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Der Obelisk im Gebirge

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Diese Woche von Brambrüesch bei Chur zum Dreibündenstein und nach Feldis (GR)

Wir fahren nach Chur, nehmen die Schwebebahn zum Känzeli, wechseln auf die Gondelbahn, schon sind wir auf Brambrüesch. Eigentlich könnten wir jetzt vorerst auf flachem Boden vorwärtshalten, doch wählen wir stattdessen den aussichtsreicheren Weg rechterhand über die Spundisköpf, der im Wald gleich saftig steigt.

Wir wandern ungefährlich und doch hart an der Kante, an der das Gelände abbricht, tief unten liegen Chur und die Ebene von Domat/Ems, wir fühlen uns ein erstes Mal wie Adler. Auf einer Terrasse mit Geländer ist der Blick perfekt, die Calandakette zieht sich gegenüber, weiter zur Surselva hin sehen wir den Flimserstein.

Der Bombervorfall

Es kommt ein eher flaches Stück, vor uns zeigt sich bereits unser Gipfelziel, das Furggabüel auf 2174 Metern. Bald steigt der Pfad wieder, surreal hängen über uns die Sessel einer ruhenden Bahn. Nach den Hühnerköpfen leisten wir uns einen 20-minütigen Abstecher und folgen dem Pfad, der zur Rechten durch die Furggabüel-Flanke zieht. Er führt zu einem Gedenkstein, 700 Kilo, Quarzit. Er erinnert an den November 1944. An dieser Stelle zerschellte damals der US-Bomber Lady Patricia. Die 12-köpfige Besatzung rettete sich per Fallschirm und verbrachte den Rest des Krieges friedlich in der Schweiz.

Zurück auf der Direttissima zum Furggabüel, machen wir uns an ein letztes Steilstück. Oben Freude über die umfassende Rundsicht, ein Alpenzeiger erklärt all die Berge. Die steindurchsetzten Wiesen rundum sind eher gelb und ockerbraun als grün, der Boden ist sumpfig.

Zwerge spielen Versteckis

Zehn Gehminuten weiter steht der Dreibündenstein. Der Obelisk von gut zwei Metern Höhe ersetzte vor einem Jahrhundert seinen Vorgänger von 1722. Beide erinnern sie an jene Zeit, als an dieser Stelle die Territorien der drei alten rätischen Bünde zusammenkamen: Gottesbund, oberer oder grauer Bund, Zehngerichtebund.

Wir bleiben nicht lange, weil wir schon beim Furggabüel ausgiebig pausierten; auch ist der Stein umlagert von Wanderern und Bikern. Stattdessen brechen wir auf in die zweite Routenhälfte. Das Terrain fasziniert, der Boden ist gewellt, in den Grashöckern könnten Zwerge Verstecken spielen. Noch auf dem Plateau passieren wir einen Tümpel. Weiter unten gegen Term Bel wird der Weg schnurgerade und folgt einer Steinmauer, die eine alte Grenze markiert.

Farben des Herbstes

In Term Bel eine Überraschung, die Skihütte ist offen. Leute vom Ski- und Snowboardclub Domat/Ems wirten an den guten Wochenenden. Für uns resultieren Schüblig und Gerstensuppe und das eine oder andere Bier. Wir sind dankbar und denken wieder einmal, dass unerwartete Einkehren die besten sind.

Der Rest der Route wird uns leicht. Wir kommen am Sumpfseelein Leg Palus vorbei. Kurz darauf könnten wir links abbiegen nach La Mutta und den Sessellift nach Feldis hinab nehmen. Aber weit ist es ohnehin nicht mehr. Bald sind wir unten im Dorf und, nachdem wir die kleine Seilbahn genommen haben, in Rhäzüns. Dort gehen wir noch einmal einen trinken und sind uns einig: Das war eine grosse Unternehmung. Und die Farben des Herbstes, das Braun-Gelb-Dunkelgrün auf der Hochebene, sind für immer im Auge gespeichert.
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Route: Brambrüesch (Buslinie 1 ab Chur HB bis «Brambrüesch/Stadthalle», dann zuerst auf die Seilbahn und anschliessend auf die Gondelbahn) – Spundisköpf – Hühnerköpfe – Furggabüel – Dreibündenstein – Term Bel (Skihütte) – Leg Palus – Pro Niev – Feldis (Luftseilbahn nach Rhäzüns).

Wanderzeit: 4 1/4 Stunden (ohne den Abstecher zum Lady-Patricia-Gedenkstein).

Höhendifferenz: 713 Meter auf-, 831 abwärts.

Kürzer: Nach dem Leg Palus zur Sesselbahn Mutta – Feldis abbiegen. Die ganze Route braucht so bloss 3 1/2 Stunden, und man vermeidet gut 500 Höhenmeter abwärts. Die Sesselbahn fährt täglich bis 16. Oktober bei gutem Wetter. Von der Talstation Feldis bis Feldis Dorf braucht man zusätzlich 1/4 Stunde.

Wanderkarte: 247 T Sardona, 1:50’000.

GPX-Datei: Hier downloaden.

Charakter: Bergwanderung mittlerer Anstrengung mit einigen coupierten Passagen. Ungeheure Aussicht. Speziell schön durch die moorigen, braunroten Böden.

Höhepunkte: Der Blick von den Spundisköpf auf Chur und Domat/Ems. Der Rundblick vom Furggabüel mit all den Bergen. Das urtümliche Moorseelein Leg Palus.

Kinder: Im Bereich der Spundisköpf muss man sie beaufsichtigen.

Hund: Keine Probleme.

Einkehr: In der Hütte von Term Bel wirtet der Ski- & Snowboardclub Domat/Ems. Einfach und sympathisch. Die Hütte ist bei gutem Herbstwetter in der Regel offen von Samstag 11 bis Sonntag 17 Uhr. Restaurant Wildenstein in Feldis (etwas komplizierte Öffnungszeiten). Falls man in Feldis vor verschlossenen Türen steht, gibt es unten in Rhäzüns Restaurants.

Wanderblog: Täglich ein Eintrag auf Thomas Widmers privatem Journal.

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Der Beitrag Der Obelisk im Gebirge erschien zuerst auf Outdoor.


Ewig abseitiges Land

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Diese Woche von Urnäsch auf die Hochalp und den Spicher (AR/SG)


Südwestlich von Urnäsch, wo es keine Bahnen hat, ist das Appenzellerland am schönsten. Die Höger wirken allesamt, als hätten sie Hormone gegessen, so aufgepumpt und exaltiert und überspitz stehen sie im Gelände. Manche Kämme sind wie mit dem Messer zerteilt, die Nagelfluh zeigt sich.

Überhaupt ist da gar nichts kitschig-lieblich. In manchen Abgrund kann man als Mensch gar nicht gelangen, ausser man sei Pilzsammler und stürze über irgendeine Kante ins Leere. Schummrig ist das Ofenloch, aus dem der Necker quillt und an wilden Tagen nach Schwefel riecht. Das Ofenloch ist übrigens schon Kanton St. Gallen. Spielt keine Rolle. Politische Grenzen kommen und gehen, dieses Land aber wird ewig abseitig bleiben. Verbaubar ist es nicht.

Passt auf eure Kinder auf!

Wir starten am Bahnhof Urnäsch, haben exakt in der Geleiseverlängerung die Knolle der Hochalp vor uns. Sie zu Fuss zu erobern, dauert gut zwei Stunden, die meiste Zeit geht es aufwärts. Auf der Hochebene von Färenstetten dürfen wir immerhin einmal geradeaus laufen. Bei der Hütte von Nasen ist es nicht mehr weit. Wer die Hochalp vom Winter kennt, erinnert sich angesichts des zu weiten Kehren ausholenden Strässchens an die Schlitteltour.

Oben sitzen wir auf alten Holzbänken vor der einfachen Wirtschaft der Familie Fuchs und haben den Säntis schräg vor uns. Eindrücklicher ist aus dieser Warte der Stockberg mit seinen horizontalen Bändern. Und direkt vor uns hockt unser nächstes Ziel, der Spicher.

Nun beginnt die Kraft der Landschaft zu wirken, die ich eingangs beschwor. Gleich nach der Hochalp-Wirtschaft passieren wir, noch auf dem Schottersträsschen, einen Erosionskrater von riesiger Dimension, gut, hat es zur Linken einen Hag, passt mir auf eure Kinder auf, Leute! Ausgesetzt ist auf unserer Route übrigens keine einzige Stelle, aber immer wieder wandert man doch in der Nähe von Geländestürzen.

Die nächste Stunde ist eine Achterbahnfahrt, es geht hinab und hinauf, heldenhaft einsame Alphütten ziehen vorbei, ein Abschnitt ist felsig, einmal ist eine Kette montiert, weil der Boden rutschig ist. Schliesslich sind wir auf dem Spicher. Ein angenehmer Rücken ist das, von dem aus wir den Bodensee erblicken, vor allem aber direkt vor uns den irren Spitz des Hochfläschen sehen. Frecher kann man einen Hügel nicht formen.

Bei Nichtgefallen Geld zurück

Das letzte Drittel der Wanderung führt, oft durch Wald, zuerst zum Chräzerenpass, Teil einer alten Fussgängerverbindung vom Toggenburg ins Appenzeller Hinterland. Weiter unten das Chräzerli ist jetzt im Herbst am Nachmittag schnell einmal im Schatten. Übergross kommt es daher für ein simples Berggasthaus, es war einmal ein Kurhaus und ein andermal ein Knabeninstitut.

Treten wir nach der Einkehr so gegen vier Uhr wieder ins Freie, liegt der Säntis über uns noch im gleissenden Licht, als beleuchteten ihn Bühnenscheinwerfer. Der Rest ist kurz und noch einmal gut. Vorbei am Unghürflüeli ziehen wir die junge Urnäsch entlang hinab zur Steinfluh. Dort endet die Magie an der vielbefahrenen Schwägalpstrasse bei der Postautohaltestelle. Wir sind zurück im Leben der anderen.

Als Letztes dies: Wenn ich meine Kolumnen einzeln verkaufen würde wie ein Gmüesler seine Gurken, so würde ich zu dieser Kolumne eine Geld-zurück-Garantie offerieren. Ich kann mir schlicht nicht vorstellen, dass einer oder eine jetzt im Herbst nach Hause zurückfährt, ohne begeistert oder gar verzaubert zu sein.

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Route: Bahnhof Urnäsch – Bindli – Kästlisegg – Färenstetten – Nasen – Hochalp – Oberer Chenner – Älpli – Spicher – Chräzerenpass – Chräzerli, Gasthaus – Unghürflüeli – Steinfluh (Bus nach Urnäsch).

Wanderzeit: 5 Stunden.

Höhendifferenz: 887 Meter auf-, 726 Meter abwärts.

Wanderkarte: 227 T Appenzell, 1: 50’000.

GPX-Datei: Hier downloaden.

Charakter: Anstrengend. Keine ausgesetzten Stellen, aber stellenweise geht man nah am Abgrund, aufpassen! Unglaubliche Weit- und Einblicke, dies ist eines der apartesten Zu-Fuss-Gebiete im Land.

Höhepunkte: Durchatmen und Geradeausgehen auf der Hochebene von Färenstetten. Der Blick zum Alpstein von der Hochalp. Der gewaltige Erosionstrichter gleich nach der Einkehr. Der Blick vom Spicher auf den exaltierten Hügel Hochfläschen.

Kinder: Gut machbar, aber man muss sie zwischen Hochalp und Chräzerenpass beaufsichtigen.

Hund: Der fitte Hund wird den Tag in vollen Zügen geniessen.

Einkehr: Im Dorf Urnäsch. Alpenblick gut 30 Minuten nach Wanderstart, Mo Ruhetag. Hochalp, den ganzen Oktober durchgehend offen. Chräzerli, Di/Mi Ruhetag.

Wanderblog: Täglich ein Eintrag auf Thomas Widmers privatem Journal.

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Die Polterfrauen von der Mostelegg

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Diese Woche von Steinen auf die Haggenegg und nach Brunni (SZ)

Steinen wird auch «Stauffacherdorf» genannt nach Werner Stauffacher. Was der alte Landammann wohl denken würde, wenn er heute wiederkäme und sähe, wie der Ort und überhaupt die Gegend verbaut ist, denke ich am Bahnhof.

Wir ziehen los, die breite Fassung der Steiner Aa beeindruckt uns, der Bach hat offensichtlich Gewalt. Der Dorfkern von Steinen ist dann doch hübsch. Eine Skulptur zeigt zwei Kerle. Dem einen schlappt die Zunge aus dem Mund, er trägt eine steile Kappe. Der neben ihm macht ein Ferkelmäulchen und hat einen Söldnerhelm auf. Es sind der Talibasch und der Välädi, die Hauptfiguren der örtlichen Fasnacht. Välädi kommt wohl von Valentin, und der Talibasch hat nichts mit den Taliban zu tun. Er ist der tolle Basch, also Sebastian.

Charmant betrunken

Nun geht es aufwärts, was mehr oder minder bis zum Mittagessen so bleiben wird, die Mythengruppe ist unser Blickfang. Soweit wir sie sehen. Denn in manchen Lagen am coupierten Hang liegt Nebel. Vorbei am Schwimmbad Spiegelberg erreichen wir das gleichnamige Aussichtsrestaurant, queren die Raserstrasse von Schwyz nach Sattel. Die Gegend ist nun ganz ländlich, ab und zu ein Hof, ein paar Bäume, Waldstücke, ein Bach, viel mehr ist da nicht. Kari’s Beizli bei der Engelstockweid ist zu. Bei schönem Wetter wäre es offen. Oder wenn man sich angemeldet hat.

Herbstlaub polstert den Boden. Weiter oben zur Mostelegg fetter Nebel. Aus ihm lösen sich sechs junge Frauen. Sie tragen rote Mützen und Hüte, bei zweien ragen Teufelshörner aus dem Hut. Die eine wird demnächst heiraten, erfahren wir, heute wird gepoltert. Alle halten sie Bierdosen in der Hand und sind charmant betrunken, Nachschub haben sie in zwei Migros-Papiersäcken dabei.

So ein Hafechabis

Schneeflecken im Gras. Der Himmel reisst auf, direkt vor uns zackt der Haggenspitz, der Nebengipfel des Kleinen Mythen. Wir passieren eine Holzkapelle. Dann die Wirtschaft, ein Kasten an historischem Ort, die Haggenegg-Passhöhe ist der höchste Punkt auf dem Schweizer Jakobsweg. Die Wirtschaft steht, wo es schon vor Jahrhunderten eine Pilgerherberge gab.

Wir treten ein, haben bald etwas zu essen vor uns, meine Käseschnitte entschädigt für alle Mühen, Ronja hat Hafechabis, einen Eintopf aus Weisschabis und Fleisch. Wie die Jagd gelaufen sei, fragen wir die Jäger am Nebentisch. Sie reagieren verhalten. Jäger sind heute potenzielle Unpersonen. Rehkiller. Tierlimörder. Die Jäger sind sichtbar erleichtert, als sie merken, dass wir sie gut finden, nun kann man reden.

Auf ewig im Nebel

Der Abstieg durch den Gummenwald mit seinen Geröllbrocken und Moosfelsen ist hernach leicht. Bald sind wir unten bei Brunni. Der Riesenparkplatz dient den Wanderern auf den Grossen Mythen und den Skifahrern zu. Unser Bus nach Einsiedeln wird erst in 40 Minuten fahren. Im Restaurant Brunnialp nehmen wir einen Kafischnaps und sinnieren. Irgendwie waren die Polterfrauen irreal. Vielleicht sind es verwunschene Gestalten. Sagenfiguren, die auf ewig durch den Nebel gehen müssen mit einer Bierdose in der Hand.

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Route: Steinen, Bahnhof – Steinen – Spiegelberg -Engelstockweid – Mostelegg – Haggenegg – Brunni (Bushaltestelle im SBB-Fahrplan: «Brunni SZ, Talstation LBH»).

Wanderzeit: 4 1/4 Stunden.

Höhendifferenz: 994 Meter auf-, 340 abwärts.

Kürzer und leichter: Wer erst bei der Bushaltestelle «Steinen, Spiegelberg», also beim Restaurant Spiegelberg, startet, spart 50 Minuten und 233 Höhenmeter im Aufstieg.

Wanderkarte: 236 T Lachen, 1: 50’000.

GPX-Datei: Hier downloaden.

Retour: Von Brunni per Bus nach Einsiedeln, Bahnhof.

Charakter: Voralpines Herbstwandern in recht coupiertem Gelände. Aussichtsreich, wenn es nicht nebelt.

Höhepunkte: Die Pilgerkapelle der Haggenegg, die Einkehr daselbst. Der Anblick des Haggenspitzes und Kleinen Mythen von ganz nah.

Kinder: Geht gut. Einige Passagen führen durch steile Hänge, Beaufsichtigung ist nötig.

Hund: Alles gut.

Einkehr: Restaurant Spiegelberg, ab November Mi Ruhetag, vorher durchgehend offen. Kari’s Beizli, Engelstockweid, offen bei schönem Wetter oder auf Anmeldung, 041 810 30 43. Berggasthaus Haggenegg, täglich offen. Restaurant Brunnialp, Brunni, Mi/Do Ruhetag.

Wanderblog: Täglich ein Eintrag auf Thomas Widmers privatem Journal.

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Was für eine wässrige Route!

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Diese Woche von Koblenz durchs Auengebiet Chly Rhy nach Bad Zurzach (AG)

Unterwegs nach Koblenz fällt mir auf der Höhe von Klingnau der Bildband ein, der mir eben zugegangen ist. Eine Neuerscheinung, der dritte Band der Reihe «Stille Orte». Autor Heinz Storrer hat die Gabe, Natur in Sprache fassen zu können. Fotografieren kann er ebenso gut.

Einer von Storrers stillen Orten ist der Klingnauer Stausee, ein Vogelparadies. Flammende Hagebutten, Eicheln so traut wie auf der Jasskarte, Schwäne und Wasserlinsen holt Storrer ins Bild. Ein «blau flammender Blitz» und «ein türkisfarbenes Flackern»: So schildert er einen Eisvogel im Flug.

Nützliche Kriegsbunker

In Koblenz-Dorf steige ich aus dem Zug und bin schnell am Rhein. Er wird meine Wanderung bestimmen, die nicht lang ist, aber apart. Weltkriegsbunker flankieren den Fluss. Obendrauf hat es Aussichtsplattformen mit Tafeln, die zum Beispiel von der Nutzung der Kraft des Rheins erzählen, aber auch von seiner Geschichte. 13’000 Durchfahrten hinüber nach Deutschland seien es täglich, lese ich über den Koblenzer Brückenübergang.

Ruhig ist es am Fluss, ab und zu ein Jogger, etwas Lärm von der Strasse, wo diese nah ist. Irgendwann führt der Wanderweg aus dem Wald aufwärts zum römischen Wachturm aus Kalkstein. 1906 wurden die verbliebenen Mauern ausgegraben. Eine Inschrift erlaubt die Datierung: 371 nach Christus, die Zeit des Kaisers Valentinian. Der Standort ist auch genannt, «summa rapida», oberste Stromschnelle.

Die Boa constrictor

Heute ist der Koblenzer Laufen, den ich auf diesem Abschnitt passiere, die einzige erhaltene Schnelle am Hochrhein. Viel sehe ich nicht von ihm. Dafür bin ich bald darauf begeistert vom Auengebiet des Laufen. Inselchen, anarchische Grasbüschel, Wasser in allen Tempi, Tümpel, sumpfige Ufer. Und Grün in zig Nuancen. Wie am Amazonas fühle ich mich, es fehlt bloss die Boa constrictor, die sich gelegentlich einen Wanderer holt.

Genau zur Mitte der Unternehmung erreiche ich die Aue von Rietheim; Chly Rhy heisst sie auch nach dem gut anderthalb Kilometer langen Seitenarm des Rheins, der lange verbaut war, bis ihn unsere Gegenwart sanierte und wieder richtig an den Hauptfluss anschloss. Letztes Jahr war Einweihung der renaturierten Aue.

Der Wanderweg führt durch die Ebene. Ein Aussichtsturm auf einem Tümpelinseli ist das dominante Bauwerk, er ist mit Büschen getarnt und aus Holz. Safari in Kenia, denkt es in mir. Froh bin ich, dass wenig später der Sandhaufen am Weg erklärt ist. In ihm können Uferschwalben brüten.

Die Fähre ruht

Als ich wieder am Rhein bin, ist die Wanderung noch nicht fertig, auch wenn der Turm des Thermalbads Zurzach nah ist. Am anderen Ufer lockt das deutsche Örtchen Kadelburg. Schön wäre es, überzusetzen und dort etwas zu essen. Doch die Fähre hat Winterpause.

Letzte Attraktion meiner Wanderung ist die Barzmühle, die von einer Stiftung gerettet wurde. Das Rad ist imposant, die Türen verschlossen, man muss sich anmelden, wenn man das Haus samt Getreideausstellung besichtigen will. Bald darauf, als ich praktisch in Bad Zurzach bin, beginnt es zu tröpfeln. Das passt: Wasser als dominantes Element dieser Route.

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Route: Station Koblenz-Dorf–Rheinufer–Römischer Wachturm–Chly Rhy–Zollhus, Fähre–Barzmühle–Bad Zurzach, Bahnhof.

Wanderzeit: 2¼ Stunden. Fast keine Höhendifferenz.

Wanderkarte: 215 T Baden, 1:50’000.

GPX-Datei: Hier downloaden.

Charakter: Schwereloses Wandern am Rhein mit viel Geschichte und Natur.

Höhepunkte: Die Aussicht von den Bunkern auf und über den Fluss. Die Auenlandschaft des Koblenzer Laufen. Der Beobachtungsturm im Auengebiet Chly Rhy.

Kinder: Perfekt!

Hund: Anleinen!

Einkehr: Nur am Anfang und am Schluss.

Auengebiet: Hier der Link zum opulenten Internetauftritt.

Fähre: Die Fähre von Zurzach-Zollhus nach Kadelburg hat bereits Winterpause.

Erwähntes Buch: «Stille Orte der Schweiz», Band 3, von Heinz Storrer. Grossformat, mit vielen Fotos. 69 Franken. Verlag Werd & Weber.

Wanderblog: Täglich ein Eintrag auf Thomas Widmers privatem Journal.

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Wanderspektakel in Gossau

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Diese Woche eine Rundwanderung ab Gossau (SG)

In Gossau fährt man gewöhnlich durch oder steigt um auf das Zuckelzügli ins Appenzellerland. Eigentlich ist das schade, dachte ich kürzlich am Ende einer ganz und gar reizvollen Wanderung. Sie begann und endete am Bahnhof Gossau – und eigentlich war es eine Wanderlesung.

André Wigger von der Gutenberg-Buchhandlung in Gossau hatte mich eingeladen. Zu achtzehnt zogen wir durch die Höger, ab und an las ich kurze Texte aus meinem Ausflugsbuch «Schweizer Wunder».

Hier die Route. Vom Bahnhof nehmen wir die Unterführung südwärts. Sobald wir die Bauernwirtschaft Mult erreicht haben, ist fertig Agglo. Praktisch auf einen Schlag sind wir im Grünen. Wir haben im Folgenden zur Linken Bäche und Hügel, auf der anderen Seite zieht sich das einigermassen flache Fürstenland gegen Wil.

Pächter gesucht

Die Mult ist derzeit zu, die Besitzer suchen einen neuen Pächter. Auf einer langen Geraden setzen wir fort zur Rüti. Dann geht es abwärts, wir queren die Glatt; jawohl, liebe Zürcher, so eine haben wir Ostschweizer auch. Lamas beglotzen uns, als wir uns die verlorene Höhe kurz danach zurückerobern.

Bald sind wir auf der Egg, Gemeinde Flawil. Was für ein aussichtsreicher Punkt. Er ist mit einer Bauernwirtschaft gesegnet. Als wir auf der Wanderlesung im Hirschen einkehrten, gab es gewaltige Fleischplättli. Es war warm genug, draussen auf den Holzbänken zu sitzen. Der Pinot floss.

Von der Wirtschaft halten wir exakt in Südrichtung auf einem Strässchen hinab zur grösseren Strasse; ich sage das so umständlich, weil dieses Ministück nicht signalisiert ist. Unten sind wir wieder auf dem Wanderweg. Steil der Einstieg in die Wissbachschlucht.

Die Treppe am Druckrohr

Der Wissbach darf sich aufführen, wie er will. Er überschwemmt an einer Stelle eine riesige Grasfläche, nagt allenthalben hungrig an der Nagelfluh. Bei einem Druckrohr haben die Wegmacher eine Holztreppe mit Dach in den coupierten Tobelschlitz gelegt. Im Schummer gehen wir hinab, die Stufen sind von derart sanfter Höhe, dass das Hirn irritiert ist, Vorsicht, Stolpergefahr. Und jedenfalls ist diese Passage ein erstklassiges Wanderspektakel.

Einige Zeit später steigen wir auf zum Schwänberg, Gemeinde Herisau. Das Appenzellerland wurde von Süden her besiedelt, vom Flachland aus. Unser Weiler ist der älteste urkundlich erwähnte Punkt des Appenzellerlandes. Ein Prunkbau aus Holz zieht den Blick an, das Alte Rathaus.

Und am Schluss: Ab in den Zoo!

Bei der Zellersmüli haben wir die Auswahl. Etwas länger ist die Variante via Hueb zum Bahnhof Gossau, etwas kürzer die auf dem Glattweg zum Fennhof. Unser Wandergrüppli nimmt den Glattweg, obwohl ein Schild verkündet, dass der Hang rutschen könnte und man den Weg auf eigenes Risiko begehe; auch sei die hier verlegte Gasleitung gefährdet. Wir bitten unseren Pfeifenraucher, sich jetzt bitte keine anzuzünden.

In Gossau am Bahnhofplatz trinken wir ein Bier im Quellenhof. Zu ihm gehört ein kleineres Restaurant, das Billabong mit australischen Spezialitäten. Drinnen hockt über der Bar ein riesiges Krokodil. Ein mit Glasfasern verstärkter Gipsabdruck – wunderbar.

Apropos: Es lohnt, vom Bahnhof den Bus zum Walter Zoo zu nehmen. Dort gibt es noch mehr Krokodile.

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Route: Gossau – Mult – Rüti – Tobelmüli – Egg – Wissbachschlucht – Schwänberg – Mösli – Zellersmüli. Ab da zwei Varianten zum HB Gossau: via Glattweg zum Fennhof (auf eigenes Risiko, der Hang am Weg ist rutschgefährdet). Oder, praktisch gleich lang, via Hueb.

Wanderzeit: Knapp drei Stunden.

Höhendifferenz: Je 320 Meter aufwärts und abwärts.

Wanderkarte: 227 T Appenzell, 1:50’000.

GPX-Datei: Hier downloaden.

Charakter: Agglonah und doch erstaunlich wild mit einigen coupierten Abschnitten. Bei Nässe sind diese ziemlich rutschig.

Höhepunkte: Der Blick von der Mult aufs Fürstenland. Die Einkehr in der Egg. Der gedeckte Holzsteg im steilen Teil der Wissbachschlucht.

Kinder: Passt bestens. In der Schlucht kann man auch brätlen.

Hund: Auch ihm wirds gefallen.

Einkehr: Hirschen, Egg, Gemeinde Flawil, der Ort für deftiges Speisen. Di, Mi Ruhetag. Am Montag nur 9 bis 14 Uhr. Durchgehend warme Küche.

Wanderblog: Täglich ein Eintrag auf Thomas Widmers privatem Journal.

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Im Land der Geländeschikanen

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Diese Woche von Romoos auf den Napf und nach Luthern Bad (LU/BE) Wir sind zu viert, es nieselt, als wir in Romoos, Post aus dem Bus steigen. Ein Startkafi drängt sich auf, das Kreuz hat offen, schön so. Das letzte Mal, als ich dort einkehrte, sassen am Nebentisch Goldsucher: Ein Führer aus der Gegend und Leute aus der Stadt, die unten an einem der Bäche Gold gewaschen hatten; dafür sind die Gewässer am Napf bekannt. Ob das Team reich geworden war, erschloss sich mir nicht. Die Leute sahen jedenfalls zufrieden aus. Als wir wieder ins Freie treten, nässt es immer noch, wir montieren Regenjacken und Hüte und ziehen los, dem Napf entgegen. Der Anfang ist leicht, ein sanfter Aufstieg nach Oberlingetli und Schwändi. Dann eine jener Geländeschikanen, für die das Land am Napf berühmt ist; es ist zerschnitten von tiefen Gräben. Wir müssen hinab zum Goldbach, bevor es wieder aufwärts geht mit uns. Immerhin wird uns dabei warm.

Wie bei Hieronymus Bosch

Wir gehen bald auf einem Höhenzug. Nach dem Breitäbnet, zum Punkt Änzilegi hin, wird der Pfad im Wald plötzlich schmal, die Baumwurzeln im Boden sind glitschig, der Wind rüttelt und schüttelt uns, das ist abenteuerlich – und hiermit kommt in dieser Kolumne der Moment, in dem ich etwas zum Thema Sicherheit sage: Erstens gehe man, schon gar nicht zu dieser Jahreszeit, allein auf solchen Wegen. Und zweitens gibt es Alternativen: Wer von Romoos her via Holzwäge und Goldsitenegg oder von Menzberg her via Oberwaldegg und Gmeinalp läuft, gelangt einfacher, ja problemlos auf den Napf.

Bei der Stächelegg wieder einmal Staunen über den gewaltigen Geländeabbruch zur Rechten, diesen Teufelskessel der Natur. Nebelfetzen steigen aus der Tiefe auf, glatt geschmirgelt wirkten die senkrechten Fluhen, der Abgrund wirkt wie von Hieronymus Bosch ersonnen. Im Sommer würden wir gruselnd verweilen, doch eben, es ist kalt, und so gehen wir zügig weiter. Kurz darauf schält sich ein verwitterter Holzkasten aus dem Nebel: das Gipfelgasthaus auf dem Napf. Wir treten ein, freuen uns: Wir sind allein in der Wirtschaft!

Okay, ich gebe es zu, der letzte Satz war gelogen. Man ist auf dem Napf eigentlich nie allein, der Berg geniesst die kultische Verehrung der Wanderer ebenso wie der Biker, er zieht viel Volk an bei jedem Wetter. Immerhin sitzen da ausnahmsweise nicht allzu viele Leute. Wir nehmen eine Schweinsbratwurst mit Pommes frites und hernach die Meringue. Dann einen Kafi Schnaps, einer liegt drin, mehr nicht, denn im Folgenden ist Trittsicherheit gefragt.

Klein Einsiedeln im Luzernischen

Kupiert der Schlängelweg durch den Wald hinab zur Trachselegg. Und wieder die Sicht auf benachbarte Eggen und offene Nagelfluh und alles im verzaubernden Dunst. Gegen das Mittelland zu ist der Horizont offen. Mitteley, Vorey, dann langen wir in Luthern Bad an. Wann der Bus zum Bahnhof Zell fährt, haben wir im Voraus geklärt und dabei Zeit für eine Schlusseinkehr eingeplant. Sowie für die Visite in der Kirche Maria Heilbronn. Sie ist ein Wallfahrtsziel, wie überhaupt Luthern Bad als Einsiedeln des kleinen Mannes, der kleinen Frau gilt; an jenem Schwyzer Vorbild misst man sich. Die hübsche Geschichte dazu: Als in Luthern Bad vor mehreren Hundert Jahren die heilsame Quelle zu fliessen begonnen habe, soll in Einsiedeln das Wasser aus einer der 14 Brunnenröhren versiegt sein.

 

++ Route: Romoos, Post (Bus ab Bahnhof Wolhusen) – Weierhüsli – Oberlingetli – Schwändi – Goldbach – Unterlänggrat – Oberlänggrat – Breitäbnet – Änzilegi – Stächelegg – Napf – Alp Trachselegg – Mitteley – Luthern Bad (Bus nach Zell, Bahnhof; unbedingt Fahrplan konsultieren, wenige Kurse!).

Wanderzeit/Höhendifferenz: 4 3/4 Stunden. 862 Meter aufwärts, 774 Meter abwärts. GPX-Datei hier. Im Unterschied zu dieser Hauptvariante sind die beiden folgenden Varianten erstens etwas kürzer und zweitens technisch einfacher.

Variante 1: Romoos – Weierhüsli – Säumettle – Fuchsenegg – Holzwäge – Goldsitenegg – Änzihüsli – Oberänzi – Änzilegi. Ab hier wie in der Hauptvariante zum Napf und hinab nach Luthern Bad. Total 4 1/4 Stunden. 757 Meter aufwärts, 675 Meter abwärts. GPX-Datei hier.

Variante 2: Menzberg – Oberlehn – Oberwaldegg – Gmeinalp – Chrothütte – Stächelegg. Ab hier wie in der Hauptvariante zum Napf und hinab nach Luthern Bad. Total 4 Stunden. 609 Meter aufwärts, 746 Meter abwärts. GPX-Datei hier.

Wanderkarte: 234 T Willisau, 1:50’000.

Charakter: Grandioses Hügelland mit nicht zu unterschätzenden Passagen, steil, kupiert, glitschig. Auf keinen Fall weiche man vom Weg ab, gefährliche Tobel.

Höhepunkte: Die urweltliche Stächeleggfluh. Die Ankunft auf dem Napf, die Meringue im Gasthaus. Kinder: Machbar, doch muss man sie beaufsichtigen.

Hund: Keine Probleme.

Einkehr: Romoos, Kreuz: Mo Ruhetag. Napf, Gipfelgasthaus: Bis Ende November durchgehend offen, danach Mo Ruhetag. Luthern Bad, Hirschen: Mo Ruhetag.

Wanderblog: Täglich ein Eintrag auf Thomas Widmers privatem Journal. ++

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Das Hörnli-Ritual

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Diese Woche von Bauma aufs Hörnli und dann hinab nach Steg (ZH)

Das Hörnli ist ein Klassiker der Wanderziele, was auch damit zu tun hat, dass eine Gipfelwirtschaft den Besucher und die Besucherin versorgt zu allen vier Jahreszeiten. Es ist eine Vorstellung, die mir behagt: dass auf einem Berg Leute sind, die für mich kochen und heizen. Dass ich eintreten kann. Essen. Trinken. Wärme. Das Elementare ist das Schöne.

Gehen wir doch von Bauma hinauf. Der Start wird in diesem Fall verzögert: Am Bahnhof können wir kaum loslaufen, ohne die alten Waggons und Loks zu beschauen, die in einer offenen Halle geschützt stehen. Bauma ist einer der Stützpunkte des Dampfbahn-Vereins Zürcher Oberland.

Der Specht wars

Wir überqueren die Töss und gelangen gleich in ein bewaldetes Seitental. Ein guter Einstieg, das Hundschilen-Tobel, an dessen Flanke wir Höhe gewinnen und uns bereits sehr in der Natur befinden – mit bleckenden Nagelfluh-Aufschlüssen allenthalben. Ein Baum ist brutal durchlöchert. Welcher Übeltäter hat es getan? Der Specht wars. Der darf das.

Endlich öffnet sich das Tobel, wir kommen in jenes hügelig-coupierte Hochland, das unsere Unternehmung im Mittelteil prägt. Musterplatz, Höchstock, Rossweid, Gfell sind Stationen. In der Ferne zieht sich der Alpenkranz. In der Nähe sehen wir das Dorf Sternenberg, das wir für einmal nicht besuchen. Ein Kleinbus erschliesst übrigens unsere Gegend von Bauma her, wer gut 110 Minuten Gehzeit sparen will, kann auch erst beim Gfell die Wanderung beginnen.

Gfell? Kurzer Ausflug ins Idiotikon. Der Flurname bezeichnet einen Ort mit Gefälle. Dazu ist Gfell aber auch das Glück, das einem zufällt. Beide Assoziationen passen. Die Weite der Landschaft beim Gfell macht glücklich, und gleich beginnt auch der Weg wieder zu steigen. Wir landen im Wald, der Schlusseffort zum Hörnli beginnt, er ist schweisstreibend.

Gleich gibts eine Wurst

Oben die riesige Antenne, die wir schon länger immer wieder sahen, das Gasthaus und die Vermessungspyramide auf dem höchsten Punkt. Die Sicht ist nun eine Rundsicht, wunderbar. All die Hügel und Berge rundum zu mustern, will seine Zeit. Und gleichzeitig diese Lust beim Gedanken daran, dass es gleich eine Bratwurst gibt.

Doch, auf dem Hörnli ist gut verweilen; gern erinnere ich mich auch an jene Male, als ich oben war und es chutete, wie das unnachahmliche Dialektverb heisst. Man sah gar nichts, umso besser mundeten die heisse Suppe und der Rotwein. Ein andermal war ich mit meinem Journalistenfreund Simi oben, mitten im Winter. Im Abstieg haute es uns ein paarmal auf den Hintern. Wir lachten, rappelten uns auf, klopften Schnee von den Kleidern.

Die Tanzplatz-Fantasie

Besagter Abstieg ist zwar steil, aber leicht. Er führt zum Tanzplatz, einem Boden, von dem ich nicht weiss, ob meine Fantasie stimmt. Aber jedenfalls sieht sie so aus: Ancien Régime, tyrannische Obrigkeit, viel Arbeit und wenig Spass. Und junge Leute, die sich den strengen Augen des Dorfpfarrers entziehen, sich ein bisschen vergnügen, trinken, tanzen.

Unten in Steg freuen wir uns über die Verdoppelung des Bahnhofs. Da ist nicht nur die Zugstation, sondern auch das Restaurant, ein alter Kasten, was ich nicht im Geringsten negativ meine. Ich finde die Wirtschaft gemütlich. Jedes Mal, wenn eine Wanderung in Steg endet, trinke ich dort etwas. Es ist eine der Gepflogenheiten, die es ausmachen, dass ich nach vielen Jahren der Fussgängerei vom «Hörnli-Ritual» spreche.
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Route: Bauma, Bahnhof – Hundschilen-Tobel – Musterplatz – Höchstock – Sternenberg, Rossweid – Gfell – Hörnli – Breitenweg – Steg.

Wanderzeit: 3 3/4 Stunden.

Höhendifferenz: 611 Meter auf-, 555 abwärts.

Wanderkarte: 226 T Rapperswil, 1: 50 000.

GPX-Datei: Hier downloaden.

Retour: Mit der Bahn von Steg nach Winterthur oder Rüti (Anschluss nach Zürich oder Rapperswil).

Kürzer: Mit dem Kleinbus vom Bahnhof zum Gfell («Sternenberg-Gfell» im Fahrplan). Wenige Kurse, Fahrplan studieren! Grosse Zeitersparnis von 110 Minuten. Auch spart man 355 Höhenmeter aufwärts und 105 abwärts.

Charakter: Weiler und einsame Partien im Wechsel. Viel Aussicht. Einige rutschige Abschnitte. Nicht allein gehen!

Höhepunkte: Das wilde Tobel Hundschilen. Der Rundblick vom Hörnli und die Wurst daselbst.

Kinder: Bei üblicher Beaufsichtigung gut möglich.

Hund: Jederzeit!

Einkehr: Gasthaus Hörnli, durchgehend geöffnet.

Wanderblog: Täglich ein Eintrag auf Thomas Widmers privatem Journal.

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Dem Salz auf der Spur

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Diese Woche von Vuiteboeuf auf historischem Pfad nach Sainte-Croix (VD)

Heute kaufen wir ein Kilo Salz im Coop oder Migros, es wird einem nachgeworfen, wie man so schön sagt. Einst jedoch war Salz kostbar. Ein Luxusgut, unter Mühen gewonnen und dorthin geführt, wo es benötigt wurde.

Die Gnädigen Herren zu Bern beschafften sich ihr Salz unter anderem im grenznahen Frankreich, in Salins-les-Bains und Arc-et-Senans; sie trieben damit einen schwunghaften Handel. Auf dieser Wanderung kommen wir ihrem Geschäft auf die Spur.

Charmant verlottert

Mit der Schmalspurbahn fahren wir von Yverdon hinauf nach Vuiteboeuf. Dessen Bahnhof hält Abstand zum Dorf. Ein bewaldeter Jurakamm markiert den Horizont. Wir halten über die Ebene auf den Kamm zu, kommen ins Dorf, das charmant verlottert in einer Senke liegt.

Nun gibt es zwei Wege hinauf zu unserem Ziel Sainte-Croix. Der eine Weg ist der wildromantische: die Direttissima durch die Schlucht Gorges de Covatanne.

Um den anderen Weg, den geschichtlich bedeutenden, soll es hier aber gehen. Am Bahnhof war er braun ausgeschildert mit «voie historique». Im Unterschied zur Covatanne-Route zieht er vorerst ein wenig nach rechts an jenen Hang mit den Kehren der Strasse nach Sainte-Croix.

20 Zentimeter tiefe Rillen

Nachdem wir einige Zeit, immer den braunen Schildern folgend, gegangen sind, kommt die Infotafel eines Themenweges in Sicht. Es ist Tafel fünf, denn wir wandern den Weg quasi rückwärts und eröffnen mit der letzten Tafel. Natürlich kann man umgekehrt gehen, abwärts, mit Start in Sainte-Croix. Doch in dieser Jahreszeit ist der Waldboden, gerade der kalkdurchsetzte im Jura, rutschig.

Die Tafel erklärt, was wir in den nächsten dreiviertel Stunden im Boden sehen: markante, bis zu 20 Zentimeter in den Stein greifende Rillen. Die meiste Zeit handelt es sich um Rillenpaare, wobei beide Rillen parallel laufen; mancherorts ziehen sich mehrere Paare nebeneinander durch den Wald. Bisweilen gibt es zwischen einem Rillenpaar Stufen.

Wer kürzlich meine Kolumne über den Weg von Tavannes nach Tramelan las, wo dergleichen rudimentär auch vorkommt, der ahnt es: Die Rillen sind alte Karrengeleise. Womit wir wieder im Ancien Régime sind. Und beim Salz. Die zweirädrigen Ochsenkarren, die den Rohstoff von den erwähnten Salinen zum Schiffsverlad in Yverdon beförderten, hatten ein Problem. Unseren Steilhang eben. Die Rillen lösten das Problem, die Karren spurten in sie ein und fuhren, bei angezogener Bremse, wie in einem Tramgeleise kontrolliert talwärts. Ochsen und Menschen kamen die Stufen dazwischen zupass.

Neuer Blick aufs Salz

So war das damals im 17. und 18. Jahrhundert, Genaueres lese man auf den Tafeln nach. Wenn die Rillen enden, ist die Wanderung dann noch längst nicht fertig. Ein längeres Stück noch gehen wir im Hang, bevor wir bei Le Château-de-Ste-Croix mehr oder minder wieder in der Zivilisation sind. Der Rest ist ein schönes Auslaufen zum Hochplateau von Sainte-Croix hin.

Und wenn wir angekommen sind? Können wir gleich wieder hinab nach Yverdon schmalspuren. Oder uns durch das Musikdosen- und Automatenmuseum Cima führen lassen. Vielleicht essen wir auch etwas in einem Restaurant. Garantiert mustern wir den Salzstreuer aufmerksamer als sonst.
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Route: Vuiteboeuf, Bahnhof – Vuiteboeuf, Dorf – historischer Pfad, braun ausgeschildert, zu den Karrengeleisen und ihnen entlang (identisch mit dem Wanderweg am Strassenhang) – Le Château-de-Ste-Croix – Sainte-Croix – Sainte-Croix, Bahnhof.

Wanderzeit: 2 1/2 Stunden.

Höhendifferenz: 575 Meter auf-, 100 abwärts.

Wanderkarte: 241 T Val de Travers, 1:50’000.

GPX-Datei: Hier downloaden.

Retour: Mit dem Schmalspurbähnli sehr schön von Sainte-Croix nach Yverdon. Oder, bei trockenem Wetter (Kalk ist schlüpfrig), wieder hinab nach Vuitebouef durch die Gorges de Covatanne.

Charakter: Historischer Verkehrsweg in klassisch verkalktem Jurasetting.

Höhepunkte: Das reizend verlotterte Dörfchen Vuiteboeuf. Die Karrengeleise. Der erste Anblick des Plateaus von Sainte-Croix.

Karrengeleise: Sehr guter Link auf Französisch hier. Übergreifender Link zum Themenweg «Via Salina» von Arc-et-Senans nach Yverdon und Bern hier.

Kinder: Bei etwas Beaufsichtigung (steile Hänge) geht das gut.

Hund: Ob er den historischen Gehalt des Weges schätzt? Ansonsten alles bestens.

Einkehr: Am Anfang und am Schluss.

Tipp: Musikdosen- und Automatenmuseum in Sainte-Croix – grossartige Sache.

Rückkehr zum Ausgangspunkt: Schmalspurstrecke Sainte-Croix–Yverdon.

Wanderblog: Täglich ein Eintrag auf Thomas Widmers privatem Journal.

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Zuerst in die Höll und dann ins Häftli

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Diese Woche eine Rundwanderung von Büren an der Aare aus (BE)

  • Büren an der Aare, schöne Halbnebelstimmung. Am Nidau-Büren-Kanal geht es aus dem Ort.

    Büren an der Aare, schöne Halbnebelstimmung. Am Nidau-Büren-Kanal geht es aus dem Ort.

  • Auf dem Holzsteg über die Alte Aare, die von Aarberg kommt.

    Auf dem Holzsteg über die Alte Aare, die von Aarberg kommt.

  • Stimmung im Gebiet der Alten Zihl.

    Stimmung im Gebiet der Alten Zihl.

  • Die Safnernbrücke ist weniger romantisch.

    Die Safnernbrücke ist weniger romantisch.

  • Wieder im Grünen, pardon: Braunen.

    Wieder im Grünen, pardon: Braunen.

  • Der Abstecher zum Beobachtungsturm lohnt sich. Was sieht man? Andere Wanderer, allenfalls. Viel Natur. Und Vögel.

    Der Abstecher zum Beobachtungsturm lohnt sich. Was sieht man? Andere Wanderer, allenfalls. Viel Natur. Und Vögel.

  • Still, sonst hauen die Vögel ab.

    Still, sonst hauen die Vögel ab.

  • Etwas später beim Denkmal von 2000 im Gebiet Fahrmatten. Es erinnert an das einstige Internierungslager (Polenlager) des Zweiten Weltkriegs.

    Etwas später beim Denkmal von 2000 im Gebiet Fahrmatten. Es erinnert an das einstige Internierungslager (Polenlager) des Zweiten Weltkriegs.

  • ...was ist sie baufällig!

    ...was ist sie baufällig!

  • Wenig später, weiter vorn Richtung Büren.

    Wenig später, weiter vorn Richtung Büren.

  • Im Stedtli von Büren endet die Wanderung. Wirtschaften hat es genug.

    Im Stedtli von Büren endet die Wanderung. Wirtschaften hat es genug.

Wasser regiert diese Wanderung. Dazu kommt Geschichte: Büren an der Aare, wo wir unterwegs sind, beherbergte im Gebiet Häftli während des Zweiten Weltkriegs ein Internierungslager. 6000 polnische Soldaten lebten dort, es folgten zivile Flüchtlinge, Juden, Russen, Italiener. Genau ein Gehütt steht aus der damaligen Zeit noch, dazu gibt es ein Denkmal.

Nun zum Wasser. Büren liegt am Nidau-Büren-Kanal, der begradigten Aare. Da ist aber auch die Alte Aare, die durch die Korrektur sozusagen entmachtet wurde. So weit die Geografie. Und nun laufen wir los, wobei wir vorerst dem Kanal Richtung Biel folgen. Ob wir am Bahnhof starten oder bei der Bushaltestelle im Städtchen, spielt keine grosse Rolle.

Ein Schild fordert Stille

Bald sind wir aus dem Ort. Eine lange Gerade führt weg vom Kanal zu einem Steg über die Alte Aare. Büsche, Bäume, Ried, Schilf, Enten, sehr schön. Nach dem Bauernweiler Meienried geht es so weiter, wir landen in den Auen der Alten Zihl.

Eine Strasse unterbricht die Romantik. Wir nehmen die Safnernbrücke, kommen auf die andere Seite des Nidau-Büren-Kanals, halten retour. Die Höll zur Linken erweist sich als Geländestück zwischen Wasserarmen. Der Abstecher in sie hinein lohnt wegen des Beobachtungsturms. Still soll man sein, fordert ein Schild. Vögel sind scheue Kreaturen.

Das «Concentrationslager»

Wieder auf der Strasse, erreichen wir bald den nächsten Wanderabzweiger nach links, er führt ins Gebiet Fahrmatten, Teil des Häftli. So heisst das viel grössere Pendant zur Höll. Wieder eine gefangene Fläche: Auf der einen Seite umkurvt von der verspielten Alten Aare, auf der anderen begrenzt vom schnurgeraden Kanal. Das Häftli gleicht in der Form der gleichnamigen Kleiderschliesse von einst, daher der Name.

Mit «Häftling» hat das Wort also nichts zu tun. Die Polen, die hier bis 1942 lebten, waren ja auch keine Häftlinge, sondern eben Internierte. Sie hatten in Frankreich gegen die Deutschen gekämpft und gelangten in die Schweiz. Man entwaffnete sie und brachte sie in Lagern unter, wie es das internationale Recht vorsah. 6000 waren es im Häftli in 120 Baracken. Das Grossdorf hiess in den Anfängen «Concentrationslager». Immer wieder wurden Klagen laut über die Härte der Bewacher, schlechtes Essen, mangelnde Hygiene.

Die Wäscherei ist noch da

Das Denkmal aus dem Jahr 2000 sehen wir, sobald wir ins Häftli eingebogen sind, zur Rechten beim Waldstück nah der Höll: drei aufeinandergesetzte Granitblöcke. Eine Tafel erinnert an das Lager und zeigt einen Barackenplan. Das einzige vom Lager übriggebliebene Gebäude, die Wäscherei, sehen wir nordwestlich in 150 Metern Luftlinie. Es hat einen auffälligen roten Kamin und ist total verlottert.

Der Rest der Wanderung führt durchs Häftli retour nach Büren. Dort sollten wir das Städtchen besichtigen: herrlich, trotz der nervenden Autos. Im Café oder Restaurant ist auch Zeit, dem Damals nachzusinnen. Oder nachzulesen, wie das war mit dem Lager. Der Luzerner Historiker Jürg Stadelmann hat die Geschichte vorbildlich aufgearbeitet; wer die zwei Wörter «Häftli» und «Lager» zusammen googelt, kommt zu seiner Dokumentation samt Fotos und Plänen.

Etwas hat sich allerdings verändert, seit er sie ins Internet stellte: Damals stand auch noch das Küchengebäude. Mittlerweile ist es weg, der Bauer hat das altersschwache Ding abgerissen.

Karte Widmer ganze Schweiz
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Route: Bahnhof Büren oder Bushaltestelle «Büren an der Aare, Städtli» – Uferweg Nidau-Büren-Kanal – Steg über die Alte Aare – Meienried – Feuchtgebiet Alte Zihl – Safnernbrücke – Uferweg Nordseite Nidau-Büren-Kanal – Abstecher Beobachtungsturm und retour – Abzweiger vom Uferweg nach Fahrmatten – Interniertenlager-Denkmal – Gebiet Wisleren – Steg Alte Aare – Holzbrücke – Büren. Die gesamte Strecke ist ein gelb signalisierter Wanderweg, einzig der kurze Abstecher (circa 200 Meter zum Denkmal) nicht.

Wanderzeit: 2 1/2 Stunden.

Höhendifferenz: praktisch keine.

Wanderkarte: 233 T Solothurn, 1:50’000.

GPX-Datei: Hier downloaden.

Retour: Wie die Anreise. Büren ist per Zug von Biel via Busswil erreichbar. Oder mit dem Bus vom Bahnhof Grenchen-Süd.

Charakter: Leicht. Viel Natur. Für die ganze Familie. Viel Hartbelag.

Höhepunkte: Der erste Anblick der kanalisierten Aare bei Büren. Die Ried-Auen-Landschaften bei der Alten Aare und der Alten Zihl. Die Besteigung des Vogelbeobachtungsturms. Das Denkmal, das an das einstige Interniertenlager erinnert.

Kinder: Vorsicht, viel Wasser!

Hund: Gute Sache. Aber er muss oft an der Leine gehen.

Interniertenlager: Der Link zu einer vorbildlichen Dokumentation. – Digitale Koordinate des letzten Baus des Lagers ganz nah beim Denkmal, der Wäscherei:  47.14482, 7.34227.

Einkehr: In Büren. Getestet (und sehr gemocht): Il Grano. Gehobenes Lokal im ehemaligen Kornhaus am Wasser, hervorragende Küche. So/Mo Ruhetag.

Wanderblog: Täglich ein Eintrag auf Thomas Widmers privatem Journal.

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Der falsche Bergsee

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Diese Woche von Stein zum Bergsee über Bad Säckingen (AG/D)


Wenn das nicht die perfekte Wanderung für die beginnende Weihnachtszeit ist! Wir lernen ein Münster kennen. Wir können in der zugehörigen Altstadt flanieren und shoppen. Und schliesslich erwandern wir uns einen Bergsee, der so heisst, obwohl er auf 382 Metern über Meer liegt. Die Tieflage hat auch ihre Vorzüge: Lawinengefahr gibt es um diesen Bergsee nicht. Nach seiner Umrundung können wir uns im Übrigen im Seerestaurant aufwärmen.

Die Unternehmung beginnt am Bahnhof Stein-Säckingen. Das aargauische Stein ist mit zwei Novartis-Produktionsstätten begnadet, ansonsten handelt es sich allerdings um einen eher unromantischen Flecken. Wir gehen zum Rhein hinab, passieren ein verblichenes Zollhaus, nehmen die Fussgänger-Holzbrücke. Über 200 Meter lang ist sie und gilt als längste gedeckte Holzbrücke Europas. In der Mitte steht eine Statue Nepomuks, jenes Heiligen, der für Brücken zuständig ist.

Hallo, Deutschland

Und nun sind wir bereits in Deutschland. Bad Säckingens Zentrum ist voller Läden und Restaurants, wir Schweizer dürfen wieder einmal staunen, wie preiswert alles ist. Ob wir nun einkaufen wie die Wilden oder doch das Schweizer Gewerbe favorisieren: Jeder und jede soll das selber entscheiden. Sicher ist, dass wir unbedingt das nahe Fridolinsmünster, Gotik mit aufgepfropftem Tortenbarock, besuchen müssen.

Fridolin: Bei diesem Namen werden Glarnerinnen und Glarner aufhorchen. Der legendenumwobene Wandermönch, der angeblich aus Irland kam, steht in ihrem Wappen und ist überhaupt der einzige Mensch in einem Schweizer Kantonswappen. Glaubensbote Fridolin soll das Kloster Säckingen gestiftet haben und dessen erster Abt gewesen sein; das Kloster wurde zum Ausgangspunkt für die christliche Missionierung des heutigen Baden-Württemberg. Weil besagtem Kloster im Mittelalter auch das Glarnerland gehörte, kam der Heilige in das Glarner Wappen.

Vorbei an der Therme zum Bergsee

Als wir uns satt gesehen haben, gehen wir weiter zum Bahnhof von Bad Säckingen. Links davon – wenn wir hangwärts schauen – führt eine Strasse über die Schienen. Wir nehmen sie, biegen schnell links ab, kommen zum Parkgelände Badmatte mit dem zentralen Wanderwegweiser in Weiss. Was folgt, ist im Grunde genommen simpel, auch wenn es vielleicht nicht so klingt; ein Blick auf die Schweizer Wanderkarte 1:50’000 «Liestal» hilft. Wir gehen einen Bachweg entlang aufwärts, kommen an der Aqualon-Therme, am Hotel Schweizerblick, am Kurzentrum vorbei, biegen nach dem letzten Kurgebäude links ein.

Die Strasse wird zum Feldweg, bald folgt ein Rechtsschwenk in den Wald. Auf dem Franz-Müller-Weg halten wir aufwärts und sind schon beim Bergsee.

Scheffels Blockbuster

Der Weg um den von bewaldeten Höhen gesäumten Bergsee ist Naturbelag; gut so, denn in Stein und in Bad Säckingen gingen wir immer auf Asphalt. Nun ist der Moment, an den «Trompeter von Säckingen» zu denken; im besten Fall hat man das berühmte lange Gedicht von 1854 gleich bei sich, welches zeitweise das meistgelesene literarische Werk Deutschlands war und Hunderte Male neu aufgelegt wurde. Heute würde man von einem «Blockbuster» reden.

Die Geschichte handelt von der Liebe eines Bürgerlichen im 17. Jahrhundert zu einer Adelsdame; die beiden können zuerst nicht zueinander kommen, schaffen es nach leidvoller Trennung schliesslich doch.

So weit die Literatur. Und nun zurück ins Leben. Im Restaurant am See können wir, bevor wir wieder nach Bad Säckingen absteigen, essen und gleichzeitig der alemannischen Verkleinerungsform huldigen, die uns in ihrer Schnuckeligkeit vertraut ist und doch mit der Endung -le statt wie bei uns -li ein wenig fremd klingt: Wir nehmen ein Tannenzäpfle-Bier und dazu ein Schäufele mit Käsespätzle.

Widmer Bergsee 2. Dez.Route: Stein AG, Bahnhof – Holzbrücke über den Rhein – Bad Säckingen – Bad Säckingen, Bahnhof – auf der Westseite des Bahnhofs über die Geleise – Badmatte mit zentralem Wegweiser in Weiss – Bachweg – Aqualon-Therme – Hotel Schweizerblick – Kurzentrum/ Eggbergklinik – nach dem letzten Kurgebäude links einbiegen, die Strasse wird zum Feldweg – dann wieder rechts in den Wald – Franz-Müller-Weg – Bergsee, Restaurant – Rundweg um den See. Retour auf demselben Weg.

Wanderzeit: 2½ Stunden für den ganzen Weg vom Bahnhof Stein-Säckingen zum Bergsee und retour. Für die Besichtigung der Säckinger Innenstadt und des Fridolinsmünsters muss man Zeit dazurechnen.

Höhendifferenz: Je knapp 200 Meter aufwärts und abwärts.

Wanderkarte: 214 T Liestal, 1: 50’000.

GPX-Datei: Hier downloaden.

Charakter: Kultur und Natur, Winterspaziergang und Weihnachtsshopping in einem. Leicht. Mehr als die Hälfte Hartbelag. Trotzdem braucht man gute Schuhe, weil es auch über Feld- und Waldwege geht.

Höhepunkte: Die wunderbare Holzbrücke über den Rhein mit dem Brückenheiligen Nepomuk. Das Fridolinsmünster. Der winterstille Bergsee mit dem Naturweg rundum.

Kinder: Perfekt.

Tipp: Südöstlich des Bergsees gibt es am Gewerbebach einen Wildpark mit einheimischen Tieren. Er ist ganzjährig offen.

Nicht vergessen: Ausweis, weil wir die Grenze überqueren. Euros für die Einkehr in Bad Säckingen.

Einkehr: In Stein und in Bad Säckingen. Restaurant am Bergsee: In der Winterzeit Montag Ruhetag, ansonsten jeweils von 11 bis 18 Uhr.

Wanderblog: Täglich ein Eintrag auf Thomas Widmers privatem Journal.

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Grenzerfahrung

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Diese Woche zum südlichsten Punkt der Schweiz bei Chiasso (TI/Italien)


Am Sonntag ist Fahrplanwechsel. Er steht im Zeichen der Gotthard-Bahnlinie. Der Basistunnel geht endgültig in Betrieb, wir gelangen eine halbe Stunde schneller ins Tessin. Was sollen wir dort tun? Hier mein Vorschlag für eine eher kurze Wanderung, die man zum Beispiel mit einer Besichtigung koppelt. Anders gesagt: Zuerst begehen wir eine paradiesische Treppe, und dann berühren wir die Spätantike. «Berühren» meine ich wörtlich.

Das Treppengleichnis

Also. Wir brausen durch das neue Loch im Berg, kommen in die Südschweiz, verlängern die Fahrt bis Chiasso. Dort versäumen wir es nicht, die Skulptur in der Bahnhofhalle zu mustern. Sie zeigt zwei Frauen in schwesterlicher Nähe. «Italia e Svizzera» heisst das Kunstwerk.

Aus dem Bahnhof hinaus, Rechtsschwenk, hinab zum Zollgebäude und durch dieses hindurch, nun sind wir in Italien. Hundert Meter weiter geradeaus, dann biegen wir beim Wegweiser Parco Spina rechts in die schäbige Via Stefano Franscini ein. Sie führt zu einer Unterführung, auf der anderen Seite des Geleisefeldes biegen wir wieder nach rechts, rostige Leitplanken führen in eine Art Wendeplatz. Ein Wegweiser signalisiert die Scala del Paradiso. Die Paradiestreppe.

Was folgt, sind strapaziöse 900 Stufen den Grenzzaun entlang, der an einigen Stellen ramponiert ist. Die Treppe ist steil und abschnittweise ebenfalls ziemlich mitgenommen; gut, gibt es einen Handlauf. Liegt Schnee oder hat es Eis, ist das nichts.

Die Treppe wurde gegen das Jahr 1900 für die Grenzwächter gebaut, sie sollte es erleichtern, in dem umwegsamen Gelände Schmuggler zu jagen. Die Schmuggler nutzten die Treppe bald ebenso gern. Das klingt, finde ich, wie ein Gleichnis.

Die Ganzkörpertaufe

Oben gibt es Möglichkeiten. Erstens: Wir gehen, Karte in der Hand, auf Schweizer Gebiet zum Punkt 75B, dem südlichsten Punkt unseres Landes; eine gute Fortsetzung führt von dort ins Dorf Pedrinate. Zweitens: Wir erkunden mithilfe der Wegweiser auf der italienischen Seite Sehenswürdigkeiten wie die Schützengräben des Ersten Weltkriegs.

Dritte Möglichkeit: Wir vernichten die 200 Höhenmeter auf demselben Weg, auf dem wir kamen, und schauen uns Chiasso an. Vielleicht machen wir Einkäufe, schliesslich ist bald Weihnachten. Womit wir bei einem Ausflug wären, der zur Adventszeit perfekt passt. Mit der S-Bahn fahren wir Richtung Lugano, steigen in Capolago-Riva San Vitale an der einen Südspitze des Luganersees aus.

15 Minuten dauert der Spaziergang ins Dorf Riva San Vitale. Dort steht ein Battistero, eine Taufkapelle, die Johannes dem Täufer gewidmet ist; dies ist der älteste intakte christliche Kultbau der Schweiz, entstanden ums Jahr 500. Die aus der Westwand vorkragenden Steine halfen einst ein Dach tragen, unter dem Gläubige geschützt vor dem Regen um die Kapelle wandelten.

Und nun die Sache mit dem Berühren der Spätantike. In der Kirche steht ein imposantes rundes Sandsteinbecken. Ein Taufbecken aus dem Mittelalter. Viel älter ist der Vorgänger unter ihm: das spätantike Taufbecken im Boden. Im frühen Christentum taufte man Erwachsene. Und zwar, indem man sie ganz ins Wasser tauchte. Unsere heutige Taufe – sie ist die ins Symbolische verschobene Variante des einstigen Ganzkörper-Rituals.

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karte_chiasso

Route: Chiasso Bahnhof – Zoll – italienische Seite, Via Stefano Franscini – Abzweiger zur Unterführung – andere Seite Geleisefeld – Scala del Paradiso – oberes Ende der Treppe. Bis hier circa 45 Minuten. Fortsetzung: in 70 Minuten auf Schweizer Territorium nach Moreggi/Punkt 75 B und weiter nach Pedrinate.

Höhendifferenz: Gut 200 Höhenmeter bis zum oberen Ende der Treppe.

Karte: Am besten bedient ist man mit der Landeskarte 1:25’000 Mendrisio. Die Treppe ist nicht eingezeichnet, der Punkt 75B aber schon.

Nicht vergessen: Den Ausweis. Die Wanderung spielt zum Teil in Italien.

GPX-Datei: Hier downloaden. Wichtig: Der Verlauf der Treppe ist geschätzt, Abweichungen vor Ort möglich.

Charakter: Erkundung in wildem Gelände. Sicherheit: Nicht allein gehen, nicht bei Eis und Schnee. Die Treppe ist dann praktisch unpassierbar.

Höhepunkte: Die Skulptur «Italia e Svizzera» im Bahnhof Chiasso. Die Scala. Und natürlich das spätantike Battistero von Riva San Vitale.

Kinder: Okay, siehe «Sicherheit».

Hund: Okay.

Einkehr: In Chiasso, Capolago und Riva San Vitale.

Wanderblog: Täglich ein Eintrag auf Thomas Widmers privatem Journal.

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Eine Freundin namens Murg

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Diese Woche von Aadorf via Matzingen nach Frauenfeld (TG)

Einige Zeit ist vergangen, seit wir diese Wanderung machten. Doch als ich kürzlich die Liste der vielen Routen musterte, die ich in der Zeitung und im Blog präsentieren könnte, und mich zerquälte, welche die nächste sein würde – da dachte ich: diese! Weil sie so abwechslungsreich ist und wir so viel sahen.

Start ist in Aadorf. Die Lützelmurg, die kleine Murg also – «lützel» entspricht dem englischen «little» – geleitet uns stilvoll aus dem Ort. Bald sind wir in jenem Typ Landschaft, den man mit dem Kanton Thurgau verbindet: weite Felder und Wälder, Bauernland mit dem einen oder anderen Silo.

Wie aus dem Mittelalter

Aawangen überrascht uns, ein Dörflein mit Kirche und Burg, wie aus dem Mittelalter liegen geblieben. Dann sehr neuzeitlich die Autobahn, das Riederholz, Matzingen; wir erreichen somit die Murg, in der die Lützelmurg sich vor unseren Augen auflöst. Wir könnten in Matzingen etwas trinken, doch bereits lockt uns der Sonnenberg mit dem Schloss obenauf. Auch das ist Thurgau: Höhenzüge, mal lang, mal etwas weniger lang, manche davon mit einem Adelssitz.

Durchs flache Land gehen wir von Matzingen nach Stettfurt und machen uns an den Sonnenberg. Oben stellen wir fest, dass das Schloss Privatbesitz ist. Aber man kann doch ausserhalb an die Mauer treten und ins Land blicken. Unter uns ein Flickenteppich aus Äckern und Waldstücken in den Pastellfarben des Winters. Und dahinter der ewige Riegel des Säntis und daneben die Churfirsten wie die Zähne eines Nagetiers.

Bahas Hochsitz

Schloss Sonnenberg gehörte einst dem Kloster Einsiedeln, heute aber dem österreichischen Grossinvestor und Multimillionär Christian Baha. Seit längerem wird es umgebaut, die Denkmalpflege redet kräftig mit, diesen Sommer gab es eine Orientierung, an der man vernahm: Wenn fertig renoviert ist, soll es im Schloss auch wieder ein Restaurant geben.

Wir nehmen vom Schloss das Zufahrtssträsschen und gelangen so hinab zum Freudenberg; wären wir auf dem Wanderweg gegangen, hätten wir unten im Chöll ein kleines Stück südlich gehen müssen, um besagten Freudenberg zu erreichen. Dort finden wir die Landbeiz gleichen Namens vor, in der man gern einkehrt, gut bedient wird, bestens isst. Man kommt also auch ohne Schlossrestaurant zurecht.

Hausberg mit Turm

Satt und matt verlassen wir anderthalb Stunden später das Haus, nun geht es in die zweite Etappe, die allerdings kürzer ist als die erste. Wir begeben uns in den Wald um den Tuenbach, steigen wieder auf. Erneut zeigt sich ein empfehlenswertes Restaurant. Es heisst wie der Turm darüber: Stählibuck.

Der Stählibuck, das ist Frauenfelds Hausberg. Und er hat wie die meisten Hausberge einen Turm. Baujahr 1908, Stahl, 27 Meter hoch, 148 Stufen. Im Aufstieg schwitzen wir, und oben frieren wir im jahreszeitlichen Biswind. Aber der Rundblick ist berauschend: erneut die nahen Alpen, dazu der Seerücken und die endlose Wanne der Thur.

Der Rest wird uns leicht, ohnehin haben wir das Bauch-voll-Gefühl schon weggewandert. Noch einmal gibt es eine Portion Natur auf dem Weg das Mülitöbeli entlang hinab nach Frauenfeld. Dort finden wir die Murg wieder, die wir in Matzingen trafen. Sie ist uns am Ende der Wanderung eine gute Freundin geworden samt ihrer kleineren Schwester.
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Route: Aadorf, Bahnhof – ARA – Langwies – Aawangen – Laubegg – Matzingen – Stettfurt – Sonnenberg – Freudenberg – Chöll – Stählibuck – Vorderi Egg – Frauenfeld, Bahnhof.

Wanderzeit: 5 Stunden.

Höhendifferenz: 381 Meter auf-, 505 abwärts.

Wanderkarte: 216 T Frauenfeld, 1:50’000.

GPX-Datei: Hier downloaden.

Kürzer: Jederzeit kürzbar dank den Bushaltestellen in den Dörfern. Auch bei den Restaurants Freudenberg und Stählibuck gibt es Haltestellen.

Charakter: Weites Land, dazwischen ab und zu ein Minitobel. Sowie der Aufstieg zum Sonnenberg über Stettfurt.

Höhepunkte: Gleich zu Beginn der Weg an der Lützelberg. Der Blick weit ins Land vom Sonnenberg und etwas später vom Stählibuckturm.

Kinder: Keine Probleme.

Hund: Keine Probleme.

Einkehr: In den Dörfern. Freudenberg bei Stettfurt, Restaurant Freudenberg, Mo/Di Ruhetag. Stählibuck unterhalb des Turms am Wanderweg, durchgehend offen.

Wanderblog: Täglich ein Eintrag auf Thomas Widmers privatem Journal.

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Der Fuchs und die müden Jäger

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Diese Woche eine Rundtour von Gettnau nach Ebersecken (LU)

Wir steigen in Gettnau aus dem Zug, es nieselt, es schneeregnet, es schneielet. Auf den Nebensträsschen liegt grauer Pflotsch.

Gibt es bessere Verhältnisse für uns Wanderer? Nässe und Kälte vertreiben das meiste Volk vom Gelände, die Biker bleiben zu Hause. Die Landschaft wird an diesem Tag weitgehend mir und meinem Grüppli gehören; die Höfe, die wir passieren, werden verlassen wirken, kein Mensch zu sehen. Sogar die Hunde haben sich verkrochen.

Nassefüssewetter, hurra!

Wir attackieren den Hang vor uns, passieren eine Kiesgrube, gelangen in den Schonauwald. Jäger kommen uns entgegen mit ihren Flinten, grüssen freundlich – und was jetzt kommt, ist wahr, ich habe Zeugen! Hinter den Jägern huscht ein Fuchs über den Weg, was sie nicht merken. Es ist, als hätte das schlaue Tierchen begriffen, dass die Jäger müde sind. Und auf dem Heimweg.

Nun sind wir in einem weiten Hügelland. Der Hellerhof, der Zenzenhof, der Hünkihof ziehen vorbei, wir gehen teilweise auf Strassen, die meiste Zeit aber in den vom Schneeregen pastellgrün gebleichten Wiesen und im Wald. So circa auf der Höhe von Oberschlempen merken wir, dass die Schuhe nicht mehr dichthalten – Nassefüssewetter.

Das Seilzieherdorf

Wir atmen durch, lassen die Arbeitswoche los, atmen die kalte Luft, jeder Zug ist Genuss. Bald geht es abwärts, auf den Rickenbach zu, an dem Ebersecken liegt. Beim Grüt, wo wir auf der Nachmittagsetappe wieder durchlaufen werden, biegen wir links ab und erreichen schnell unser Mittagsziel.

Über Ebersecken muss man mindestens vier Dinge wissen. Erstens hat es im Dorfwappen einen fidelen Eber. Zweitens ist seit diesem Frühling das Manko behoben, das Ebersecken schweizweit in die Schlagzeilen brachte; es hatte bis zur Installation einer 21-Meter-Antenne jahrelang keinen Handyempfang. Drittens ist Ebersecken in einer bestimmten Sportart eine internationale Grossmacht, seine kächsten Leute wurden in dieser Domäne schon Schweizermeister und Weltmeister: im Seilziehen, jawohl.

Anti-Schischi

Und viertens ist die Sonne zu nennen, ein Landgasthof, den ich schätze. Er schafft den Spagat, Gault-Millau-würdig zu sein und doch eine Dorfbeiz ohne Schischi. Wir kehren ein, geniessen die Wärme, essen, wunderbar.

Drei Stunden haben wir für diese erste Etappe gebraucht, und es wäre gewiss unser gutes Recht angesichts der Hudelei und des diffusen Lichts draussen, per Bus den Heimweg anzutreten. Man kann es aber auch anders sehen: Das Wetter reizt zum Widerspruch, es verlockt dazu, die Garstigkeit auszuprobieren und auszuhalten.

Und am Schluss ein Bier

Wir stürzen uns also in die Etappe zwei. Der Nachmittag ist deutlich leichter als der Morgen. Wir wandern die meiste Zeit abwärts oder geradeaus, folgen vorerst, abschnittsweise in geringer Distanz, dem Rickenbach. Dann die Luthern, die oben beim Napf entspringt und alte Wandererinnerungen wach werden lässt. Sie entlang ziehen wir vorwärts, bis Gettnau in Sicht kommt.

Es dunkelt ein, als wir wieder am Bahnhof sind, an dem wir Stunden zuvor starteten. Ein Bier im Restaurant gegenüber beschliesst die Wanderung, und als wir dann den Zug besteigen, ist es schon fast Nacht. So ist der Winter, die Tage sind kurz und gerade darum unheimlich schön.
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Route: Gettnau Bahnhof – Vorderguggi – Schonauwald – Hellerhof – Zenzenhof – Hünkihof – Grossweid – Oberschlempen – Unterschlempen – Kället – Grüt – Ebersecken – Grüt – Gläng – Oberfeld – Tschopen – Niderwil – Gettnau Bahnhof.

Wanderzeit: 5 1/4 Stunden.

Höhendifferenz: je 440 Meter auf- und abwärts.

Wanderkarte: 234 T Willisau, 1:50’000.

GPX-Datei: Hier downloaden.

Kürzer: Nur den ersten Teil laufen, Gettnau bis Ebersecken. 3 Stunden, 325 Meter auf- und abwärts.

Charakter: Abseitiges Bauernland mit Hügeln und Waldstücken, viel Naturwegen und dazwischen ab und zu Hartbelag. Bei viel Schnee mühsam; dann braucht man auf einigen Abschnitten die Schneeschuhe.

Höhepunkte: Die Ankunft in Ebersecken, die Einkehr daselbst. Winter an der gluckernden Luthern. Das Schlussbier in Gettnau.

Kinder: Keine Probleme.

Hund: Keine Probleme.

Einkehr: Sonne in Ebersecken, ein Mix aus anspruchsvoller Gastronomie und Dorfbeiz. Reservieren, 062 756 25 14. Normalerweise am Montag Ruhetag. – Weihnachtswoche: 24. ganzer Tag geschlossen. 25. bis 17 Uhr. 26. ganztags geöffnet. Silvester nur am Abend geöffnet. – Betriebsferien vom 1. bis 9. Januar.

Wanderblog: Täglich ein Eintrag auf Thomas Widmers privatem Journal.

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Ambulator communis und der Mädchenhaarbaum

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Diese Woche an der Emme von Gerlafingen nach Alchenflüh (SO/BE)

Zu Silvester und Neujahr gibt es eine Art gesamtgesellschaftliches Einvernehmen: Man reist in die Berge zum Skifahren, Schlitteln, Schneeschuhen.

Doch mindestens ebenso so schön ist es im Flachland. Die Stille macht es aus. Ohnehin liegt in den höheren Lagen nicht überall genug Schnee für ein richtiges Wintervergnügen.

Fahren wir doch nach Gerlafingen. Wandern wir ein Stück die Emme entlang, das erfrischt, schont die Nerven, ist erst noch gratis.

Bibelweg und Entlein

Am Bahnhof Gerlafingen und in den ersten Wanderminuten schon erkennen wir: Am Unterlauf des 80-Kilometer-Flusses verschränken sich Natur und Industrie. Das Stahlwerk, gegründet einst durch die von Rolls, erhebt sich vor uns. Nach wie vor ist es im Betrieb, es recycliert Eisenschrott.

Ein Schild kündigt einen Bibelweg an. Noch vor der Emme empfängt uns alsbald ein Ried mit Entlein. Die nächste Stunde ist erholsam, die Emme ist immer in der Nähe, manchmal aber verdeckt, lange folgen wir einem Kanal; zum Teil gibt es parallele Varianten.

Einziges Berner Wasserschloss

Nach der Papierfabrik Utzenstorf lohnt sich der Abstecher zum Schloss Landshut. Über Jahrhunderte war es Sitz bernischer Landvögte. Die sicherten sich mit einem Wassergraben; heute ist dies das einzige Berner Wasserschloss.

Im Schlossgebäude ist das Schweizer Museum für Wild und Jagd untergebracht; allerdings öffnet es erst am Muttertag wieder. Aber der Park ist jederzeit frei zugänglich. Was es da zu sehen gibt! Eine Karte auf der Internetseite des Schlosses listet die Bäume und Büsche auf mit ihren Standorten: Platanen, Eichen, Eschen, Ahorne finden sich natürlich, dazu der Mädchenhaarbaum, die Sumpfzypresse, der Amur-Korkbaum, der Götterbaum und der Schuppenrinden-Hickory und der Hiba-Lebensbaum. Und, und, und.

Humorlos grad

Man könnte also auch nur in diesem Park umherstreifen und Gewächs um Gewächs besuchen. Und dabei ab und zu ein Auge auf das Schloss werfen, auf den hochklappbaren Holzsteg und die weisse Fassade mit den rotbraunen Läden.

Vom Schloss halten wir wieder zur Emme. Die wird im Emmenschachen, Teil des Naturschutzgebietes Emmenschachen/Urtenensumpf, vollends märchenhaft. Nun, nicht der Fluss selber. Er ist in der Neuzeit brutal begradigt worden, was recht humorlos wirkt; auch nimmt man ihm mancherorts das meiste Wasser, um damit allerlei Anlagen anzutreiben.

Ambulator communis mag das

Was dies kompensiert, sind die Auen, Geländepartien, die immer wieder mal überschwemmt werden dürfen. Alles ist verrankt, verefeut, verbuscht, vermorastet, Holz modert, die Vögel lieben das, die Ringelnattern auch. Ebenfalls wohl fühlt sich Ambulator communis, der gemeine Wanderer.

Vor Kirchberg unterqueren wir erstens die Bahn und zweitens die Autobahn. Vor uns zeigt sich der Turm der Kirche Kirchberg. Wenn wir eine Stunde anhängen und weiter bis Burgdorf ziehen, könnten wir gleich wieder besichtigen, die Altstadt von Burgdorf ist ein Bijou. Indes sind wir bis Kirchberg doch schon über drei Stunden gelaufen. Wir können jetzt getrost auch aufhören und durchlüftet vom Bahnhof Kirchberg-Alchenflüh auf der südwestlichen Seite der Emme nach Hause reisen.

Entspannt sind wir garantiert. Und in die Berge können wir immer noch.

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Route: Gerlafingen, Bahnhof – Emmeweg bis nach der Papierfabrik Utzenstorf – Abstecher zum Schloss Landshut – zurück an die Emme – Utzenstorf, Schachen – Brücke Kirchberg-Alchenflüh – Alchenflüh – Bahnhof Kirchberg-Alchenflüh.

Wanderzeit: 3 1/4 Stunden.

Höhendifferenz: vernachlässigbar.

Kürzer: Jederzeit kürzbar dank der Bahnlinie Solothurn–Burgdorf und ihren nahen Stationen.

Länger: Von der Brücke Kirchberg-Alchenflüh weiter die Emme entlang bis Burgdorf; eine Stunde mehr. Lohnend ist das, weil das historische Städtchen Burgdorf jederzeit eine Visite wert ist.

Wanderkarte: 233 T Solothurn, 1:50’000.

GPX-Datei: Hier downloaden.

Charakter: Leichte Flussufer-Wanderung, industrielle Partien und Naturschutzgebiet (Auen) in Verschränkung.

Höhepunkte: Das gewaltige Stahlwerk zu Beginn. Schloss Landshut, ein Wasserschloss in einem idyllischen Park. Die verbuschte, verkrautete, verefeute Natur im Emmenschachen bei Utzenstorf.

Kinder: Keine Probleme. Allerdings muss man sie wie immer am Wasser im Auge behalten.

Hund: Diese Tour macht den Vierbeiner glücklich. Anleinen, wegen der vielen Wasservögel. Und wegen der Reiter.

Einkehr: In Gerlafingen, Utzenstorf (Abstecher), Kirchberg und Alchenflüh.

Wanderblog: Täglich ein Eintrag auf Thomas Widmers privatem Journal.

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Winterwanderung zur Seebenalp

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Diese Woche zur Seebenalp auf dem Flumserberg (SG)

  • Auf der Tannenbodenalp: prachtvolles Winterwetter.

  • Rückblick gleich nach dem Start.

  • Der Weg ist perfekt gespurt.

  • Weiter oben passieren wir die Sommerrodelbahn Floomzer.

  • Der Walensee.

  • Markenzeichen des Flumserbergs sind die violettroten Felsen.

  • Noch einmal der Walensee.

  • Der Sechsmoor prägt die Seebenalp.

  • Das Hotel-Restaurant Seebenalp.

  • Bei Sonne sitzt es sich auf der Terrasse des Restaurants auch im Winter gut.

  • Seeumrundung und...

  • ...noch einmal das Restaurant.

Was für eine Gnade. Der Grossteil der Schweiz arbeitet, doch unsereins hat frei. Frühmorgens an einem sonnigen Wintertag nehme ich den Zug nach Unterterzen am Walensee. Auf den paar Metern hinüber zur Gondelstation hänge ich die meisten anderen Leute ab. Hinter mir dieses typische Skischuh-Geschlurfe.

Die Fahrt auf die Tannenbodenalp ist mir immer wieder ein Vergnügen, ich setze mich mit dem Rücken zur Bergstation und habe so den Walensee im Blick. Dahinter die Churfirsten, meine Lieblingsbergkette.

Der verschneite Floomzer

Auf der Tannenbodenalp ist am frühen Vormittag noch nicht viel los. Ich schaue bergwärts, finde nah der Maschgenkamm-Talstation die pinke Signalisierung, ziehe los Richtung Seebenalp. Ah ja, wichtig: Am Vortag habe ich von zu Hause bei den Flumserberg-Touristikern angerufen. Meine Route kann auch einmal geschlossen sein, wenn Lawinen drohen. Aber momentan ist sie offen.

Der Weg führt zuallererst quer über den untersten Teil der Skipiste, ich passe auf, man will ja nicht von einem wild gewordenen Zweibrettler über den Haufen gefahren werden. Die Seebenalp liegt, immer noch bergwärts gesprochen, rechterhand. Doch zuerst vollzieht der Winterwanderweg eine Linkskurve. Weiter oben der korrigierende Schwenk, wieder muss ich unter der Gondelbahn durch. Danach etwas, das aussieht wie eine eingeschneite Achterbahn: die Schienen der Sommerrodelbahn Floomzer.

Markenzeichen: Violetter Fels

Allmählich wird alles still, derweil der Weg meist steigt, auf einigen Abschnitten indes auch durch ebenes Gelände verläuft. Verträumt liegt die Alp Winkelzahn im Tiefschnee. Weiter oben im Gebiet Katzenberg eine etwas steilere Partie, und wieder sehe ich den Walensee. Tiefblau ist er und zieht sich zungenartig wie ein aus Norwegen importierter Fjord. Die zweite Farbe, die das beruhigend monotone Weiss des Schnees konterkariert: Violett. Das Markenzeichen des Flumserbergs ist sein violetter Stein.

Dann bin ich oben und sehe dreierlei. Erstens steht am Horizont ein Bergzacken, der Matterhorn spielt; es ist der Sechsmoor. Zweitens ist der zentrale Teil des Bergkessels direkt vor mir topfeben; unter der Schneedecke verbirgt sich der Grosssee, das Hauptgewässer der Seebenalp, auf der ich nun bin, daneben gäbe es noch den Heusee und den Schwarzsee. Womit auch der Name der Alp erklärt ist: «Seeben» gleich «Seen».

Begegnung der Wanderschreiber

Drittens ist da das Hotel-Restaurant Seebenalp, ein charmant altmodisches, von Tannen umstandenes Riesenhaus mit grünen Fensterläden. Auf der Terrasse, die von der Sonne gewärmt wird, richten sich bereits Leute ein. Ich selber gönne mir eine Runde um den See: Wie der ganze Weg hinauf ist auch dieser Pfad perfekt gewalzt. Einmal rundherum dauert gut 20 Minuten, der geplättete Schnee knarzt unter den Schuhen, die kleine Skiliftstation gegenüber dem Hotel liegt noch im Schatten.

Dann die Einkehr auf der Seebenalp-Terrasse. Als ich nach anderthalb Stunden Verweilen den Rückweg antrete, kommt es zu einer hübschen Begegnung mit einem anderen Wanderschreiber; von unten kommt mir mit Freunden Fritz Hegi entgegen, der Autor von «Mit Wander-Fritz durch die Schweiz». Wir sind uns einig: Die Seebenalp ist ein tolles Wanderziel.

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Route: Tannenbodenalp auf dem Flumserberg (Gondel ab Unterterzen). Ab da via Winkelzahn bis Seebenalp alles auf dem signalisierten und gespurten Winterwanderweg. Auf der Seebenalp umrundet man auch den Grosssee. Zurück auf demselben Weg.

Wanderzeit: Hin und zurück 2 1/2 Stunden inklusive Seeumrundung.

Höhendifferenz: Je 340 Meter auf- und abwärts.

Achtung: Bisweilen ist der Weg gesperrt wegen Lawinengefahr. Bei den Bergbahnen oder der Infostelle Flumserberg (081 720 18 18) erfährt man, ob die Wanderung möglich ist oder nicht.

Wanderkarte: 237 T Walenstadt, 1: 50’000.

GPX-Datei: Hier downloaden.

Charakter: Angenehme Winterwanderung dank perfekt gespurter Wege. Oben ein Bergkessel mit See(n) und Restaurant. Aussichtsreich.

Tipp: Unter der Woche gehen, am Vormittag losgehen. So hat man seine Ruhe.

Höhepunkte: Die Gondelfahrt von Unterterzen mit dem blauen Walensee, der zurückbleiben muss. Die verschneite Alphütte auf Winkelzahn. Der Anblick des alten Hotelkastens auf der Seebenalp und dahinter der Zacken des Sechsmoors.

Kinder: Geht gut. Bei der Querung der Skipisten und im Abschnitt Winkelzahn-Chatzenberg Vorsicht!

Hund: Perfekt.

Einkehr: Auf der Tannenbodenalp. Und auf der Seebenalp.

Wanderblog: Täglich ein Eintrag auf Thomas Widmers privatem Journal.

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Surreales auf dem Bachtel

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Diese Woche durch den Neuschnee auf den Bachtel (ZH).

  • Wernetshausen; in der Nacht hat es geschneit.

  • Zuerst noch in offenem Gelände, wandern wir ...

  • ... bald im Wald.

  • Der Kolumnist im Schnee.

  • Kein besonders gutes Foto. Es zeigt die Person mit dem Hundeschlitten.

  • Schlussanstieg.

  • Oben.

  • Gleich sind wir im Restaurant.

  • Nun geht es abwärts.

  • Im Sommer ist es hier sicher lauschig.

  • Vorsicht, Bachtelspalt.

  • Ronja voraus.

  • Wald zeigt sich.

  • In der Bleichi-Beiz in Wald.

  • Das Rot des Bahnhofs tut im Winter gut.

Immer wieder gut, in Wernetshausen aus dem Bus zu steigen, die Aussenwacht der Gemeinde Hinwil hat etwas Bauerndorf-Charme bewahrt. Ueli Maurer, übrigens, kommt von hier; und etwas ausserhalb wohnt der frühere Triemlispital-Chefarzt und Alpinist Oswald Oelz.

Ronja und ich nehmen einen Kafi in der Wirtschaft zum Bachtel; das passt, denn auf den Bachtel wollen wir. Dann geht es los. Irgendwo dröhnt eine Schneefräse. In der Nacht hat es geschneit, gut 15 Zentimeter Neuschnee liegen.

Hier und schon wieder weg

Wir wählen die Direttissima zum Bachtel, sind bald im freien Feld und danach bald im Wald. Stetig die Steigung, wir kommen ins Keuchen, sind aber zufrieden mit den Wegverhältnissen. Wir müssen stapfen, doch hat der Schnee den Vorteil, dass er vereiste Stellen deckt.

Weiter oben im Wald eine Erscheinung so flüchtig wie eine Fata Morgana. Wir nähern uns von unten einem Forststrässchen, das der Höhenlinie folgt, da schiesst im Karacho ein Hundeschlitten vorbei, der Fahrer oder die Fahrerin vermummt gegen die Kälte. Und schon ist das Gefährt wieder entschwunden. Die Kufenspuren im Schnee auf dem Strässchen beweisen uns, dass wir nicht geträumt haben.

Das wohlverdiente Kotelett

Der Schlussanstieg ist beschwerlich, die Holzstufen bieten keine Hilfe, zweimal haut es mich um. Dann sind wir oben. Geschafft! Wir ignorieren den Aussichtsturm und eilen zur Wirtschaft. Die haben wir uns nun wirklich verdient.

Rösti und Kotelett und ein Glas Rotwein, wir wollen eigentlich gar nicht wieder weg. Wobei – der bleigraue Himmel zeigt plötzlich Anzeichen von Bläue. Und also machen wir uns doch wieder auf.

Vorsicht, Spalte

Der Abstieg ist leichter und schwerer zugleich. Am Horizont wallen über dem Albis Wolken und verhindern letztlich den Sieg der Sonne. Das Abwärtsgehen macht Spass, die Knie lieben die weiche Schneedecke. Allerdings liegt der Schnee an einigen Stellen recht hoch, wir sinken bis zu den Waden ein, in meinen Schuhen herrschen Verhältnisse wie in einem Coupebecher.

Beim Bachtelspalt verzichten wir darauf, ebendiese berühmte Naturerscheinung näher zu mustern. Der Spalt, gut 50 Meter lang, 8 Meter tief und an der engsten Stelle nur 40 Zentimeter breit, liegt neben dem Wanderweg. Seine Konturen sind wegen des Schnees nicht richtig auszumachen, und hineinfallen wollen wir nicht. Von einer Sommer-Unternehmung weiss ich auch, dass es in der Nähe weitere Spalten oder doch Löcher gibt. Lassen wir das lieber.

Zweite Jugend in Wald

Bevor sich in seiner Senke Wald zeigt, queren wir die Bachtel-Loipe. Beim Tänler erreichen wir die Strasse, verlassen sie weiter unten wieder, ein letztes Mal wird es steil. Bald darauf sind wir am Ortsrand von Wald.

An der Bleiche vorbeigehen – das geht nicht. Ronja und ich kehren noch einmal ein. Die Bleiche ist ein Schauspiel. Zum Resort umgenutzt, mit Lofts, einem Restaurant und anderen Dingen ausgestattet, erlebt das Areal eine zweite Jugend. Und was für eine: Die Leute kommen von nah und fern. Wir zum Beispiel. In der Bar stossen wir an auf den winterlichen Bachtel. Das war gut. Und der Hundeschlitten, der war surreal.

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Route: Wernetshausen – Bachtel Kulm – Unterbachtel – Bachtelspalt – Forhalden – Tänler – Wald, Bleiche – Wald, Bahnhof.

Wanderzeit: 2½ Stunden, theoretisch. Bei viel Schnee mindestens eine halbe Stunde länger.

Höhendifferenz: 410 Meter auf-, 520 abwärts.

Wanderkarte: 226 T Rapperswil, 1:50’000.

GPX-Datei: Hier downloaden.

Charakter: Winterwanderung auf Sommerwegen. Wenn Neuschnee liegt, braucht man hohe Schuhe; nützlich sind Hilfsmittel wie Schuhkrallen und Stöcke. In der Regel sind die Pfade aber von den Vorwanderern ausgetreten.

Vorsicht: Um diese Jahreszeit nicht alleine gehen. Am Bachtelspalt aufpassen. Wenn viel Schnee liegt, sieht man ihn nicht gut. In der Nähe hat es andere Löcher im Boden. Auf dem Wanderweg bleiben.

Höhepunkte: Das hübsche Dorf Wernetshausen. Die Ankunft auf dem Bachtel. Die Einkehr daselbst. Der Weitblick bei gutem Wetter.

Kinder: Ein grosses Abenteuer.

Hund: Ebenfalls ein grosses Abenteuer.

Einkehr: Restaurant Bachtel-Kulm. Do Ruhetag. Betriebsferien 2. bis 23. Februar. Während der Betriebsferien bei schönem Wetter Kiosk von 11 bis 17 Uhr. In Wernetshausen (Wirtschaft zum Bachtel, Ruhetag Mo) und natürlich in Wald kann man auch einkehren.

Wanderblog: Täglich ein Eintrag auf Thomas Widmers privatem Journal.

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Die Ogitour

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Diese Woche von Kandersteg zum Blausee (BE) – und weitere Ideen.

  • Kandersteg, Bahnhof.

  • Einer von vielen Gipfeln rundum.

  • Winteridyll.

  • Ein Hüsli wie aus dem Märchen.

  • Ebene Fläche weiter unten.

  • Freudiger Rückblick: Die Sonne kommt.

  • Selbstporträt des Winterwanderers.

  • Perfekte Gehverhältnisse.

  • Der Weiler kurz vor der Strasse.

  • Bei der Bushaltestelle Blausee.

  • Gegenüber das Kassenhäuschen. Derzeit zahlt man keinen Eintritt.

  • Der Blausee, ein Berner Bijou.

  • Gleich am See liegt das Hotel.

Mich begeistert die Idee, in Adolf Ogis Heimat Kandersteg zwei kurze Gehstrecken mit zwei Besichtigungen zu kombinieren. Daraus ergibt sich auch eine Hommage an den Alt-Bundesrat.

Beginnen wir mit einem Dorfrundgang. Den soll jeder selber gestalten, interessante Dinge zu sehen gibt es noch und noch. Vor zwei Jahren, als Wanderautor Fritz Hegi in Kandersteg sein neues Buch vorstellte, war Ogi der Vernissagestar. Er zeigte uns schwindelhoch an dem einen Berg die Lawinenverbauungen Fisi, die sein Vater mitgebaut hatte. Das Schulhaus nannte er «meine Universität». Auch liess er Staatsbesuche wieder aufleben. Der französische Präsident Mitterrand habe auf Visite spontan zu ihm gesagt: «Und jetzt will ich Ihren Vater und Ihre Mutter sehen.» Bewegend der Besuch in der uralten Kirche.

Ogi erwähnte, dass draussen an der Kirchenwand sein Urgrossvater begraben sei, der als Bergführer für ein paar Engländer 1860 Mit-Erstbesteiger der Blüemlisalp war.

Sibirien nach Berner Art

Alsbald nehmen wir die Gondelbahn hinauf zum Oeschinensee. Er liegt 25 Minuten von der Bergstation entfernt. Im Kessel, der von dramatischen Felswänden gesäumt ist, sieht man oft Eisfischer – Sibirien im Kanton Bern. Toll das Restaurant am See.

Wieder unten in Kandersteg, wandern wir länger. Die Route zum Blausee dauert anderthalb Stunden. Bis «Underem Büel» am Ortsausgang gehen wir westseitig der Bahnlinie oder folgen ostseitig der Kander. Dann geht es durch den verschneiten Wald abwärts. Und dann immer vorwärts, wobei die Berge zur Rechten faszinieren. Der Weg ist ausgeschildert; ob er auch offen ist, weiss Kandersteg Tourismus.

Nordische Flechten

Bald weitet sich das Tal, sonnengeschwärzte Häuser und Ställe allenthalben. Im Gebiet Mitholz nehmen wir die Brücke über den Fluss, kommen bei der Teuffematti durch einen Weiler, erreichen die Strasse mit dem Bus von Kandersteg nach Frutigen. Etwas weiter unten finden wir die Bushaltestelle, die Pizzeria Conventino und – ganz nah – den Blausee.

Stille herrscht; das Hotel-Restaurant ist noch ein paar Tage geschlossen. Entstanden ist der See vor 15’000 Jahren durch einen Felssturz. Wir sind ihm dankbar. Da sind die gewaltigen Felsbrocken. Die nordisch anmutenden Flechten und Moose. Die Spiegelungen auf dem Wasser.

Kaviar in Frutigen

Mit dem Bus fahren wir nun hinab nach Frutigen zur nächsten Attraktion. Das Tropenhaus ist ab morgen wieder offen. Die Kombination aus Störzucht und Tropengarten mit Guaven, Erdnüssen, Süsskartoffeln, Papayas, Lychees, Zimt und Vanille ist umso exotischer, als man durch die Scheiben auf verschneite Berge schaut. Im Restaurant kann man Stör essen und Kaviar probieren.

Entstanden ist das Tropenhaus beim Bau des Neat-Lötschbergtunnels. Man bohrte eine Quelle an, welche nun das Wasser des Tropenhauses heizt. Wenn wir uns überlegen, wer massgeblich den neuen Tunnel ins Wallis propagierte, sind wir wieder am Anfang der Kolumne. Es war Adolf Ogi.

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Route Kandersteg–Blausee: Kandersteg, Bahnhof – Winterwanderweg auf der Westseite des Bahnhofs bis Usser Meri. Alternativ kann man dieses Stück ostseitig der Schienen laufen, also die Kander entlang – Underem Büel – Teuffematti – Strasse Kandersteg–Frutigen – Bushaltestelle Blausee an dieser Strasse – Blausee – retour zur Bushaltestelle.

Wanderzeit: 1 1/2 Stunden.

Höhendifferenz: 50 Meter auf-, 320 abwärts.

Wanderkarte: 263 T Wildstrubel, 1:50’000.

Verlängerung: Weiter den Talweg hinab bis Frutigen und zum Tropenhaus in zwei Stunden.

GPX-Datei: Hier downloaden.

Weginfo: Kandersteg Tourismus weiss, ob der Weg offen ist. Telefon 033 675 80 80.

Tipp eins: Kandersteg besichtigen, die reformierte Kirche ist ein Must.

Tipp zwei: Die Oeschinensee-Gondelbahn nehmen. Oben in kurzer Wanderei auf signalisiertem Winterweg hinab zum See (hin und retour 50 Minuten). Dort kann man im Hotel-Restaurant einkehren.

Tipp drei: Besuch des Tropenhauses Frutigen: Störzucht, riesiger Tropengarten, Restaurant, Shop. Die Betriebsferien enden am 20. Januar 2017, danach wieder regulär offen mit Ruhetag Montag.

Bus: Linie Kandersteg–Frutigen. Kandersteg und Frutigen sind per Bahn erschlossen.

Charakter: Leichte Winterwanderung mit flankierenden Unternehmungen.

Höhepunkte: Die gewaltigen Berge um Kandersteg. Der stille Wald einige Zeit nach Kandersteg auf dem Weg zum Blausee. Der Anblick des um diese Jahreszeit rummelfreien Blausees.

Kinder: Keine Probleme.

Hunde: Keine Probleme.

Einkehr: In Kandersteg Pizzeria Conventino gleich bei der Blausee-Bushaltestelle. Di/Mi Ruhetag. Mo/Do/Fr 11.30 bis 14 Uhr und 17 bis 21 Uhr. Sa/So 11.30 bis 21 Uhr. – Hotel-Restaurant am See: täglich geöffnet, gediegene Küche. Betriebsferien bis und mit 26. Januar.

Wanderblog: Täglich ein Eintrag auf Thomas Widmers privatem Journal.

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Die Wiederauferstehung der Nase

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Diese Woche von Aarau durch die Aare-Auen nach Rupperswil (AG)

  • Aarau, der Bahnhofplatz mit der markanten Wolke als Dach.

  • Aarau, unten an der Aare.

  • Das Wehr bei Aarau.

  • Ein Hochhaus im Telli, einem Aarauer Quartier.

  • Die renaturierte Suhre bei der Einmündung in die Aare.

  • Die Kirche von Kirchberg, in die sich die Reformierten von Biberstein und Küttigen teilen.

  • Der Altarm der Aare einige Zeit vor Rupperswil.

  • Bevor wir am Ziel sind, geht es einige Zeit humorlos gradaus.

  • Rupperswil.

  • Die alte Spinnerei.

  • Wo essen? Rechts die Pizzeria Il Posto, links vorn der Bären.

  • Schöne Kirche.

  • Exponat am Bahnhof Rupperswil.

Noch Wochen danach sehe ich den tiefblauen Fluss vor mir. Den winterlich reduzierten Wald. Die Halme und Farne. Die im Biswind tanzenden Schilfflächen. Die Fischtreppen. Die Tümpel. Die vereisten Pfützen. Und die von Grundwasser gespiesenen, zum Teil kanalartig gefassten Bäche; man nennt sie «Giessen».

Ich rede von den Auen an der Aare zwischen Aarau und Wildegg. Dies ist das grösste Auengebiet des Aargaus und sicher eines der schönsten im Land. Ich hatte davon keine Ahnung, als ich losmarschierte; mir war bloss die vage Idee gekommen, ein wenig flusszuwandern. Am Ende war ich begeistert.

Weil es auf dieser Route so viel zu sehen und so oft innezuhalten gibt, habe ich beschlossen, hier vorerst den Abschnitt von Aarau bis Rupperswil zu behandeln. Mitte Februar will ich die Fortsetzung liefern.

Zuerst noch etwas Kunst

Vorgeschaltet empfehle ich in Aarau eine Exkursion. Ich bin ein Kunstmuffel, doch das Aargauer Kunsthaus zehn Minuten vom Bahnhof entfernt besuche ich immer wieder. Es hat mich noch nie gelangweilt. Vieles habe ich dank ihm entdeckt: die madonnenartigen Frauenporträts von Hans Schärer zum Beispiel, in denen sich Art Brut und Voodoo kreuzen.

Nun zur Wanderung: Der Weg vom Bahnhof Aarau hinab zur Aare ist ausgeschildert. Die verschneiten Jurahöger vor Augen, geraten wir unten stracks in die Auen. Die Stimmung ist jetzt im Winter besonders schön, die Waldstücke sind still, die Natur ruht sich aus – und ah ja, fast hätte ich es vergessen: Abgesehen vom Anfang und Ende hat es auf diesem Weg keinen Hartbelag.

Fisch als Dünger

Der Höhepunkte sind bis Rupperswil viele. Hier nur zwei. Erstens: Die Einmündung der Suhre in die Aare ist ein Bijou. Man hat sie nicht zuletzt um der Nase willen renaturiert; ich meine den Fisch, den die Bauern noch in den Fünfzigerjahren mit der Heugabel fischten, so dicht standen die Schwärme.

Und was taten sie mit dem Fang? Nein, sie assen die Nasen nicht, denn die haben viele Gräten. Körbeweise endeten die Fische auf den Feldern, als Dünger.

Heute ist die Nase vom Aussterben bedroht. An diesem Ort laicht sie wieder, sie schwimmt dazu aus dem grossen Fluss in den kleinen mit seinen strömungsarmen Winkeln.

Kleinhelikopter der Tierwelt

So sieht sie übrigens aus, die Nase. Foto: André Karwath (Wikipedia)

Nach der Brücke hinüber nach Biberstein zieht der signalisierte Weg vom Ufer weg. Das Aarschächli, gefangen zwischen der Aare und ihrem südlichen Altarm, überrascht mit einem riedumstandenen Seelein. Das Kleinparadies wurde schwer beeinträchtigt durch sture Verbauungen. Nach der Jahrtausendwende hat man es wiederhergestellt, und in den letzten Jahren lebt eine Kleinfauna wieder auf, die praktisch verschwunden war; Libellen etwa, diese Kleinhelikopter der Tierwelt.

Vor Rupperswil eine lange Gerade. Dann das Wehr und eine Fischtreppe. Danach halten wir in den Ort hinein vorbei an der alten Spinnerei, einem Industriedenkmal des 19. Jahrhunderts. Nah der Kirche lohnt die Pizzeria Il Posto den Besuch: gutes Essen, anständige Preise, freundlicher Service. Rupperswil ist mehr als der Vierfachmord zu Weihnachten 2015. Ich weiss, jetzt habe ich ihn auch wieder erwähnt – aber es gibt bessere Bilder dieses Ortes. Die Aare und ihre Auen sind traumhaft.

 

 

++

Route: Aarau Bahnhof – Aareufer – Wehr – Summergrien – Einmündung Suhre – Brücke nach Biberstein – Aarschächli – Wehr – Rupperswil Dorf – Rupperswil Kirche – Rupperswil Bahnhof.

Wanderzeit: 2 1/4 Stunden.

Höhendifferenz: Vernachlässigbar.

Wanderkarte: 224 T Olten, 1:50’000.

GPX-Datei: Hier downloaden.

Tipp: In Aarau zuerst das Aargauer Kunsthaus besuchen. Schöne Sammlung (Caspar Wolf). Vor allem aber immer wieder Gegenwartskunst, die einen nicht gleichgültig lässt.

Charakter: Erstaunlich viel Natur in Anbetracht der Stadt- und Agglo-Nähe der Route. Auen, Seitenläufe, Fischtreppen usw.

Höhepunkte: Die Suhre-Einmündung am Ortsrand von Aarau. Das grosse Seelein des Altarms der Aare vor Rupperswil. Rupperswils schöne Kirche.

Kinder: Perfekt, weil nicht zu lang und abwechslungsreich. Gute Infotafeln. Weil die Route meist am Fluss verläuft, muss man die Kinder aber beaufsichtigen.

Hund: Geht gut. Anleinen der Vögel wegen.

Einkehr: In Aarau ist das japanische Restaurant Imada speziell gut. Ruhetage So/Mo. – In Rupperswil getestet: die Pizzeria Il Posto. Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, gut gekocht, netter Service. Sa nur abends, So Ruhetag. – Sympathisch wirkt in Rupperswil auch der Bären, Sa nur abends, So Ruhetag.

Wanderblog: Täglich ein Eintrag auf Thomas Widmers privatem Journal.

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Auf nach Québec!

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Diese Woche zum Etang de la Gruère in den Freibergen (JU)

  • Einsam und zugig: die Station von La Chaux-des-Breuleux, wo wir starten.

  • Typisch Freiberge: Ausblick nach drei Gehminuten.

  • Gefrorener Boden. Aber kein Schnee.

  • Kein Mensch ist an diesem Wandertag unterwegs.

  • Moulin de la Gruère fünf Gehminuten vor dem Etang, hier gäbe es auch eine Postautohaltestelle.

  • Voilà! Der Etang de la Gruère.

  • Holzstege machen einige morastige Uferpartien komfortabel begehbar.

  • Man kann sich an ihm nicht sattsehen.

  • La Theurre unweit des Sees, in der Couronne isst man gut.

  • Die Forelle.

  • Fürstbischöflicher Weg bei La Combatte.

  • Das Bad von Saignelégier mit geheiztem Aussenbecken.

  • Die Halle du Marché Concours in Saignelégier.

Im Kalk versickert das Wasser, daher sind die Freiberge arm an Seen; umso geschätzter die wenigen, die es dort gibt. Berühmt ist der Etang de la Gruère unweit von Saignelégier. Mergel polstert an dieser Stelle den Grund und verhindert, dass das Moorwasser versickert.

Also, auf zu ihm! Doch ich muss noch eine Vorbemerkung loswerden. Als ich zu ihm wanderte, wollte mir die Bise fast die Kleider vom Leib reissen. Schnee lag indes keiner. Je nach Situation rate ich dies: Stulpen mitnehmen. Oder gar die Schneeschuhe.

Nichtwanderer bitte weiterlesen!

So. Ich genoss es, wie sich mein Zügli nach Tramelan den Hang hinaufschraubte zum Hochplateau auf gut 1000 Meter über Meer. In La Chaux-des-Breuleux war  ich mutterseelenallein. Rundum tannenbestandene Weiden und sanfte Kämme, das Dorf lag etwas abseits, mein Wanderweg zog weg von ihm.

Eine Stunde brauchte ich bis zum Etang, das Gelände war leicht, gefährliche Stellen gab es nicht. Bei Moulin de la Gruère, einer Sägerei, erreichte ich die Strasse von Tramelan nach Saignelégier – und um jene Nichtwanderer zu belohnen, die bis hier gelesen haben: Man erreicht den Punkt mit dem Bus.

Das Kanada der Jurassier

Fünf Minuten später der See, ein dunkles Hochmoor-Gewässer, das im 17. Jahrhundert aufgestaut wurde, um eine Mühle zu treiben. Gar nicht mal so klein ist es, rund 600 Meter lang ist es und mit einem Rundweg versehen, über morastige Abschnitte helfen Holzstege. Lange Schlieren im Wasser zeigten die Bildung frischen Eises. Rundum Moos und Bäume, das Ufer von Riedgürteln gesäumt, das Wasser gluckste über einen Witz, den nur es selber kannte.

Am Ufer traf ich ein jurassisches Ehepaar, wir kamen ins Gespräch; Die zwei machten von mir ein Foto mit dem See im Hintergrund. «Das ist unser Kanada», sagte der Mann. Und: Wenn der See zugefroren sei, kämen die Leute von weit her, um Schlittschuh zu laufen.

37 gut investierte Franken

Schwer, mich wieder von dem Idyll zu lösen, mir war wirklich, als sei ich in Québec. Wenig später ging ich doch weiter, kam nach La Theurre, auch dort gibt es eine Bushaltestelle. Plus die Auberge de la Couronne, in der man gut kocht. Meine Forelle aus der Region an Haselnussbutter mit Kartoffeln: ein Gedicht. Und weil dies eine Tiefpreisgegend ist, zahlte ich für den Fisch samt Salat, einem Ricard zu Beginn, einem Einer Roten und dem Kaffee 37 Franken.

Die zweite Etappe war wieder Jura nach Art der Freiberge, wieder menschenarmes Land. Über Les Cerlatez und Sous la Neuvevie kam ich nach La Combatte; dort wurde ich durch einen Hohlweg in den Wiesen geleitet, der mit Steinmauern beidseits sorgfältig befestigt war.

Warmes und wärmendes Wasser

Ein Schild informierte mich, dass es sich um den fürstbischöflichen Weg der Basler Fürstbischöfe handle. Er führte von deren Hauptpfarrei in den Freibergen, Montfaucon, quer durch ebendiese Freiberge bis nach Les Bois bei La Chaux-de-Fonds.

Eine halbe Stunde später war ich in Saignelégier. Mein Weg führte in geringer Entfernung am Bad vorbei, aus dem Aussenbecken dampfte es, Menschen suhlten sich im geheizten Wasser. Vermutlich bedauerten sie mich Wanderer. Doch der Anblick des winterlichen Etang de la Gruère wärmt innerlich.

++

Route: La Chaux-des-Breuleux, Station – Moulin de la Gruère (Bushaltestelle) – Etang de la Gruère – La Theurre (Bushaltestelle) – Les Cerlatez – Sous la Neuvevie – La Combatte – Saignelégier.

Wanderzeit: 2 3/4 Stunden. Der Wanderweg führt südseitig am Etang vorbei, man sieht viel von ihm. Wer den See ganz umrunden will (guter Weg), braucht eine gute halbe Stunde mehr.

Höhendifferenz: 188 Meter auf-, 215 abwärts.

Wanderkarte: 222 T Clos-du-Doubs, 1: 50’000.

GPX-Datei: Hier downloaden.

Kürzer: Dank der zwei Bushaltestellen beim See kann man die Wanderung gut kürzen.

Winterverhältnisse: Die Wanderung spielt auf gut 1000 Meter über Meer. Je nach Wettersituation braucht man Schneestulpen oder aber Schneeschuhe. Gegen vereiste Stellen helfen Schuhkrallen und Stöcke. Der Weg birgt keine gefährlichen Stellen (Geländeabbrüche oder dergleichen). Trotzdem sollte man im Winter nicht allein gehen.

Charakter: Einsam vor und nach dem See, typische Freiberge-Landschaft: Hochebene mit tannenbestandenen Weiden und Waldstücken. Am See selber ist bei gutem Wetter auch im Winter einiges los.

Höhepunkte: Die Anfahrt mit dem Züglein von Tavannes via Tramelan. Der Anblick der einsamen Hochebene bei La Chaux-des-Breuleux. Natürlich der kanadisch wirkende Etang de la Gruère. Und das Stück fürstbischöflicher Weg zwischen Sous la Neuvevie und La Combatte.

Kinder: Keine besonderen Probleme. Vorsicht am See!

Hund: Il va vous aimer!

Einkehr: Die Auberge de la Couronne in La Theurre liegt ideal. Ruhetage Mo/Di. Reservieren! 032 951 11 15.

Wanderblog: Täglich ein Eintrag auf Thomas Widmers privatem Journal.

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Der Beitrag Auf nach Québec! erschien zuerst auf Outdoor.

Hinauf ins Weiss

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Diese Woche eine Winter-Rundwanderung auf Brambrüesch nah Chur (GR)

  • Aus der Seilbahn zum Känzeli sieht man Chur wie aus dem Helikopter.

  • Nach der Seilbahn geht es weiter in der Gondel.

  • Brambrüesch, die ersten Wandermeter.

  • Winter hat halt schon etwas.

  • Schon könnten wir nach zehn Minuten einkehren.

  • Die Sonne zeigt sich so halb.

  • Nah der Edelweisshütte.

  • Winter, du bist schön.

  • Den nehmen wir!

  • Jetzt kehren wir aber wirklich ein: Wieder das Bergrestaurant Brambrüesch.

  • Heimwärts, in der Gondel.

  • Bei blauem Himmel wäre der Churer Hausberg noch schöner. Foto: Arno Balzarini (Keystone)

Man kann in Chur so manches unternehmen, mein Liebling ist das Rätische Museum. Die haben dort ein echtes Sennentuntschi, eine geschnitzte Puppenfrau für einsame Älpler. Aus dem Calancatal stammt es, ist 40 Zentimeter hoch und trägt auf dem Kopf die Haare einer echten Frau – Bergvoodoo.

Gern fahre ich auch, wenn ich in Chur Zeit habe, nach Brambrüesch hinauf. Es handelt sich um den Hausberg, falsch, die Hausterrasse der Churer auf gut 1600 Metern. Im Sommer wird dort gewandert und gebikt, im Winter kann man Ski fahren, schlitteln, schneeschuhen und winterwandern.

Eine Portion Schönheit

Als ich dieses Mal Brambrüesch anvisiere, ist das Wetter durchzogen und das Licht fahl. In der Känzeli-Seilbahn mag ich es wieder einmal, wie die Stadt unter mir zurückbleibt, ich fühle mich wie ein Helikopterpilot. Vom Känzeli nehme ich die Gondelbahn und bin schnell oben.

Da ist ja nichts! Das dachte ich, als ich das erste Mal auf Brambrüesch ausstieg. Ungastlich wirkt der Ort aufs Erste, neben dem zugigen Gebäude der Bergstation gibt es bloss eine Art Garage für den Brambolino, das sommerliche Tschu-Tschu-Gefährt in Rot für Familien. Ich gehe los, passiere bald den Abzweiger zum Hotel Malixerhof und danach die Bergwirtschaft direkt am Weg. Brambrüesch ist sehr wohl gastlich.

Die Unternehmung des Tages ist kurz. Brambrüesch bietet nun nicht eine unendliche Zahl von Winterwanderungen. Meine ist der Standard und heisst «Edelweissrundgang» oder auch «Brambi-Weg»; die Route führt hinauf zur Edelweisshütte und darüber hinaus zu jenem namenlosen Wendepunkt, der auf der Wanderkarte die Höhenangabe 1641 trägt. Bei ihm vollzieht der Weg, der übrigens bestens unterhalten und signalisiert ist, eine enge Schleife, und es geht retour.

Anderthalb Stunden brauche ich für die Runde und stelle fest, dass sie eine rechte Portion Schönheit serviert. Mit Schnee beladene Tannen säumen den Weg. Die Berge über der Lenzerheide, darunter das Parpaner Rothorn, markieren den Horizont. Unter den Füssen knarzt der trockene Schnee.

Lob der Faulheit

Fast am Schluss kehre ich im erwähnten Bergrestaurant ein, Kaffeehalt. Als ich wieder ins Freie trete, ist die blasse Sonnenscheibe verschwunden. Dafür hudelt es waagrecht. Ich verzichte darauf, meiner Route sozusagen eine zweite anzuhängen: Von der Brambrüesch-Bergstation könnte man in einer guten Stunde, grösstenteils auf der Schlittelpiste, zum Känzeli absteigen; auch dies ist ein offizieller Winterwanderweg.

Und da wir nun bei den Varianten sind: eine ganz andere, von den Brambrüesch-Betreibern vorgeschlagene Tour führt via Dreibündenstein nach Mutta, wo der Sessellift hinab nach Feldis fährt. Dafür freilich muss man die Schneeschuhe montieren. Und die Sache ist anstrengend, man steigt 580 Meter auf und 210 ab und braucht gut vier Stunden.

An meinem Tag wäre das nichts, ohne Kompass wäre ich in dem Schneetreiben verloren.  Und grundsätzlich geniesse ich es, ab und zu faul zu sein. Ich gondle also wieder in die Stadt hinab. Dort führe ich mir am Bahnhofplatz in der Confiserie Maron ein Stück Schwarzwäldertorte zu. Auch dies eines der Rituale, mit denen ich mir Chur bei jedem Besuch neu versüsse.

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Route: Brambrüesch, Bergstation. Von hier aus ausgeschilderter und unterhaltener Winterwanderweg «Edelweissrundgang»: zum Brambus-Center, hinauf zur Edelweisshütte, Linksschleife abwärts, retour via Alpenwaldweg zum Brambus-Center.

Anreise: Mit dem Bus Nr. 1 ab HB Chur nach Brambrüeschbahn/Stadthalle in 6 Minuten. Zu Fuss braucht man eine Viertelstunde. Danach per Kabinenseilbahn zum Känzeli und per Gondel weiter nach Brambrüesch.

Wanderzeit: 1 1/2 Stunden.

Höhendifferenz: je 165 Meter auf- und abwärts.

Wanderkarte: 247 T Sardona, 1: 50’000.

GPX-Datei: Hier downloaden.

Länger: Nach der Rundwanderung von der Bergstation Brambrüesch zum Känzeli hinabgehen. Offizieller Winterwanderweg, der grossteils mit dem Schlittelweg zusammenfällt. 1 Stunde.

Schneeschuhtour: Wesentlich anstrengender ist die offizielle Schneeschuhroute Brambrüesch–Dreibündenstein–Mutta (Sessellift nach Feldis). 4 Stunden, 580 Meter aufwärts, 210 abwärts. Wer sie macht, erkundigt sich am besten am Vortag nach den Schneeverhältnissen und Gefahren.

Charakter: Kurze, aber sehr schöne Route, eignet sich gut für Familien mit Kindern.

Höhepunkte: Der imperiale Blick auf Chur aus der Känzeli-Seilbahn. Die verschneiten Tannen überall. Der Blick auf die Berge über der Lenzerheide.

Kinder: Perfekt.

Hund: Auch perfekt.

Einkehr: Direkt am Weg liegen das Bergrestaurant Brambrüesch, die «berg.baiz» (nach knapp zehn Gehminuten), und die Edelweisshütte. Ganz nah am Weg liegt linkerhand nach ein paar Gehminuten das Hotel Malixerhof. Alle drei sind in der Wintersaison durchgehend offen.

Wanderblog: Täglich ein Eintrag auf Thomas Widmers privatem Journal.

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