverooms. Der Hirschen bietet verliebten Pärchen oder Pärchen, die an der Verliebtheit arbeiten wollen, luxuriöse Zimmer mit Sektfrühstück und dergleichen.

Handy sei Dank

Das nächste Stück Richtung Süden bis zum Weiler Bild ist erneut wanderweglos. Wir gehen in Ramsen zum Flüsschen Biber, das übrigens auf den gut 30 Kilometern seiner Existenz mehrmals die Grenze Schweiz-Deutschland überquert. Folgen der Biber. Kommen zur ARA Hegau-Bibertal, die uns mit zwei rostroten Ostereiern im Riesenformat überrascht. Das sieht wirklich so aus, ich schwöre es! In Wahrheit handelt es sich unromantisch um die Faultürme.

Bei Bild könnten wir ohne Anstrengung weiter flachwandern und so wieder Stein zustreben. Wir nehmen den anstrengenden Bergweg und erklimmen den Wolkensteinberg. Oben bekommen wir bei der Burgruine auf einer Terrasse mit flatternder Schweizer Fahne das zweite Mal eine grosse Aussicht serviert, die freilich das zweite Mal unter dem Dunst leidet.

Bald darauf sind wir in Stein. Die Tour war toll, und ebenso toll ist dies: Jetzt trinken wir einen. Zuerst allerdings müssen wir uns sammeln – zum Stil meines Grüppchens gehört nämlich, dass die einen etwas schneller laufen, die anderen etwas langsamer. Und manchmal verliert man sich an irgendeiner dubiosen Abzweigung mal für ein Stündchen aus den Augen.

Handy sei Dank, ist das alles kein Problem. Prost, Leute, das war gut!

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Route: Stein am Rhein, Bahnhof – Altstadt – Burg Hohenklingen – Ergeten – Özenberg – Riedern (D) – Waldheim (D) – Eichholz – Ramsen – Weg an der Biber – ARA – Bild – Ruine Wolkenstein – Hoppihoo – Stein am Rhein, Altstadt – Stein am Rhein, Bahnhof.

Wanderzeit: 5 3/4 Stunden.

Höhendifferenz: je 590 Meter auf- und abwärts.

Wanderkarte: 405 T Schaffhausen-Stein am Rhein, 1: 50’000.

GPX-Datei: Hier downloaden.

Kürzer: In Ramsen nach 3 1/2 Stunden aufhören. Je 400 Meter auf- und abwärts.

Charakter: Herrliche Abwechslung. Aussichtsreich dank den zwei Burgstellen. Einsam im Wald zwischen Hohenklingen und Ramsen. Flach um Ramsen.

Höhepunkte: Der Weitblick von der Burg Hohenklingen und später von der Terrasse Wolkenstein. Der Zmittag in Ramsen. Die zwei Faultürme wie Ostereier bei der ARA Hegau-Bibertal. Das Schlussbier in der stimmungsvollen Altstadt von Stein.

Kinder: Machbar, etwas weit. Vorsicht bei den beiden Burgruinen.

Hund: Gute Sache.

Wichtig: ID nicht vergessen, wir wandern zeitweise in Deutschland.

Einkehr: Natürlich in Stein am Rhein. Auf Hohenklingen, Öffnungszeiten hier. Ramsen, Hirschen: Mo Ruhetag, Di erst am Abend offen. Unter der Woche an den Nachmittagen geschlossen.

Wanderblog: Täglich ein Eintrag auf Thomas Widmers privatem Journal.

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Ronja, der Dreck und die Feuerwehr

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Diese Woche eine Rundwanderung im Fricktal von Eiken aus (AG)

  • Leicht unscharf, aber lustig: Getränkeautomat in der Bahnhof-Unterführung Eiken.

  • Einige Zeit nach dem Start, bald geht es aufwärts.

  • Ein erstes Mal an diesem Tag schwitzt das Trüpplein.

  • Zwischen Chinz und Warthof.

  • Abstieg nach Kaisten.

  • Die Kirche von Kaisten, jetzt geht es wieder aufwärts.

  • Typisch Fricktal: grüne Wiesen, bewaldete Kämme.

  • Die fünf Minuten weg von der Direttissima lohnen: der Heubergweiher.

  • Nur noch Minuten, dann sind wir in Laufenburg. Und am Rhein.

  • Interessantes Wanddekor in Laufenburg.

  • Interessant auch die Küche, die wir uns gönnen.

  • Huhn mit Reis. Eindeutig indisch.

  • Ade, Laufenburg.

  • Der Weg nach Sisseln. Zu einem guten Teil gehen wir auf Naturboden.

  • Gegen Ende haben wir es nicht mehr mit dem Rhein zu tun. Sondern mit der Sissle.

Oh du lieber Schmuddelfrühling. Es nieselt, die Wiesenwege sind versumpft, die Schuhe machen Schmatzgeräusche. Ich sehe das Schandszenario vor mir: Das wird ein Tag, an dem wir mittags im Restaurant Spuren hinterlassen werden.

Aber noch ist es nicht so weit. Kennen alle Eiken? Ein Dorf mitten im Fricktal, so stattlich wie langgezogen. Das Flüsschen, das hier fliesst, heisst Sissle; mit ihm werden wir es später noch zu tun bekommen.

Im tropfenden Wald

Wir starten am Bahnhof Eiken, sind bald im Grünen und im tropfenden Wald, steigen auf, erobern den Chinz, wie der erste Hügel des Tages heisst. Ebenaus ziehen wir danach vorwärts zum Warthof mit seinen Pferden, steigen wieder ab durch den Wald; nun sind wir in Kaisten.

«Chaischte» kommt mir geborgen vor in seiner Klus zwischen zwei Höhenzügen. Den einen haben wir hinter, den anderen vor uns; wir machen uns an den Heuberg. Rundum erhöhte Wiesenplateaus und Waldhügel, darunter weit hinten ein Kamm wie mit einem Lineal gezogen. Wenn ich nur wüsste, wie er heisst; ich werde auch nach Studium meiner Karte nicht schlüssig.

Wir wollen, können aber nicht einkehren

Auf dem Heuberg gibt es ein Restaurant, den bäuerlich geprägten Rütihof. Toll, wir kehren ein. Nun ja, wir kehren nicht ein. Die Wirtschaft öffnet um elf, wir sind mindestens eine Viertelstunde zu früh und mögen nicht warten. Also weiter. Tiefer unten gönnen wir uns den Abstecher zum Heubergweiher.

Abwärts, abwärts, abwärts, dann sind wir im Städtchen Laufenburg. Ich muss grad an die Filmemacherin Güzin Kar denken, eine liebe Bekannte; in einem ihrer Filme war ich einmal Statist in einem Waschsalon. Güzins Erstling «Lieber Brad», ein schöner Aargauer Liebesreigen, wurde zu einem guten Teil in Laufenburg gedreht; hier ist sie selber aufgewachsen.

Suizidal? Ach was!

Laufenburg empfängt uns irgendwie schlecht. So manches Lokal hat gerade geschlossen. Daher gehen wir nach der Altstadt-Tour wieder zum Bahnhof. Dort steht ein alter Kasten, das Castillo, wo man freundlicherweise drei Küchen anbietet: italienisch, mexikanisch, indisch. Und vor allem haben die offen. Ich esse Biryani, einen Reistopf mit Poulet, wunderbar. Freilich bin ich drauf und dran, die Feuerwehr zu alarmieren, als ich sehe, wie Wanderfreundin Ronja scharfe Ware noch und noch in ihr Essen mischt; dabei ist sie überhaupt nicht suizidal, sondern ganz vergnügt nach dem schönen Vormittag.

Nachdem wir gegessen, getrunken, bezahlt und uns mit einem verschämten Blick unter den Tisch von dannen gestohlen haben, wo tatsächlich einiger Dreck liegt, den man wenigstens leicht aufwischen kann – nach alledem machen wir uns an die Nachmittagsetappe.

Rückenschonender Weg

Sie führt uns den Rhein entlang nach Sisseln und begeistert. Lange Abschnitte der Strecke verlaufen abseits von Häusern. Und mein Rücken – mein Problem-Körperteil – darf sich über Naturbelag freuen; an einigen Stellen hat es gar feinen Sand.

Ronja geht weiter vorn und wirkt ganz normal, ich hätte an ihrer Stelle Bauchweh. Bei Sisseln biegen wir ab nach Eiken. Wir tauschen somit den Rhein ein gegen ein kleineres Fliessgewässer, die Sissle. Sie legt frohe Kurven ins Gelände, und so sind wir selber am Ende in Eiken bester Laune. Wieder einmal hat uns das Fricktal eine tolle Route geschenkt; wieder einmal denke ich: Wir werden wiederkommen!

++

Route: Eiken, Bahnhof – Chinz – Warthof – Kaisten – Heuberg – Heubergweiher (kurzer Abstecher) – Laufenburg, Bahnhof – Altstadt, Rhein – Uferweg – Elektrizitätswerk – Sisseln – Uferweg Sissle – Eiken, Bahnhof.

Wanderzeit: 5¾ Stunden.

Höhendifferenz: Je 505 Meter auf- und abwärts.

Wanderkarte: Am praktischsten ist die Kümmerly+Frey-Karte 1: 60’000 «Basel-Aarau».

GPX-Datei: Hier downloaden.

Kürzer: Nach gut 3 Stunden die Wanderung in Laufenburg beenden.

Charakter: Zweigeteilte Wanderung. Zuerst über die Hügel des Fricktals mit Auf und Ab und einigen coupierten Passagen. Danach Flusswanderung am Rhein sowie der Sissle. In der Mitte eine schöne Altstadt.

Höhepunkte: Die Weite des Fricktals vom Heuberg aus. Der schöne stille Heubergweiher. Die Altstadt von Laufen. Die Abschnitte am Rhein ohne Häuser und auf Naturboden.

Kinder: Keine besonderen Probleme. Vorsicht am Rheinufer!

Hund: Pures Glück in Wegform.

Einkehr: In den Dörfern. – Rütihof auf dem Heuberg. Mo/Di Ruhetag. Mi bis Sa ab 11 Uhr. So ab 10 Uhr. – Laufenburg, Restaurant Castillo beim Bahnhof: Mo Ruhetag. Di bis Sa von 14 bis 17 Uhr geschlossen. So durchgehend.

Wanderblog: Täglich ein Eintrag auf Thomas Widmers privatem Journal.

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Die unbelehrbare Katze

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Diese Woche von Cham via Obfelden zur Station Bonstetten-Wettswil (ZG/ZH)

  • Kurz nach Wanderstart im Villettepark in Cham.

  • Cham spielt Venedig.

  • Das Gebäude von Tesla.

  • En Guete!

  • Das Kloster Frauenthal. Wir machen den kurzen Abstecher.

  • Nun geht es Richtung Maschwanden.

  • In Maschwanden machen wir Pause.

  • Die Maschwander Allmend in ihrem unverkennbaren Braun.

  • Tod eines Flusses: die Lorze (links) mündet beim Rüssspitz in die Reuss.

  • Obfelden voraus!

  • Nach dem Zmittag geht es über den Isenberg.

  • Bald sind wir in Hedingen.

  • Die Station von Hedingen.

  • Zum Schluss gibt es eine schöne Höhenwegpassage.

  • Kurz vor der Station Bonstetten-Wettswil. Hinten der Uetliberg.

Ein «Williwälli» ist im Appenzellerland eine Person, die nicht weiss, was sie will. Die Lorze, die den ersten Teil unserer Wanderung prägt, scheint mir ein solcher Williwälli. Von Norden her strömt sie unweit von Zug, durch einen neuzeitlichen Kanal verdoppelt, in den Zugersee. Und gleich macht sie rechtsumkehrt und verlässt den See ganz nah bei Cham wieder Richtung Norden.

Wir starten in ebendiesem Cham, von den Einheimischen «Chom» ausgesprochen, am Bahnhof. Als Erstes gehen wir durch den Villettepark, den einst ein Zürcher Bankier und Handelsmann anlegte; heute erfreut die Anlage alle Welt. Dann sind wir bei der Lorze und nehmen wie sie Kurs gen Norden. Auf dem ersten Abschnitt ist der Fluss inmitten von Häusern und Fabriken eng gefasst, angesichts der hohen Wände, der Stege und Brücken fühlen wir uns wie in Venedig.

Geniale Erfindung Pavatex

Immer wieder passieren wir Infoschilder eines Industriepfades. Interessantes Detail: Pavatex wurde in der Papierfabrik Cham erfunden, die die Vision hatte, aus ihren Holzabfällen stabile Platten zu pressen. Das war 1932.

Allmählich kommen wir ins freie Land, geprägt von der Landwirtschaft. Rumentikon ist schnell durchzogen. Grossartig der Anblick des Klosters Frauenthal auf einer Insel der Lorze. Wir leisten uns den Fünf-Minuten-Abstecher, schauen uns um. Seit 1231 besteht das Kloster. Zisterzienserinnen bewohnen es, jener Orden hat eine Affinität zu flachem, flussnahem Gelände und zur Müllerei. Schade, ist der Klosterladen gerade zu, wir hätten gern einen Imbiss gekauft.

Rösti bei Monsieur Yvon

Macht nichts, bald sind wir in Maschwanden, der Volg hat offen, es gibt Kaffee, die beiden Raucherinnen rauchen draussen auf der Treppe eine. Hernach streben wir weiter dem Albisriegel zu, der den Horizont zeichnet. Zur Linken zeigt sich etwas abgesenkt eine Ebene, die sich durch ihr sumpfiges Braun von den Wiesen rundum abhebt. Es ist die Maschwander Allmend, die weiter vorn in den Rüssspitz übergeht. 127 Hektaren gross, ist dies eine der letzten grossen Riedflächen des Schweizer Mittellandes. Eine Heimstatt der Vögel.

Im Rüssspitz endet die Lorze, indem sie sich in der Reuss auflöst; adieu, du bist uns ans Herz gewachsen, Williwälli. Nach kurzer Andacht steigen wir hinauf nach Obfelden. Dort gibt es Zmittag. Die Rösti im Löwen, serviert von Monsieur Yvon, wie sich der Wirt draussen auf dem Schild nennt, schmeckt.

Tod eines Vogels

Dreieinviertel Stunden haben wir gebraucht, das ist respektabel, wir könnten heimfahren. Aber das Wetter ist dafür zu gut. Und so geben wir zweidreiviertel Stunden zu. Wir gehen über den Isenberg, halten via Zwillikon nach Hedingen und steigen wieder auf. Sehr schön danach der Weg am Hang, eine Art Höhenweg. Noch kurz durch Bonstetten, dann langen wir bei der Station Bonstetten-Wettswil mit der S-Bahn nach Zürich an.

Jede Wanderung hat ein Bild, das bleibt. In diesem Fall ist es eine Momentaufnahme etwas ausserhalb von Rumentikon: Eine Katze duckt sich ertappt ins Gras. Sie hat einen Vogel in der Schnauze, dessen letztes Drittel samt Schwanzfeder herausschaut. Mir fällt eine Bekannte auf, eine Frau, die ihre Katze über die Jahre immer neuen Gesprächssitzungen unterzieht und ihr erklärt, dass man Vögel und Mäuse nicht totbeissen darf. Nützen tut es nichts. Die Katze ist therapieresistent und jagt nach wie vor.

++

Route: Cham, Bahnhof – Cham, Villettepark – Rumentikon – Frauenthal – Islikon – Maschwanden – Rüssspitz (Mündung der Lorze in die Reuss) – Obfelden – Isenberg – Zwillikon – Hedingen – Bonstetten – Bonstetten-Wettswil, Station.

Wanderzeit: 5 Stunden 50 Minuten. Mit dem kleinen Abstecher zum Kloster Frauenthal genau 6 Stunden.

Höhendifferenz: 434 Meter auf-, 322 abwärts.

Wanderkarte: 235 T Rotkreuz und 225 T Zürich, 1:50’000.

GPX-Datei: Hier downloaden.

Retour: Von Bonstetten-Wettswil per S-Bahn direkt nach Zürich oder Zug.

Kürzer: Bis Obfelden braucht man 3 1/4 Stunden, bis Hedingen 4 3/4 Stunden.

Charakter: Viel Abwechslung und nicht allzu viel Hartbelag.

Höhepunkte: Der Weg die Lorze entlang in Cham, eine Art Klein Venedig. Das einsam gelegene Kloster Frauenthal. Der Rüssspitz. Die höhenwegartige Passage vor Bonstetten.

Kinder: Einfach, doch weit.

Hund: Keine Probleme.

Einkehr: In den Dörfern. Löwen in Obfelden: Mo bis Fr Nachmittagspause. Sa durchgehend ab 11.15. So geschlossen.

Wanderblog: Täglich ein Eintrag auf Thomas Widmers privatem Journal.

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Einer der interessantesten Schweizer Orte

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Diese Woche eine Rundwanderung ab Düdingen zur Magdalena-Einsiedelei (FR)

  • Düdingen, Bahnhof, Wanderbeginn. (Bilder: Thomas Widmer)

  • Bald sind wir in freiem Gelände.

  • Weitblick im Sensebezirk.

  • Ottisberg: mysteriöses Auge über dem Kapellenportal.

  • Schön, ist es Frühling. Man hat die Blumen vermisst.

  • Am Schiffenensee.

  • Wegweiser bei der Einsiedelei.

  • Sie liegt etwas abgetieft in der Sandsteinfluh über dem Schiffenensee.

  • Der Lageplan vermittelt einen Eindruck von der Grösse der Anlage.

  • Im Garten. Hinten der See.

  • Erinnert an die Felsklöster von Nordgriechenland: Magdalena-Einsiedelei.

  • Drinnen.

  • Die nahe Autobahn ist das einzige Unromantische.

  • Auf dem Rückweg im ...

  • ... Düdinger Moos.

Vor vielen Jahrhunderten siedelte ein Alemanne namens Dodo oder Dudo nah der Saane. Daraus ist Düdingen geworden, eine der grössten Gemeinden im Kanton Freiburg. Die Saane allerdings gibt es in der Gegend nicht mehr; sie wurde in den 1960er-Jahren zum Schiffenensee aufgestaut.

So weit mein Kenntnisstand zu Düdingen, als wir dort starten. Der Himmel über dem Sensebezirk ist weit, stellen wir fest; doch die Berge sehen wir in der dunstigen Luft nicht. Bald sind wir im freien Land, die Weideflächen goldgelb vom Löwenzahn.

Wir sehen Gott ins Auge

Im Weiler Ottisberg eine kleine Überraschung: eine Kapelle, die offenbar zum nahen Schloss oder vielmehr Schlösslein gehört. Sie ist leider zu. Was uns fesselt, ist über dem Portal das Auge in einem Dreieck, von dem Sonnenstrahlen ausgehen. Wenn mich meine symbolkundlichen Kenntnisse nicht täuschen, handelt es sich um das «Auge der Vorsehung». Gottes Auge in der Dreifaltigkeit.

Bald der nächste Weiler, Alberwil. Und dann der Schiffenensee. Die bewaldete, enorm steile Uferflanke ist nicht begehbar, unser Weg verläuft oberhalb. Schnell kommen wir an unserem Ziel des Tages an. Ein Wegweiser zeigt unweit von Räsch die Magdalena-Einsiedelei in der erwähnten Uferflanke an. Ein Wunder, dass sie nicht viel bekannter ist – jedenfalls schnappen wir bei der Annäherung nach Luft und sind begeistert. Bloss die nahe Autobahnbrücke dämpft unseren Enthusiasmus.

28 Jahre Arbeit an der Klause

Die Magdalena-Einsiedelei: ein Sammelsurium von Räumen, die in den Sandstein des Uferfelsens über dem Schiffenensee gehauen wurden zu einer Zeit, als es diesen noch nicht gab. Zwei fromme Männer, Johann Dupré und Johann Liecht, schufen die Anlage zwischen 1680 und 1708 aus dem Geiste der tätigen Meditation. Sie legten über der Saane eine Klause an, die den Besucher ein wenig an die berühmten Felsklöster von Nordgriechenland erinnert.

Ein Plan am Eingang erklärt die Räume von Sakristei über Vorratskammer bis Heizraum, die wir im Folgenden durchschreiten. Stellenweise sind die Wände mit Graffiti der Besucher vollgekritzelt, auch sind die Antlitze von Jesus und der Gottesmutter in den weichen Stein gemeisselt. Ein Wunder für sich der gewellte Boden. Es handelt sich um 20 Millionen Jahre alte fossile Sanddünen.

Abkürzung wegen Hungers

Am Ende haben wir Hunger. Um möglichst schnell zum Landgasthof Garmiswil im gleichnamigen Weiler zu gelangen, improvisieren wir; der Wanderweg vollzieht eine unmögliche Schleife. Via Räsch und den Chiemiwald sind wir schnell dort, wer eine Karte mitnimmt, kann diese Variante, stellenweise auf Hartbelag, nicht verpassen.

Im Landgasthof tafeln wir der Grösse des Tages angemessen opulent. Der letzte Abschnitt der Route macht hernach noch einmal Spass. Wir gehen wieder hinauf zum Chiemiwald, geraten in das nordische Ambiente des Düdinger Mooses mit Riedflächen und Weiherlein.

Und also dürfen wir das Fazit formulieren: Dodo hat damals gut gewählt. Und die Magdalena-Einsiedelei ist mit Sicherheit einer der interessantesten Schweizer Orte.

++

Route: Düdingen, Bahnhof – Ottisberg – Alberwil – Wittenbach – Einsiedelei. Retourweg zum Teil abseits der Wanderwege: Räsch – Chiemiwald – Garmiswil (Abstecher zum Restaurant) – Chiemiwald – Düdinger Moos – Underzelg – Düdingen, Bahnhof.

Wanderzeit: 3 Stunden.

Höhendifferenz: je 185 Meter auf und ab.

Wanderkarte: 242 T Avenches, 1:50’000.

GPX-Datei: Hier downloaden.

Charakter: Leichte Wanderung, meist flaches Gelände. Weite Horizonte. Einige Teile auf Hartbelag. Und als Ziel ein grandioser Bau.

Höhepunkte: Der hübsche Weiler Ottisberg mit Schloss und Kapelle. Der tiefblaue Schiffenensee. Natürlich die Magdalena-Einsiedelei. Und das Düdinger Moos.

Einsiedelei: Hier der Link zum Prospekt mit den Öffnungszeiten.

Kinder: Keine Probleme.

Hund: Keine Probleme.

Einkehr: Landgasthof Garmiswil. Mo/Di geschlossen. Pfingstmontag offen.

Schlafen im Stroh: Familie Zimmermann, Ottisberg, 026 493 14 70.

Wanderblog: Täglich ein Eintrag auf Thomas Widmers privatem Journal.

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Aufs Eiffeltürmli

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Diese Woche über den Schleifenberg, Liestals Hausberg (BL)

  • Es geht los: Am Bahnhof von Liestal.

  • Auf der Brücke über die Ergolz, oben rechts der Schleifenberg-Turm.

  • Am Hang gewinnen wir Höhe.

  • Schöner Waldweg.

  • Rote Fluh, Aussichtspunkt mit Hag.

  • Blick von der Roten Fluh.

  • Wir sind oben: Auf dem Schleifenberg.

  • Auf der Turmtreppe.

  • Abgang durch den Wald.

  • Wieder an der Ergolz.

  • Das Schild ist nicht für uns Wanderer.

  • In Liestal, sympathisches Schild.

  • Pouletspiessli im Café Azizi: Liestal ist auch Kabul.

Man will als Wanderer die hiesigen Hausberge bestiegen haben, Berns Gurten, Zürichs Uetliberg, Basels St. Chrischona – verflixt, an dieser Stelle fällt mir ein, dass ich nie auf dem Salève war, dem Hausberg von Genf, der übrigens auf französischem Gebiet steht. Der Salève kommt jetzt gleich auf meine Wunschliste.

Aber der Schleifenberg, der Hausberg von Liestal, der ist mein. Blenden wir zurück, wie das an jenem Tag war …

Gut, ist da ein Zaun

Wir starten am Bahnhof von Liestal, Hauptort des Kantons Basel-Landschaft, und halten hinab zur Ergolz, die wir auf der Strassenbrücke queren. Die Altstadt haben wir mehr oder minder missachtet, die wollen wir am Schluss besichtigen.

Vor Augen haben wir nun einen breiten, ziemlich steilen Waldriegel. Den Schleifenberg eben. Die Kuppe rechts mit dem Turm ist insbesondere unser Ziel. Der Wanderweg zieht aber zuerst nach links. Dann am Hang eine Spitzkehre, und wir sind eingespurt. Mal auf schmalem, mal auf breitem Pfad geht es, stets im Wald, kontinuierlich aufwärts; das wäre eine gute Route für heisse Tage. Eine schöne Überraschung ist die Rote Fluh, sie bietet einen schwindelerregenden Tiefblick; gut, hat man so hart am Abgrund einen Zaun montiert.

Fünfzigräppler mitnehmen!

Bald darauf sind wir oben. Die Gartenwirtschaft, von einem Verein betrieben, ist – wir haben Samstag – zu; es handelt sich um eine reine Sonntagswirtschaft. Kein Problem, wir werden später in Liestal tafeln. Der Turm aus dem Jahre 1900, ein Stahlbau, erinnert ein wenig an den Eiffelturm. Ein Eiffeltürmli, witzeln wir, er ist nicht einmal 30 Meter hoch.

Fünfzig Rappen kostet am Drehkreuz der Eintritt. Der Return on investment – jawohl, ich kann auch Wirtschaftsspeak – ist sehr befriedigend, stellen wir oben fest. Der Blick reicht über die bewaldeten Plateaus rundum, aber auch Richtung Basel, zu den Vogesen und zum Schwarzwald. Ein Dreiländerblick also. Was wir nicht sehen, sind die Alpengipfel, dafür ist der Himmel etwas zu dunstig.

Eine gute Sache, dieser Hausberg, den wir uns da angeeignet haben, im Portefeuille der Erinnerungen abgelegt, sozusagen. Jetzt halten wir abwärts Richtung Stächpalmehegli – hübscher Name. Einige Zeit später sind wir wieder unten an der Ergolz. Wir queren gleich auch die ihr zustrebende Frenke und arbeiten uns durch die Vorstadtzone in das Zentrum von Liestal.

Liestal ist auch Kabul

Dessen Altstadt hat Cachet. Wir flanieren, wobei ich zugebe, dass sich in die theoretisch zweckfreie Tätigkeit ein Motiv mischt, das stärker und stärker wird: Wir haben Hunger. Doch wie das so ist, wenn man zu mehrt unterwegs ist, in diesem Fall zu viert: Die Wahl des richtigen Restaurants ist nicht leicht; in meinem Grüppchen hat es Fleischtiger und Vegetarier und Allergiker.

Am Ende finden wir einen Ort, der allen passt und in mir orientalische Erinnerungen weckt. Nämlich das Café Azizi an der Rathausstrasse. Es bietet afghanische Spezialitäten. Bald habe ich originell gewürzte Pouletspiessli vor mir samt Beilagen. Die Speise schmeckt; für die Zeit, bis wir weiterziehen zum Bahnhof, ist Liestal sozusagen Kabul.

++

Route: Liestal, Bahnhof – Strassenbrücke über die Ergolz – Rote Fluh – Schleifenberg, Turm – Stächpalmehegli – Plänzen – Windetel – Ergolz-Brücke – Bad – Liestal, Altstadt – Liestal, Bahnhof.

Wanderzeit: 2¾ Stunden. Dazu kommt Zeit für die Besichtigung der Altstadt von Liestal.

Höhendifferenz: Je 360 Meter auf- und abwärts.

Wanderkarte: 237 T Liestal, 1: 50’000.

GPX-Datei: Hier downloaden.

Charakter: Allerhöchstens mittlere Anstrengung, am Anfang und Schluss in Liestal Hartbelag. Aussichtsreich dank dem Turm auf dem höchsten Punkt der Route. Die Altstadt von Liestal lädt zum Erkunden.

Höhepunkte: Der jähe Tiefblick von der Roten Fluh. Der Weit- und Rundblick vom Schleifenberg-Turm. Die Altstadt von Liestal.

Kinder: Gute Sache.

Hund: Mitnehmen!

Schleifenberg-Turm: Täglich offen von 6 bis 20 Uhr. Drehkreuz am Eingang, Eintritt 50 Rappen, Münz mitnehmen! Zum Turm gehört auch eine Wirtschaft, siehe unten.

Einkehr: Wirtschaft beim Schleifenberg-Turm, sonntags und feiertags geöffnet von 7.15 bis 18 Uhr. Café Azizi mit afghanischen Spezialitäten, Rathausstrasse 25, Liestal, keine Homepage. Täglich geöffnet, 061 922 00 68.

Wanderblog: Täglich ein Eintrag auf Thomas Widmers privatem Journal.

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Wie Schneewittchens Zwerge

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Diese Woche zum und ins Bergwerk Käpfnach bei Horgen (ZH)

  • Zürich, Schifflände Bürkliplatz, es lebe der öffentliche Verkehr.

  • Auf dem Schiff.

  • Schifflände Horgen, Blick zur Sust (weiss, Mitte), der historischen Umladestation

  • Ade Schiff, wir hattens gut auf dir.

  • Horgen, Seestrasse 279; hier beginnen die Führungen.

  • Fliesse schneller, Zeit, wir wollen los.

  • Unsere Lok.

  • Wir sind aufgereiht, es geht los.

  • Einfahrt.

  • Als Tourist hat man sicher mehr Spass als einst der Bergmann.

  • Unser Führer.

  • Wand mit Kohle-Einlagerungen.

  • Der Stollenplan.

  • Überall gibt es noch Spuren des einstigen Abbaus.

  • Der Herr in der Mitte ist natürlich eine Puppe.

  • Wir fahren retour, es werde Licht.

  • Zum Schluss das Motto am Stolleneingang.

Hintereinander aufgereiht zuckeln wir auf den offenen Wägeli in den Berg. Eng ist der Tunnel, tief hängt die Decke; wir sind froh um unsere Helme in Gelb und Rot, die wir am Eingang gefasst haben. Die Besichtigung des stillgelegten Kohlebergwerks von Käpfnach bei Horgen ist ein Abenteuer.

Mit der Schifffahrt von Zürich nach Horgen hat der Ausflug begonnen. Immer wieder schön, bei der Schifflände Bürkliplatz loszureisen. Ein Kaffee stimmt uns ein auf den heroischen Ritt in den Berg.

Wo Willi wohnte

Da wir etwas früh dran sind, schauen wir uns in Horgen kurz noch um. Ich zeige den anderen das Haus Alte Landstrasse 10 bei der Kirche. In der Wand steckt eine Kanonenkugel. Hier wohnte der Schuhmacher Jakob Willi, Kommandant der «gerechtigkeitsbegehrenden Truppen» im Bockenkrieg 1804. Der Aufstand der Landbevölkerung wurde schnell niedergeschlagen, Willi mit 32 Jahren hingerichtet.

Später ziehen wir auf dem Wanderweg den See entlang Richtung Käpfnach. Zwei Punkte sind bemerkenswert: Erstens die Sust, der alte Umschlagplatz von 1558. Jahrhundertelang war dies ein wichtiger Ort im Handelsverkehr über den Gotthard; auf der Etappe Zürich–Horgen beförderten Schiffe die Ware, danach übernahmen Tragtiere.

Ein gewitzter Deutscher

Zweitens passieren wir bald darauf Horgens Autoquai mit der Fähre hinüber nach Meilen. Kurz vor Käpfnach verlassen wir dann den Wanderweg, gehen hinauf zur Seestrasse, halten ein wenig retour. Wir möchten zu Haus Nr. 279, dem Bergwerkseingang Rotwegstollen. Dort stehen schon einige Leute. Wir haben Samstag, dies ist der Tag für alle, die unangemeldet als Einzelne oder Familien in den Berg wollen; mein Grüppli ist ja auch irgendwie eine Familie.

Bald fahren wir per Bergwerkszügli in den Stollen und fühlen uns wie Schneewittchens Zwerge. Zuvorderst sitzt unserer Führer, ein Deutscher, humorvoll und kompetent, er begeistert auch die quecksilbrigen Kinder. Hier ein paar seiner Fakten: Das Kohleflöz von Käpfnach war schon im Mittelalter bekannt, weil die Kohle im nahen Aabach-Tobel zutage tritt. Im Ancien Régime begann man abzubauen, mit Unterbrüchen währte die Förderung bis 1910. Auch in den beiden Weltkriegen, als Braunkohle begehrt war, schürfte man.

Käpfnachs Kohle stank

Wir steigen aus und folgen dem Führer in einen Nebenstollen. Am Boden Geröll. Staubige Loren zeugen von der einstigen Arbeit; sie war brutal hart, die Bergleute zwängten sich in schmale Schlitze und pickelten in Liegendposition. Eine Puppe verkörpert stilecht den Berufsmann von einst.

Käpfnachs Kohle, übrigens, war nicht besonders gut – hoher Schwefelanteil, sie stank beim Verbrennen und heizte mässig. 1947 war endgültig Schluss mit dem Abbau; heutzutage kümmert sich ein Verein um die Anlagen, ihren Erhalt, die touristische Erschliessung.

Die Anschlussroute nach Hirzel

Als wir das Kohlebergwerk verlassen, das grösste seiner Art in der Schweiz, sind wir beeindruckt. Wir könnten nun das nahe Aabach-Tobel hinaufziehen und Hirzel anpeilen; wer eine wanderliche Fortsetzung sucht, ist mit der Zweieinviertel-Stunden-Route bestens bedient.

Unsereins bleibt der Gemächlichkeit des Tages treu, geht zurück nach Horgen, was wieder 30 Minuten dauert, und nimmt noch einmal das Schiff. Das Gesprächsthema während der Passage retour ist gesetzt: der Bergbau, seine Härten, seine Faszination.

Route: Auf dem Wanderweg von der Schifflände Horgen (oder dem Bahnhof gleich gegenüber) via Sust und Autoquai zum Horgner Ortsteil Käpfnach und zur Horgner Seestrasse 279. Dort beginnen und enden die Führungen.

Wanderzeit: 30 Minuten Schlenderei. Plus ebenso viel für die, die auf demselben Weg zurückgehen.

Verlängerung: Von Käpfnach durch das Tobel des Aabaches (spektakuläre Treppe ganz hinten) und via Arn, Harüti, Höchi hinauf nach Hirzel in zusätzlichen 130 Minuten. Lohnend nicht zuletzt wegen des Zürichsee-Blicks.

Wanderkarte: 225 T Zürich, 1:50’000.

GPX-Datei Horgen – Käpfnach: Hier downloaden.

GPX-Datei Verlängerung Käpfnach – Hirzel: Hier downloaden.

Bergwerk Käpfnach: Die Führungen ins Bergwerk beginnen und enden an der Seestrasse 279. Öffentliche Führungen von April bis Ende November jeweils am Samstagnachmittag von 13 bis 16 Uhr 30 für Einzelpersonen und Familien. Gruppen können zu anderen Zeiten eine Führung buchen, Telefon 044 725 39 35.

Charakter: Zuerst eine Schifffahrt von Zürich nach Horgen als Einstimmung. Dann der Spaziergang zum Stolleneingang. Und dann die Fahrt in den Berg. Perfekt für Familien.

Höhepunkte: Immer wieder: Schiff und See. Das Platznehmen auf den Wägeli des Bergwerkszügleins. Die Einfahrt in den Berg. Der Besuch beim Bergmann an der Arbeit im Seitenstollen (natürlich eine Puppe).

Kinder: Sind in der Regel begeistert.

Einkehr: Im Bergwerkshop beim Eingang kann man etwas trinken. Ansonsten viele Lokale in Horgen.

Wanderblog: Täglich ein Eintrag auf Thomas Widmers privatem Journal.

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Obwaldner Voodoo

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Diese Woche von Gfellen bei Finsterwald nach Alpnachstad (LU/OW)

  • Gfellen, die ersten Wanderminuten.

  • Markant im Rückblick der Schimbrig.

  • Schönes Brüggli.

  • Weiter oben kommen wir in eine kleine Schlucht.

  • Grasidyll vor Rickmettlen.

  • Markanter Wegschmuck bei Rickmettlen.

  • Abstieg auf dem Polenweg.

  • Alpwirtschaft Lütholdsmatt, jetzt gibt es...

  • ... eine Bratwurst mit Rösti.

  • Immer schön abwärts.

  • Alpnach ist erreicht.

  • Das kleine Dessert kühlt den erhitzten Wanderer wieder ab.

  • Richtung Alpnachstad läuft es sich auf flachem Boden schön aus.

  • Auf dem Schiff von Alpnachstad nach Luzern.

Ein Kleinbus trägt uns von Entlebuch hinauf durch Finsterwald nach Gfellen. Was für ein Chrachen! Aber schön ist er. Da ist die Grosse Entlen. Und da ist vor allem, ganz nah und solitär, der Schimbrig und wendet uns seine nackte Flanke zu. Ich erinnere mich, wie wir einmal im dichten Nebel zu ihm aufstiegen. Erst knapp vor dem Gipfel riss der Himmel auf, das war grandios.

Für diesmal ist unser Plan ein anderer: Südseitig wollen wir unter der Pilatuskette hinüber ins Tal der Sarneraa halten. Das Bergrestaurant Gfellen ignorieren wir, wir sind auf der Anreise lange genug gesessen und wollen jetzt nicht schon wieder einkehren. Also – starten wir! Gleich geht es aufwärts, der Schimbrig begleitet uns lange, bis er endlich doch zurückbleibt und dem Vergessen anheimfällt.

Ketten am Hangweg

Bei der Mittlisthütten stellen wir fest: Der Himmel ist ziemlich düster. Es könnte gewittern; das hat am Morgen auch der Wettermann im Radio angedeutet. Und wir werden jetzt länger kein Haus mehr antreffen, wo wir Schutz suchen könnten. Wir riskieren es, geraten immer mehr an den Eibach und in seine Schlucht. Der Weg wird ruppig, ist stellenweise kettengesichert, Schwindelgefühle kommen keine auf, der Tobelhang ist baumbestanden.

Bald überschreiten wir die Kantonsgrenze, wir sind nun nicht mehr in Luzern, sondern in Obwalden. Weiter oben weitet sich das Gelände wieder. Auf den sumpfigen, unübersichtlichen Weideflächen dürfte es noch ein, zwei Wegmarkierungen mehr haben, finden wir.

Beschäftigungstherapie für die Polen

Der Übergang, den wir nehmen, hat keinen eigenen Namen; nach seinem höchsten Punkt bei Rickmettlen könnte man ihn vielleicht «Rickmettlenpass» nennen. Hübsch der Wegschmuck: bemalte Steine mit Bohrloch in der Mitte, die man einen nach dem anderen auf senkrechte Eisenpfosten aufgefädelt hat; es sieht aus wie Totempfähle – Obwaldner Voodoo, angerichtet von Schulkindern, offenbar.

Etwas anderes beschäftigt uns gleich danach im Abstieg: Der Fussweg ist von auffallender Qualität: sauber gepflästert, in weiten Schleifen das Gelände bewältigend, mit eingebauten Wasserabläufen. Später, zu Hause, wird ein Blick ins «Inventar der historischen Verkehrswege der Schweiz» dies ergeben: Polnische Internierte bauten im Zweiten Weltkrieg den Weg. Es war Beschäftigungstherapie. Denn das Inventar hält fest: «Die aufwendige Bauweise steht in keinem vernünftigen Verhältnis zum Zweck, den der Weg zu erfüllen hat.»

Nieselattacke und Happy End

Lang ist der Abstieg bis Alpnach, grossartig der Fernblick auf all die Berge rundum. So circa in der Mitte wartet eine Bergwirtschaft, die Lütholdsmatt, die man mit der Ersteigung des Pilatus assoziiert. Wir nehmen auf der Terrasse Platz, sitzen eine Nieselattacke aus, und als wir die Bratwurst mit Rösti – ausgezeichnet! – gegessen haben, kommt die Sonne. Sie nimmt Minute um Minute an Kraft zu, ein Gewitter ist nun undenkbar.

Unten in Alpnach kaufen wir eine Glace und beschliessen, noch etwas weiterzuwandern. Eine gute halbe Stunde braucht die Zugabe entlang der weitgehend kanalisierten Kleinen Schliere. Bei Alpnachstad erreichen wir das Ufer des Alpnachersees und nehmen das Schiff nach Luzern. Den ganzen Tag lang waren wir einsam unterwegs. Und nun betreiben wir Massentourismus und schätzen auch das. Kontraste gehören zum Wandererleben.

Route: Gfellen bei Finsterwald (Bus vom Bahnhof Entlebuch) – Hintergfellen – Mittlisthütten – Kantonsgrenze – Rickmettlen – Wängen – Balismatt – Märenschlag – Lütholdsmatt – Sattel – Hostatt (Alpnach) – Weg an der kleinen Schliere – Alpnachstad (Bahnhof/Schifflände)

Wanderzeit: 5 1/4 Stunden.

Höhendifferenz: 677 Meter auf-, 1260 abwärts.

Wanderkarte: 244 T Escholzmatt und 245 T Stans, 1: 50 000.

GPX-Datei: Hier downloaden.

Retour: Schön ist die Schifffahrt von Alpnachstad nach Luzern. Natürlich kann man auch den Zug nehmen.

Charakter: Anstrengend mit viel Höhendifferenz. Ziemlich einsam. Etwas ruppig in der Schlucht vor Rickmettlen mit Sicherungskette.

Höhepunkte: Der Schimbrig als dominanter Berg der ersten Wanderstunde. Die Schlucht vor Rickmettlen. Der Polenweg bei Rickmettlen. Die Einkehr in der Lütholdsmatt. Die Schifffahrt von Alpnachstad nach Luzern.

Kinder: Vorsicht in der Schlucht vor Rickmettlen.

Hund: Keine Probleme.

Einkehr: Gleich zu Beginn das Bergrestaurant Gfellen, Mo/Di geschlossen (bei schönem Wetter ev. offen). Lütholdsmatt, 041 670 11 85, durchgehend offen. Restaurants in Alpnach und Alpnachstad.

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Oberaargauer Wahrzeichen

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  • Riedtwil, Bahnhof. Die Unterführung brauchen wir für unsere Unternehmung nicht.

  • Die Kühe von Riedtwil.

  • Parking? An guten Tagen will viel Volk in den Mutzbachgraben.

  • Also altes Oberaargauer Brauchtum stellt diese Figur nicht dar.

  • Im Mutzbachgraben.

  • Beim Mutzbachfall.

  • Schon eine Schönheit, der Fall.

  • Hübsches Trepplein zur linken des Falls mit Steigbrett für Hunde.

  • Gleich danach ist der Weg ganz kurz mal schmal.

  • Weiter oben im Graben.

  • Bereits sind wir im Aufstieg nach Rüedisbach.

  • Rüedisbach, ein Idyll in den Hügeln.

  • Der Himmel über dem Oberaargau.

  • Es geht abwärts nach Riedtwil.

  • Güterzüge im Tal der Önz.

  • Gleich sind wir, wo wir starteten.

Diese Woche von Riedtwil zum Mutzbachfall (BE)

Schon einige Male bin ich in Riedtwil an der Bahnlinie von Herzogenbuchsee nach Burgdorf losgewandert. Einmal gingen wir hinauf zur Oschwand, wo der Maler Cuno Amiet gelebt hat, und zogen hinüber zum Hirsernbad und nach Kleindietwil. Der saure Mocken im Restaurant Hirsernbad ist mir in bester Erinnerung.

Hier soll eine andere Route ab Riedtwil gefeiert werden. Sie führt zum Naturspektakel des Mutzbachfalls. Vorausgeschickt sei, dass die Gegend mich Nichtberner stets geografisch verwirrt. Bei jedem Ort rätsle ich: Emmental oder Oberaargau? Und daher fragte ich die Wirtin im Bahnhof Riedtwil, wo ich vor Wanderbeginn einen Kafi nahm: «Sind wir hier im Emmental?» Nein, antwortete sie, Riedtwil zähle zum Oberaargau.

Hat es hier Bären?

Ich wanderte los, ein endlos langer Güterzug ratterte vorbei, es war wie im Wilden Westen. Riedtwils Bahnhof freilich ist nicht mehr bedient, mit dem Bus war ich gekommen. Im Ort bog ich rechts ab, passierte die alte Mühle, kam in ein Tälchen zwischen hohen Wiesen- und Waldhängen. Beim Blick auf den Mutzbach dachte ich: Ein Mutz ist auf Berndeutsch doch ein Bär. Hat es hier Bären?

Eine grosse Kiesfläche, das «Mutzbachgrabenparking», machte mir klar, dass der Mutzbachfall zu gewissen Zeiten viel Volk anlockt. Ich war froh um den durchzogenen Tag, die Wiesen waren nass, ein nächster Regenguss kündigte sich an. Zwei Leute strebten mit dem Velo ebenfalls in den Geländeschlitz hinein, ansonsten war da niemand.

Kleines Abenteuer

Das Tälchen verengte sich, aus dem Fahrweg wurde ein Waldweg, und bald erblickte ich den Mutzbachfall. Doch, fand ich, er ist eine Schönheit, auch wenn abgebrühte Landschaftskonsumenten sagen mögen, dass 14 Meter Höhe gar nichts seien. Der Fall mit seiner glänzenden Sandsteinwand holt sich seine Poesie aus seiner Abgeschiedenheit und seiner Exklusivität. Er ist, las ich während der Rast in meinem angejahrten Wanderführer, der höchste des Oberaargaus.

Die Velomenschen nahmen ein Fussbad. Ich zog weiter und freute mich an dem kleinen Abenteuer, das nun kam. Der Wanderweg zieht linkerhand am Fall vorbei in die Höhe, es kommt eine Metalltreppe, flankiert von einem längeren und daher wenig steilen Hundetreppchen. Gleich danach war eine kurze Schmalpassage mit Ketten gesichert.

«Mir mache nie kei grossi Sach»

Endlich verliess ich den Mutzbach, um durch den Wald aufzusteigen. Oben erblickte ich ein Idyll unter dräuenden Wolken: das Dorf Rüedisbach, zufrieden in die Hügel gebettet. Ich wäre reif gewesen für eine Einkehr, doch S Trio Beizli hatte an meinem Tag zu. Kein Problem. Ich trat den Rückweg an, ging über das Plateau mit seinen Feldern zur Breitenegg, stieg ab nach Riedtwil.
Während ich, nun schon ein Habitué, im Bahnhof mein Schlussbier trank, las ich in meinem Wanderführer das Gedicht «Üsen Oberaargau» von einem gewissen Jb. Käser. Hier eine Strophe: «Mir hei gäng z’ässe, z’wärche gnue. Ganz eifach geit es bynis zu. Mir mache nie kei grossi Sach. U läben ungerem Schingledach. Wi mir‘sch vo früecher gwahnet sy. U blybe gsung u wohl derby.»

Route: Riedtwil, Bahnhof (Bushaltestelle) – Riedtwil, Dorf – Mühle – Mutzbachgraben – Mutzbachfall – Rüedisbach – Breitenegg – Deckacher – Unterer Kasten – Riedtwil, Bahnhof.

Wanderzeit: 2 Stunden und 5 Minuten.

Höhendifferenz: Je 230 Meter auf- und abwärts.

Wanderkarte: 233 T Solothurn und 234 T Willisau, 1: 50’000.

GPX-Datei: Hier downloaden.

Länger: Von Riedtwil bis Rüedisbach wie in der Hauptvariante. Danach via Wil auf den Oberbühlchnubel, kleines Stück retour und via Oberbühl, Mösli, Riedern nach Wynigen, Station. Ganze Strecke ab Riedtwil 3 1/4 Stunden, 432 Meter auf-, 402 abwärts. GPX-Datei hier.

Charakter: Leichte Wanderung mit Stücken auf Hartbelag. Romantik und ein wenig Abenteuer (kurzes gesichertes Stück mit Treppenleiter gleich nach dem Wasserfall) beim Mutzbachfall.

Höhepunkte: Der Wasserfall. Der Mutzbach etwas weiter oben. Der Anblick des Tals der Önz mit den Güterzügen von oben.

Tipp: Bei dubiosem Wetter und/oder unter der Woche gehen. Dann sind wenige oder keine Leute unterwegs. Der Wasserfall ist beliebt.

Kinder: Sehr gut, weil kurz. Schöne Fussbad-Abschnitte vor und nach dem Wasserfall. Gleich nach dem Wasserfall ist Vorsicht nötig auf der kurzen gesicherten Passage!

Hund: Perfekt.

Einkehr: Bahnhof Riedtwil gleich bei der Bushaltestelle. Mo Ruhetag. S Trio Beizli in Rüedisbach: Offen Mi ab 17.30 Uhr, Fr ab 17 Uhr, Sa ab 10 Uhr, So ab 10 Uhr. Jeden ersten Sonntag im Monat geschlossen. Wandergruppen können bei vorheriger Anmeldung auch ausserhalb der Öffnungen einkehren: 078 808 34 46.

Wanderblog: Täglich ein Eintrag auf Thomas Widmers privatem Journal.

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An der Schwefelquelle

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Diese Woche durch die Dörfer im hinteren Glarner Grosstal.

  • Station Luchsingen-Hätzingen - was für ein liebes Wetter!

  • Eines der Schilder, die Luchsingens Schwefel- und Heilquelle erklären.

  • Unterwegs zur Quelle, über unseren Köpfen die Brunnenberg-Seilbahn.

  • Die Quelle.

  • Im Weiler Adlenbach, Luchsingen.

  • Dieser Tage wird die Pflästerung saniert, gut möglich, dass es hier kurz mal weniger idyllisch ist.

  • Steg über die Linth zwischen Adlenbach und Hätzingen.

  • Die S-Bahn. Sie verkehrt zwischen Zürich und Linthal und ist unsere Transporteurin.

  • Alter Fussweg von Hätzingen nach Diesbach, Blick zurück.

  • Der Diesbachfall.

  • Im Sommer an heissen Tagen ist das sicher ein erfrischender Ort.

  • Der Zirkus Mugg bei Betschwanden.

  • Unterwegs zum nächsten Dorf an der Linth.

  • Wir kommen an und sind ...

  • ... am Ziel: Rüti. Wer nach Linthal weiterwandern will, braucht noch einmal 30 Minuten.

  • Die Karte zur Wanderung.

Der Weg beschenkt den Wanderer eigentlich immer. Weit hinten im Tal der Linth tat er es kürzlich besonders grosszügig. Dabei war ich mit nur einem Vorhaben losgezogen: mir den Diesbachfall anzuschauen.

Strahlend hell war der Tag. Bei der Station Luchsingen-Hätzingen stieg ich aus und hielt auf dem Wanderweg nach Luchsingen hinein. Ein braunes Schild «Schwefelquelle» fiel mir auf. Ich folgte ihm, kam zur Brunnenberg-Seilbahn. 15 Minuten steil den Bergweg hinauf, den Bösbächibach immer zur Linken, dann erreichte ich eine Grillstelle mit Unterstand.

Faule Eier

Darüber lag die Quelle. Schwefelwasser drang in mattem Strahl aus dem vergitterten Bergschlitz. Ich kostete, wobei ich die bereitstehenden Trinktassen ignorierte und mit der Hand schöpfte; doch, Schwefel, der klassische Faule-Eier-Geruch.

Den Schildern am Weg hatte ich dies entnommen: Schon 1542 gab es einen kleinen Badetourismus zur Quelle, der Jahrhunderte später wieder endete. Und: Weil das Wasser Glaubersalz enthält, ist dies auch eine Heilquelle.

Und hinten hockt der Tödi

Wieder unten in Luchsingen, nahm ich den Wanderabzweiger Richtung Hätzingen. Schon wieder eine Überraschung: der geschützte Weiler Adlenbach. Wer wissen will, wie der Kanton vor der Industrialisierung aussah, kommt hier zur Anschauung. Kleine Warnung: In diesen Monaten wird die Pflästerung saniert, es kann sein, dass eine Baustelle irritiert.

Über die Linth ging ich nach Hätzingen – wieder eines dieser hinteren Glarner Dörfer: Viel ist nicht los, und gleichzeitig ist da gespeicherte Schönheit: die Vorgärten, die Häuser, zwischen denen auf Kutschenbreite normierte schmale Strassen hindurchziehen. Und am Horizont hockt der Tödi mit der Schneekappe.

Glück teilen mit einem Deutschen

Auf dem historischen Fussweg wanderte ich via Hinterzuben Richtung Diesbach. Bald hörte ich ihn, um ihn erst dann zu sehen: Der Diesbachfall – gebräuchlich ist aufgrund seiner Gestuftheit auch der Plural Diesbachfälle – ratterte die senkrechte Waldfluh hinab.

Beim Weiler Dornhaus nahm ich die Stäubenstrasse, überquerte eine kleine Brücke, stieg auf der anderen Seite ein paar Meter auf und stand ganz nah am Ort, wo das Wasser des Falls in einem breiten Trichter aufschlägt. Ich verspürte Glück und teilte es mit einem Deutschen auf Velotour; wir staunten beide.

Leider die Kirche verpasst

Kurze Zeit später war ich in Betschwanden. Dort verpasste ich es – im Nachhinein ist man schlauer –, die Kirche romanischen Stils zu besichtigen. Vermutlich hatten mich die Zirkuszelte nah der Linth abgelenkt. Seit einigen Jahren siedelt in Betschwanden der Zirkus Mugg, der wertvolle Arbeitsstellen im darbenden Gebiet bietet; der Pionierbetrieb veranstaltet Kinderanlässe und Clownerien ebenso wie firmeninterne Anlässe.

Auf der Westseite der Linth zog ich nach Rüti. Dort machte ich Schluss, die halbstündige Fortsetzung nach Linthal kannte ich aus anderen Zusammenhängen bereits. Beim Bahnhof legte ich mich auf die Rampe des Lagerschuppens, liess die Sonne wirken und verspürte Dankbarkeit über die Gaben des Weges.

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Route: Station Luchsingen-Hätzingen – Luchsingen, Dorf – Brunnenberg, Seilbahn, Talstation – Schwefelquelle rechtsseitig (in Gehrichtung) des Bösbächibaches am Bergweg zum Schlattberg – Luchsingen, Dorf, Abzweiger nach Adlenbach – Adlenbach – Steg über die Linth – Hätzingen – Hinterzuben – Dornhaus – Diesbachfall – Betschwanden – Wehr – Rüti – Station Rüti.

Wanderzeit: 2 1/4 Stunden.

Höhendifferenz: 290 Meter auf-, 230 abwärts.

Wanderkarte: 246 T Klausenpass, 1:50’000.

GPX-Datei: Hier downloaden.

Charakter: Leichte Wanderung, einzig der Auf- und Abstieg zur Schwefelquelle sind – ein wenig – anstrengend. Schöne Weitblicke das Tal hinauf und hinunter samt den Bergen wie Tödi und Ortstock, die es begrenzen.

Höhepunkte: Die Schwefelquelle. Adlenbach. Der Diesbachfall.

Kinder: Perfekte Länge.

Hund: Gute Sache.

Einkehr: Keine direkt am Weg.

Wasserfall-Route: Nah am Diesbachfall kann man auf der einen Seite, ab Betschwanden, aufsteigen und auf der anderen absteigen nach Diesbach. Steiler und bei Nässe schlüpfriger Pfad. Je 472 Meter auf- und abwärts ab der Station Betschwanden, 2 1/2 Stunden. GPX-File hier.

Wanderblog: Täglich ein Eintrag auf Thomas Widmers privatem Journal.

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Das schönste Bänkli der Schweiz

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Diese Woche von Vitznau auf die Wissifluh (LU, SZ)

  • Auf dem Schiff von Luzern nach Vitznau.

  • Begnadetes Klima: Vitznau.

  • Beim Buholz fährt die Seilbahn zur Wissifluh, der wir zu Fuss zustreben.

  • Vor dem Eintritt in den Bergwald: Der inselartige Bürgenstock im Vierwaldstättersee.

  • Sankt Antoni, der spirituelle Zwischenstopp.

  • Nach Sankt Antoni wird der Pfad schmal ...

  • ... und abschüssig, an manchen Orten gibt es Ketten.

  • Wir sind oben, gleich wird eingekehrt.

  • Das Berghotel Wissifluh liegt halt schon herrlich.

  • Und dieser Blick von der Terrasse!

  • Im Abstieg bei Märis kommen wir zu einem Traum von Bänkli.

  • Wiesland vom Feinsten ...

  • Kuorez, hier kehren wir noch einmal ein.

  • Gleich sind wir zurück am See. Zuerst passieren wir noch das Hotel FloraAlpina.

Wir fahren auf dem Vierwaldstättersee von Luzern nach Vitznau, rundum locken die Wanderziele. Beim Aussteigen haben wir das Rigimassiv vor uns. In der Flanke hockt auf halber Höhe die Wissifluh, zum einen eine Felswand, zum anderen eine Wiesenterrasse mit einem Restaurant – dort hinauf wollen wir.

Hinter der Wissifluh, dies vorausgeschickt, erhebt sich ein Berg, der einem irgendwie Unbehagen zufügt. Er heisst nämlich Vitznauerstock oder Gersauerstock, je nachdem, ob man Luzerner ist oder Schwyzer. Der Auswärtige kann sich nicht neutral verhalten und fühlt sich von der Namenssituation terrorisiert. Es bräuchte einen dritten Namen. Wir einigen uns, den Berg nur «Dingsstock» zu nennen.

Palmen am Weg

Wir legen los, begeben uns in den Hang, sichten Palmen, Vitznau ist von der Sonne begnadet. Am oberen Dorfrand passieren wir bei Buholz zwei Seilbahn-Talstationen. Die eine Kleinbahn führt zum Bauernweiler Hinterbergen, die andere zur Wissifluh.

Josephine nimmt die Seilbahn, Knieprobleme. Wir anderen kommen alsbald in steiles Gelände. Wenigstens hält der Wald die Sonne ab. Auch so schwitzen wir und freuen uns über die Rast bei Sankt Antoni, einem groben Unterstand mit einer Heiligennische.

Die Abenteuerpassage

Gleich nachher vollziehen wir eine Spitzkehre, gehen nun in Südrichtung, und der Bergpfad wird abenteuerlich. Schmal führt er im abschüssigen Wald um die Felswände herum, einige Stellen sind seilgesichert, richtig ausgesetzt ist das nicht, weil die Bäume den Tiefblick einigermassen verhindern.

Bei der Seilbahn-Bergstation ist der Spuk vorbei, wenig später erreichen wir das Restaurant Wissifluh. Josephine erwartet uns. Wir haben reserviert, was das Betreiberpaar schätzt, das nicht nur wirtet und ein Hotel unterhält, sondern auch biobauert.

Wie in Rio

Es dauert, bis die vorbestellten Älplermagronen kommen, doch der Blick von der Terrasse entschädigt. Er serviert als Ganzes, was wir im Aufstieg in Teilansichten genossen: den See, die schmale Halbinsel des Bürgenstockmassivs, Stanserhorn und Buochserhorn – und irgendwie sind die Farben so intensiv, als sei dies Rio de Janeiro.

Wieder coupiert, ansonsten aber harmlos der Abstieg; wir haben die meiste Zeit den See vor uns. Die Kinder einer Familie stossen Entzückensschreie aus, die einem zutraulichen Hund von irgendwo gelten. Bei Märis kommen wir zu einem Bänkli, das mir Tage zuvor Redaktionskollege Thomas Zemp, ein Innerschweizer, ans Herz gelegt hat. Wer hier sitzt, wird in der Tat nicht wieder aufstehen wollen, er hat ein Landschaftsgemälde vor Augen. Eventuell ist dies das schönste Bänkli der Schweiz.

Kuorez, das Rätselwort

Weiter unten kommen wir zum Gartenrestaurant Kuorez. Ich bin stolz darauf, im Nachhinein, dass meine Theorie zu dem Flurnamen stimmt. In manchem Schweizer Dialekt, trage ich den anderen vor, heisst ein Konrad «Chueret»; daher deute ich «Chueretz» als Genitiv von «Konrad». Stimmt! Bei der Bezeichnung handelt es sich um den Rest der Formulierung «Konrads Matten». So belegt es ein Dokument von 1641.

Wir trinken etwas, schauen und schwelgen, ziehen endlich weiter. Einige Zeit später sind wir unten am See und gleich darauf in Vitznau. Das war gut. Unromantisch gesagt – im Stil des Ökonomen: Im Verhältnis zum eher kleinen Aufwand an Wanderzeit generierten wir enorm viel Wanderfreude. Die Erlebnisrendite dieser Route ist gross.

++

Route: Vitznau, Schifflände (oder Bushaltestelle) – Buholz (Wissfluh-Seilbahn, Talstation) – Sankt Antoni – Müllersegg – Wissifluh, Bergstation – Wissifluh, Hotel – Märis – Oberrengg – Ebnet – Kuorez – FloraAlpina – Bushaltestelle FloraAlpina – Vitznau, Schifflände (oder Bushaltestelle).

Wanderzeit: 3 Stunden. Wer bei der Haltestelle «FloraAlpina» aufhört, braucht 20 Minuten weniger.

Höhendifferenz: je 555 Meter auf- und abwärts.

Wanderkarte: 235 T Rotkreuz und 245 T Stans, 1: 50’000.

GPX-Datei: Hier downloaden.

Charakter: Grossartige Bergwanderung mit eindrücklichem Blick auf den Vierwaldstättersee samt seinen Gipfeln. Im Aufstieg zwischen Sankt Antoni und der Wissifluh-Seilbahn-Bergstation einige schmale Abschnitte mit Ketten. Die leichte Ausgesetztheit wird praktisch eliminiert durch den Baumbestand.

Höhepunkte: Die Schifffahrt von Luzern zum Auftakt. Der Abenteuerfaktor nach Sankt Antoni. Die Terrasse der Wissifluh mit einer Märchenaussicht. Der Abstieg mit dem See samt Bürgenstock vor Augen.

Kinder: Von der Länge her ideal. Im Aufstieg muss man sie auf der erwähnten Passage im Auge behalten.

Hund: Geht gut.

Einkehr: Wissifluh. Zum Restaurant gehört ein Biobauernhof. Wer essen will, reserviert per Telefon: 041 397 13 27. Sehr sympathisch ist das Restaurant Kuorez mit toller Terrasse auf halbem Weg talwärts. Ebenfalls täglich offen.

Wanderblog: Täglich ein Eintrag auf Thomas Widmers privatem Journal.

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Tour de Surprises

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Diese Woche von Lenzburg zum Esterliturm und retour.

  • In Lenzburg fällt der Staufberg mit der Kirche auf. Fotos: Thomas Widmer

  • Der Treppenweg – gut, ist noch nicht Hochsommer!

  • Oben.

  • In der Kirche.

  • Blick von der Kirchterrasse.

  • Wieder unten, im Agrarland.

  • Grabhügel aus der Hallstattzeit.

  • Bei Birren zwischen Lenzburg und Seon queren wir die Bahngeleise.

  • Mammut mag ich. Und nein, ich bin nicht gesponsert.

  • Nah der Sigismühle überqueren wir den Aabach.

  • O du schönes Wiesland.

  • Der Esterliturm.

  • Was man oben...

  • ... so sieht. Der See ist natürlich der Hallwilersee.

  • Am Fünfweiher.

  • Schloss Lenzburg und rechts der Hügel Gofi. Bald sind wir wieder am Bahnhof Lenzburg.

Am Bahnhof Lenzburg startete ich, die Sonne schien. Auf dem Wanderweg hielt ich südwärts. Ich hätte aber ebenso gut meine Augen führen lassen können: Direkt vor mir lag die Kirche auf dem Staufberg.

Über einen Treppenweg erklimmt man den Berg, der eigentlich ein Hügel ist – oben Rundsicht. Und die Kirche samt ihren Nebengebäuden, dem Sigristenhaus etwa, das einst als Beinhaus begann. Die Kirche sei lange in hugenottischer Hand gewesen, erklärt ein Schild; die Hugenotten waren Frankreichs Protestanten, die brutal verfolgt wurden. Die steinreiche Familie Brutel de la Rivière floh in den Aargau, erwarb die Herrschaft Schafisheim, an Etienne Brutel, 1683 bis 1752, erinnert beim Portal eine Gedenktafel.

Ein Friedhof der Vorzeit

Ich stieg ab, wanderte über die Ebene weiter Richtung Süden und geriet bald in den Wald. Überrascht hat mich bei der Buechrüti die Gartenbahn Staufen, ein Minibähnli, auf dem zu bestimmten Tagen jedermann mitfahren darf, das nächste Mal ist es am 25. Juni so weit.

Wenig später leitete mich im Niederholz ein Schild zu einem Friedhof der Vorzeit mit vier Grabhügeln. Schon die Menschen der Bronzezeit begruben wohl an diesem Ort ihre Toten, später in der Hallstattzeit (gut 500 vor Christus) wurde der Platz sicher genutzt.

Kinderlachen und Grillgeruch

Nun wich ich vom Wanderweg ab, navigierte mit der Karte über einen Forstweg ins freie Gelände, querte bei Birren die Bahnlinie von Lenzburg nach Seon und kam in ein Gewerbeviertel mit einer Niederlassung von Mammut, dem Unternehmen Wanderausrüstung.

Bei der Sigismühle wechselte ich auf die andere Seite des Aabaches. In weitem Bogen umkurvte ich, nun wieder auf dem Wanderweg, den Hügel Chrüzbiger und drehte nach Norden; alsbald begann der Rückweg nach Lenzburg. Aufwärts ging es mit mir, und irgendwann hörte ich Kinderlachen und roch Grillgeruch.

Die 48-Meter-Nadel

Vor mir eine Betonnadel, der Esterliturm. 48 Meter ist er hoch. Er gilt als höchster strikt zu Aussichtszwecken erbauter Turm der Schweiz. Der Sockel war vom Rauch der brätelnden Familien umschwadet. Im Inneren stieg ich auf, ab und zu gab es Klappsitze für die, die auf den 253 Stufen der Spiraltreppe leiden. Oben noch viel mehr Weitsicht als auf dem Staufberg. Vor allem das Blau des Hallwilersees tat es mir an.

Hernach improvisierte ich wieder, ging parallel zum Wanderweg, aber etwas weiter westlich und stieg zu einem kleinen Bach ab, der den Fünfweiher speist. Auch dieser erwies sich als Attraktion: überall Velos, Jogger, Wanderer, Familien mit Picknicktaschen. Der Fünfweiher ist das Relikt einer Serie von Weihern des 16. Jahrhunderts, damals angelegt als Löschwasserlieferanten im Brandfall.

Ein Hügel namens Gofi

Als ich aus dem Wald kam, hatte ich vor mir zur Rechten den Hügel mit dem lustigen Namen Gofi und links davon den Nachbarhügel mit Schloss Lenzburg; schockiert konstatierte ich, dass Terrassenhäuser den Schlosshügel angefressen haben. Der Rest der Wanderung war ein Auslaufen am Aabach, wobei ich immer wieder, etwa zur Waffenfabrik Hämmerli oder zur Oberen Mühle, historische Informationstafeln vorfand und las.

Doch, bei dieser Aargauer Wanderung hatte alles gestimmt. Das Wetter sowieso. Aber auch die Route: nicht zu lang, nicht zu kurz. Und die Sehenswürdigkeiten lösten sich in perfektem Takt ab.

Route: Lenzburg SBB – Staufen – Staufberg – Gartenbahn Staufen – Hallstattgräber im Niederholz. Ab da ohne Wanderschilder auf Wald- und Wiesenwegen via Birren zur Sigismühle. Ab der Mühle wieder auf dem Wanderweg: Esterliturm – Bärenloch – Fünfweiher – Bad – Obere Mühle – Lenzburg SBB

Wanderzeit: 3 1/2 Stunden.

Höhendifferenz: Je 285 Meter auf- und abwärts.

Wanderkarte: 224 T Olten und 225 T Zürich, 1:50’000.

GPX-Datei: Hier downloaden.

Charakter: Ergiebige Wanderung mit viel Natur, einige Stücke auf Hartbelag.

Höhepunkte: Zweimal der Rundblick, zuerst vom Staufberg, dann vom Esterliturm. Die stillen Hallstattgräber im Wald.

Kinder: Eine gute Sache.

Hund: Auch eine gute Sache.

Einkehr: Viele Möglichkeiten in Lenzburg.

Wanderblog: Täglich ein Eintrag auf Thomas Widmers privatem Journal.

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Es gibt kein Bier auf Bierla

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Diese Woche zum Lac des Chavonnes (VD)

  • Mit dem Bus sind wir von Les Diablerets zum Col de la Croix gefahren. Nun starten wir. Alle Fotos: Thomas Widmer

  • Herrlicher Südblick.

  • Kurz vor dem Col de Bretaye geraten wir in ...

  • ... eine touristisch erschlossene Gegend mit Bähnli.

  • Es geht zum Lac des Chavonnes.

  • Seeblick aus dem Restaurant.

  • Der Heidelbeerkuchen, doch, der ist genial.

  • Rückblick zum Restaurant.

  • Am See.

  • Rück- und Tiefblick zum See.

  • Einige Zeit später sehen wir hinab ins Tal von Les Diablerets. Da hinab wollen wir.

  • Der Abstieg ist steil und ...

  • ... stellenweise schlüpfrig (Blick retour).

  • In der reizenden Kirche von Vers-l'Eglise.

Der Bus von Les Diablerets hinauf zum Col de la Croix ist ziemlich voll, alles Wanderer. Oben zeigt ein Wegweiser Gips-Pyramiden an; jawohl, die sind berühmt. Freilich ist die Sache eher enttäuschend. Das voralpine Gelände ist zum Teil baumbestanden und von Grünpflanzen und Buschwerk überwachsen. Die Pyramiden, kleine weisse Kegel, kommen nicht richtig zur Geltung.

Gewaltig ist dafür der Blick nach Süden: samtene Weiden und Bergketten. Der Berg ganz hinten, das ist der Montblanc.

Die Seenserie

Schön und leicht geht es am Hang vorwärts, der Weg senkt sich, wir kommen zum Alpweiler von Ensex. Dann wieder ein wenig aufwärts, und schon sind wir auf dem Col de Bretaye. Er ist das Reich der Turnschuhträger, die im Schmalspurbähnli vom Rhonetal her anreisen, auf dem Pass endet die Linie von Bex und Villars her; herrlich, wie eben eine Komposition den Steilabschnitt vor uns im Zahnradmodus nimmt.

Vier Seen, direkt oder doch nah am Wanderweg, prägen den nächsten Abschnitt, und wir sind uns einig, dass das Waadtland eine grossartige Bergwelt besitzt. Am vierten See, dem Lac des Chavonnes, kehren wir im Restaurant ein, besehen uns die spiegelnde Fläche. Familien tun, was man an einem Bergsee eben tut: Füsse baden und picknicken. Ein paar junge Leute machen Party, hören Musik, das geht aneinander ohne Probleme vorbei.

Heidelbeerkuchen und eine Worttheorie

Wir gönnen uns einen Heidelbeerkuchen mit viel Schlagrahm. Gesättigt wandern wir weiter, zuerst den See entlang und dann steil hinauf an den oberen Rand des Kessels nach Vy Boveyre. Was das wohl heisst? Der Lateiner in mir spekuliert auf etwas mit «Rind», bos/bovis auf Lateinisch.

Auf einen Schlag sind wir das Ausflugsvolk los. Im Folgenden begegnen wir bloss ein paar Wanderern, ein paar Offroaderfahrern auf dem Weg zum Chalet, ein paar Bikern; die Gegend als Ganzes ist einsam. Kühe hat es en masse; scheint es nur so, oder sind die entspannter als die Kühe der Deutschschweiz?

Tief unten das Grosse Wasser

Tief unten haben wir zur Linken das Tal der Grande Eau mit Les Diablerets, wo wir Stunden zuvor im Bus starteten. In dieses Tal hinab wollen wir. Aber zuerst geht es einigermassen parallel zu ihm gen Osten, fast eine halbe Stunde gehen wir auf Hartbelag.

Bei Bierla gibt es kein Bier. Wir erreichen immerhin den Abzweiger, an dem wir links abbiegen. Der Abstieg hat es in sich. Abschüssig sind manche Partien, sind im Wald schlüpfrig und von Wurzelwerk durchzogen, oft gehen wir in der Falllinie. Für Besitzer problematischer Gelenke ist das gar nichts; sie halten besser von Vy Boveyre via Perche und L’Encrène wieder zum Ausgangspunkt, der Bushaltestelle auf dem Col de la Croix.

Die Geborgenheitsspenderin

Unten haben wir Schlotterbeine. Nun sind wir im Dorf Vers-l’Eglise, das wie Les Diablerets zur Gemeinde Ormont-Dessus gehört – aber was für ein Unterschied! In Les Diablerets wimmelt es von Hotels, Vers-l’Eglise aber ist klein und fein geblieben: ein paar Häuser, dazwischen gepflästerter Grund.

Zwei Dinge freuen uns: Zum einen die Auberge de l’Ours, die offen hat und uns nett bedient. Und zum anderen natürlich die Kirche. Saint-Théodule wurde 1456 geweiht und hat ein uriges Schindeldach – sie ist eine Geborgenheitsspenderin.

Route: Col de la Croix (Bus von Les Diablerets oder Villars-sur-Ollon) – Ensex – Col de Bretaye/Bretaye – Crêta/Lac de Bretaye – Lac des Chavonnes, Restaurant – Vy Boveyre – Le Lavanchy Poy – La Bierla – La Chavonnette – Vers-l’Eglise, Kirche – Vers-l’Eglise, Station (Bahnlinie Aigle-Les Diablerets).

Wanderzeit: 4¼ Stunden.

Höhendifferenz: 425 Meter auf-, 1075 abwärts.

Wanderkarte: 272 T St. Maurice, 1: 50’000.

GPX-Datei: Hier downloaden.

Kürzer: Dank der Bex–Villars–Bretaye-Bahn kann man auch kürzer wandern.

Charakter: Etwas zwischen voralpiner Wanderung und leichter Bergtour. Sehr steiles, schlüpfriges Stück im Abstieg vor Vers-l-Eglise. Ungeheuer aussichtsreich. Am besten geht man in der Woche, bei gutem Wetter ist an Wochenenden um Bretaye und die dortigen Seelein viel Betrieb.

Höhepunkte: Der Anblick der Gips-Pyramidchen in der Anfahrt zum Col de la Croix (aus der Nähe kriegt man sie dann weniger mit). Der Südblick vom Col de la Croix. Der Heidelbeerkuchen am Lac des Chavonnes. Die alte Holzkirche von Vers-l’Eglise.

Kinder: Keine gröberen Probleme.

Hund: Geht gut.

Einkehr: Lac des Chavonnes, Restaurant, durchgehend geöffnet. Allenfalls lohnt sich eine Reservation. Auberge de l’Ours in Vers-l-Eglise. Mi ab 15 Uhr und ganzer Do geschlossen. Schönes, rustikales Lokal.

Wanderblog: Täglich ein Eintrag auf Thomas Widmers privatem Journal.

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Yukon im Berner Oberland

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Diese Woche zur Pfingstegg und in die Gletscherschlucht in Grindelwald (BE)

  • Was für ein schöner Morgen. Bei der Bushaltestelle «Oberer Gletscher» in Grindelwald.

  • Gleich bei der Haltestelle steht die Kabine des historischen Wetterhorn-Aufzugs.

  • Unterwegs auf dem Gletschersand-Weg.

  • Bei der einstigen Talstation des Wetterhorn-Aufzugs.

  • Voilà, die ausrangierte erste Zwischenstation des Aufzugs.

  • Sieht man die Treppe den Fels hinauf? Sie ist gesperrt.

  • Hübsch alt: das Chalet Milchbach. Es war geschlossen.

  • Terrassenblick vom Chalet nordwärts.

  • Noch einmal die Zwischenstation des Wetterhorn-Aufzugs.

  • Hübscher Weg zur Pfingstegg.

  • Ein Tunnel unterquert das gefährliche Geröllfeld der Breitlouwina.

  • Wir oben, Grindelwald unten.

  • Beim Restaurant Pfingstegg.

  • Die Seilbahn bringt uns wieder hinab.

  • Attraktion zwei, von der Pfingstegg-Talstation zu Fuss in 30 Minuten erreicht: die Gletscherschlucht.

  • Sie ist für die Touristen schön zugänglich gemacht.

  • Eindrücklich. Und kühl, die Schlucht hilft auch gegen Sommerhitze.

  • Etwa in der Mitte kommt man zu einem Netz. Es ist begehbar, man sieht hinab aufs Wildwasser.

Ich habe in Grindelwald manch grosse Wanderung gemacht; hier eine kleine, die mir sehr gefiel.

Bei der Bushaltestelle «Oberer Gletscher» an der Strasse zur Grossen Scheidegg stieg ich aus. Ich sah unglaubliche Berge, aber auch Cartouristen sowie Berggänger mit fetten Rucksäcken. Einer war nicht da: der Obere Gletscher. Er hat sich zurückgezogen, das Gletscherdorf Grindelwald ist heute auch ein Nichtgletscherdorf.

Die erste Schwebebahn der Schweiz

Am Rand des Parkplatzes stand eine Seilbahnkabine. Ein Relikt des Wetterhorn-Aufzugs von 1908, der ersten Personen-Schwebeseilbahn der Schweiz. In vier Sektionen sollte sie zum Wetterhorn führen. Realisiert wurde nur die erste Sektion, der Erste Weltkrieg würgte den Tourismus und die Investitionslust ab.

Ich ging Richtung Gletschersand, ins einstige Vorfeld des Gletschers, und wählte den Gletschersand-Rundweg; ein zweites Schild empfahl mir besonders die Ruine des Wetterhorn-Aufzugs. Geblieben ist von der Talstation nicht viel. Aber das alte Tragseil war ausgestellt. Und als ich den Kopf in den Nacken legte, sah ich in der senkrechten Felsfluh die Bergstation der ersten Sektion. Was für ein kühner Platz.

Etwas später passierte ich den Treppenweg mit 890 Stufen, der auf einen 160 Meter höheren Terrassenfels führt; oben gab es eine Wirtschaft, aber die ist zu. Der Treppenweg auch.

Halt, stopp. Sollten sich hier Negativgefühle ausbreiten, wäre dies falsch. Die Natur rundum samt der Schwarzen Lütschine: Yukon in der Schweiz, faszinierend. Und die vom Gletscher bauchartig geschliffenen Felsen rundum kamen mir vor wie stille Tiere. Kurzum: Es war ein Augenfest.

Das Schluchtabenteuer

Auf dem Wanderweg stieg ich zum Chalet Milchbach auf. Es war geschlossen. Von der Terrasse blickte ich über grüne Matten Richtung First und Grosse Scheidegg. Auf dem bekannten, fast horizontal laufenden Pfingstegg-Höhenweg ging ich anschliessend parallel zum Talboden. Ein Vergnügen in dem gerölligen Gelände des steilen Hangs der Breitlouwina-Fussgängerstollen.

Auf der Pfingstegg setzte sich eine Grossgruppe arabischer Touristen vom Golf gerade auf die Schlitten der Sommerrodelbahn. Die strikt verschleierten Frauen kicherten, riefen einander Dinge zu, freuten sich.

Mit der Seilbahn fuhr ich runter nach Grindelwald. Fertig war mein Tag nicht. Unten nahm ich den Weg zur Gletscherschlucht, geschaffen vom Unteren Gletscher. Auch dieser ist weggeschrumpft. Doch seine Hinterlassenschaft hat es in sich: Ich löste ein Ticket und kam in einen Felsschlitz, der mit allen wegmacherischen Kniffen bewältigt war, mit Galerien, Tunnels, Stegen.

Eine Stunde war ich unterwegs, hin und retour, wobei mich das Spiderweb besonders faszinierte. Mitten in der Schlucht ist ein Netz von einer Wand zur anderen gezogen, es ist begehbar. In der Mitte blieb ich stehen, schaute in die Tiefe, schaute wieder auf – und grinste der arabischen Familie zu. Die grinste zurück. Wir waren uns einig: Was für ein Abenteuer.

Route: Grindelwald, Oberer Gletscher (Bus ab Bahnhof) – Gletschersand-Rundweg – Ruine Talstation alter Wetterhorn-Aufzug – Unterer Treppenansatz zum Aussichtsfels Oberer Gletscher (Treppe geschlossen) – Chalet Milchbach – Breitlouwina – Pfingstegg.

Wanderzeit: 1½ Stunden.

Höhendifferenz: 281 Meter auf-, 120 abwärts.

Zugehöriger Ausflug: Von der Pfingstegg (Rodelbahn, Spielplatz mit Hüpfburg, Restaurant) mit der Seilbahn ins Tal. Von dort in 30 leichten Gehminuten auf Nebensträsschen zur Gletscherschlucht Grindelwald. Begehung der Schlucht auf touristisch zurechtgemachten Wegen ab Eingang, hin und retour: 1 Stunde. Am Eingang gibt es ein Restaurant. Nach der Besichtigung: Bus 122 fährt vom Restaurant Gletscherschlucht zum Bahnhof Grindelwald.

Wanderkarte: 254 T Interlaken, 1:50’000.

GPX-Datei: Hier downloaden.

Charakter: Kurze, aber spektakuläre Wanderung mit interessanten Dingen, danach ein Turnschuhausflug in die Gletscherschlucht – perfekt für die Familie sowie als Heute-will-ich-Grindelwald-kennenlernen-Route.

Höhepunkte: Die alte Wetterhorn-Aufzug-Kabine beim Hotel Wetterhorn. Der Terrassenblick vom Chalet Milchbach. Der Breitlouwina-Fussgängertunnel. Und natürlich die Gletscherschlucht.

Kinder: Passt gut bei der in den Bergen üblichen Vorsicht.

Hund: In der Gletscherschlucht ist es zu eng für Hunde.

Einkehr: Viele Restaurants in Grindelwald. – Gleich zu Beginn beim Aussteigen aus dem Bus: Hotel/Restaurant Wetterhorn. – Pfingstegg. – Gletscherschlucht, Eingang. – Hotel/Restaurant Gletscherschlucht.

Wanderblog: Täglich ein Eintrag auf Thomas Widmers privatem Journal.

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Wo einem die Welt zu Füssen liegt

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Diese Woche der Höhenweg im Parsenngebiet GR

  • Nach der Seilbahnfahrt: Tiefblick vom Gotschnagrat ins Tal von Klosters.

  • Wanderstart ...

  • Der Davosersee, den wir immer wieder mal sehen werden.

  • Die Munggahütta.

  • Munggahütta und Parsennhütte im Rückblick.

  • Zeitweise wechselt die Farbe der Wanderung von Grün auf Grauschwarz.

  • Wegzeichen für Schlechtwetterwanderer.

  • Im Meierhofer Tälli.

  • Wieder der Davosersee ...

  • Der See im Zoom mit dem eiförmigen Hotel Intercontinental.

  • Lawinenverbauungen zeigen das nahe Wanderende an.

  • Die Parsennbahn oberhalb der Station Höhenweg.

  • Die Station Höhenweg.

  • In der Standseilbahn geht es talwärts.

Letzten Winter gingen wir von Klosters auf gespurten Wegen hinab nach Küblis, wir hatten die Gegend mehr oder minder für uns. Freilich gruselte uns ganz zu Anfang beim Bahnhof Klosters-Platz vor der Gotschnabahn; die Talstation quoll über von Leuten, die in die Höhe wollten.

Umso erfreuter bin ich, als ich ein halbes Jahr später wieder besagte Talstation ins Auge fasse – diesmal mit dem Plan, auf den Gotschnagrat zu fahren. Das Gebäude, offensichtlich für den Wintertourismus dimensioniert, ist praktisch leer. Ein altes Ehepaar, eine junge Deutsche und ich, wir sind die Passagiere.

Das routinierte Paar

Wir fahren los, Klosters bleibt zurück, dafür zeigt sich mit jedem Aufwärtsmeter mehr von den grauen Bergen des Rätikon, des Grenzgebirges zwischen Prättigau und Montafon. Oben Morgenfrische. Stille, durchbrochen vom Klappern der Stöcke, die das alte Ehepaar ausfährt. Ihre Wortlosigkeit verrät, dass sie Routine miteinander haben und einen klaren Plan.

Fünf Minuten später, nachdem ich das imposante Grüenhorn vor mir gemustert habe, starte ich ebenfalls. Bald überhole ich die junge Deutsche, die mir in der Bahn erzählt hat, dass sie in Klosters im Service arbeitet. Ihr Hund ahnt wohl, dass der Tag 30 Grad bringen wird. Er wälzt sich in dem kleinen Schneefeld, das vom Winter übriggeblieben ist, und will nicht weiter.

Munggen, Pinguine des Gebirges

Gleich noch ein Tiererlebnis: Immer wieder geben Munggen per Pfiff durch, dass ein Mensch naht. Indigniert stehen sie in der Landschaft und wollen nicht begreifen, dass diese nicht ihnen alleine gehört. Irgendwie, denke ich angesichts der strammen kleinen Körper, erinnern mich Munggen an Pinguine.

Ich passiere die Parsennhütte in ihrer Senke, komme zur Munggahütta, nehme einen Kaffee. Es ist Mitte Vormittag, bereits ist es heiss, und ich bin zufrieden, mir nicht zu viel vorgenommen zu haben. Ich bestelle einen zweiten Kaffee.

Das Ei im Tal

Der Pfad führt mich in die Gegend der Totalp und des Meierhofer Tälli, eine neue Szenerie wartet: Dominierte zuvor Wiesengrün, hat nun ein eigenartiger, vielleicht nordisch zu nennender Farbmix übernommen. Grau, schwarz, braun und rostrot sind die Steine und Felsen. Das karge Gelände hat etwas Wüstenartiges.

Tief unten zu sehen: der tiefblaue Davosersee und das verstädtert sich kilometerweit ziehende Davos. Markant eiförmig das Luxushotel Intercontinental und dahinter, genau in meiner Blickachse, das langgezogene Dischma-Tal. Mir kommt in den Sinn, wie wir via die Tällifurgga nach Sertig-Dörfli zogen an einem strahlenden Herbsttag – auch dieser Route empfehle ich.

Zahnspangen in Rostrot

Rostrote Lawinenverbauungen, diese Zahnspangen des Gebirges, kündigen an, dass die Wanderung bald fertig ist. Vor mir zeigt sich das Trassee der Parsennbahn zum Weissfluhjoch hinauf, gerade zieht eine Komposition vorbei. Ich unterquere die Schienen, gehe parallel zu ihnen talwärts und erreiche die Station «Höhenweg» mit ihrem Restaurant. Hier endet meine Unternehmung.

Gut zwei Stunden hat sie gedauert – abwechslungsreich war er, der Panoramaweg; dass er dazu Aussicht bot, verrät schon der Name. Wer damit nicht genug hat, dem empfehle ich den Gang oder die Fahrt aufs Weissfluhjoch und allenfalls auf die Weissfluh, die vom Joch per Luftseilbahn zu erreichen ist. Oben ist der Rundblick total, wieder einmal liegt die Welt dem Wanderer zu Füssen.

 

++

Route: Bergstation Gotschnagrat (Seilbahn ab Klosters-Platz) – Parsennhütte/Munggahütta – Totalp – Meierhofer Tälli – Unterführung Parsenn-Standseilbahn – Station Höhenweg der Parsenn-Standseilbahn (Talfahrt nach Davos).

Wanderzeit: 2 1/4 Stunden.

Höhendifferenz: 192 Meter auf-, 256 abwärts.

Wanderkarte: 248 T Prättigau, 1: 50 000.

GPX-Datei: Hier downloaden.

Tipp: Von der Station Höhenweg statt abwärts zuerst aufwärts fahren zum Weissfluhjoch. Und allenfalls gar weiter aufwärts auf die Weissfluh (Seilbahn).

Charakter: Herrliche und doch leichte Höhenwanderung. Sie spielt sich ganz auf über 2000 Metern ab, daher braucht man stabiles Wetter. Für die ganze Familie. Aussichtsreich und abwechslungsreich.

Höhepunkte: Der Tiefblick von der Bergstation Gotschnagrat nach Klosters und auf die Berge des Rätikon. Der erste Anblick des Davosersees. Der Wechsel von Grün auf Grau im Gebiet Totalp.

Kinder: Gut machbar bei der üblichen Vorsicht.

Hund: Problemlos.

Einkehr: Berggasthaus Gotschnagrat. Parsennhütte. Munggahütta gleich daneben. Restaurant Höhenweg bei der gleichnamigen Bahnstation am Ende.

Wanderblog: Täglich ein Eintrag auf Thomas Widmers privatem Journal.

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