Diese Woche von der Richisau via Längeneggpass und Obersee nach Näfels GL
Prachtwetter im Glarnerland, die Fahrt zum Klöntalersee hinauf und entlang desselben war ein Traum. 250 Meter höher die Richisau, Endstation. Wir stiegen aus, setzten uns auf die Terrasse des Gasthauses, entspannten uns – durchatmen vor der Bergstrapaze. Im Vorgängerbau, der längst abgebrochen ist, kehrten einst C. F. Meyer ein, Arnold Böcklin, Richard Wagner. Wir tranken unseren Kaffee also sozusagen in langer Tradition.
Auf der Strasse gingen wir etwas retour, bogen links in den Hang, gerieten bald in die Sonne, begannen zu schwitzen. Die ersten Biker ratterten uns entgegen, diese Seite des Längeneggpasses ist durchgehend befahrbar, Asphalt, Schotter, Kies. Von weiter oben sahen wir am Glärnischmassiv gegenüber das Vrenelisgärtli. Peider, der Alpinist im Grüpplein, zeigte mir den Schwander Grat, ebenfalls Glärnisch, und erzählte von seinen Erlebnissen dort oben. Dann schauten wir wieder. Eine Folge schwarzer Pünktchen im Schnee stellte sich als Bergsteigerkolonne heraus. Wacker Betrieb da oben.
Die Schönheit ist ein wenig brutal
Auf dem Längeneggpass, der tiefsten Einkerbung des Lachengrats, erreichten wir den höchsten Punkt unseres Tages. Wir warfen uns ins Gras, genossen das Panorama, das sich auf einen Schlag verdoppelt hatte, assen getrocknete Früchte, Schoggiriegel und dergleichen leichte Ware. Nun hatten wir auch das Programm der nächsten Stunden vor uns, das Oberseetal, eine unendlich lange Rille zwischen den herrlichsten Bergen. Während wir noch über die Bergkulisse fachsimpelten, erhob sich Roland. Er ging mal kurz den Lachengrat erkunden.
Via die obere und die untere Lachenalp ging es abwärts, der Boden war zwischenzeitlich moorig. Beim Nassberg wanderten wir kurz im Bett des Sulzbaches, Wahnsinn, dieses Geschiebe; in den Alpen ist die Schönheit stets ein wenig brutal. Weiter unten passierten wir eine Ballung von Ferienhäuschen, den Sulzboden. Drei junge Frauen überholten uns. Deutsche. Wir tauschten Eindrücke aus, schwärmten von der Gegend, Wandern verbindet die Völker.
Wir erreichten das Plateau des Obersees. Er ist ein perfekter Spiegel, der die umstehenden Gipfel wie den Brünnelistock reflektiert, sodass man nie den Kopf zu heben braucht, um Berge zu sehen. Im Restaurant über dem östlichen Seeende war viel Volk, die Terrasse praktisch voll. Dank Roland, dem Vorauseiler, der einen Tisch besetzt hatte, wurde uns doch Platz zuteil; Roland hatte sich allerdings mit dem Service angelegt, indem er die beschuhten Füsse auf den Stuhl nahm und zusammengekauert sass wie ein Kind. Die Situation hatte sich inzwischen wieder entspannt. Wir bestellten Mineral, Bier, Salat, Schnitzelteller und Poulet im Chörbli.
Abstieg als Challenge
Als wir wieder aufbrachen, war es später Nachmittag. Die Idee, den Obersee-Rufbus zu ordern, verwarfen wir, der Tag war so strahlend gewesen, dass keiner schnell heim wollte. Und also setzten wir zu Fuss fort, kamen in den Wald, passierten die Anhöhe über dem Haslenseeli, erreichten das Brandhüttli. Der alte Saumweg die steile Flanke hinab nach Näfels war die letzte Herausforderung des Tages, der Stein feucht und rutschig. Dann waren wir unten, verschwitzt und sehr zufrieden. Das Glarnerland ist immer für eine tolle Route gut.
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Route: Richisau (direkter Bus vom Bahnhof Glarus) – Ralli – Ratlis – Chängel – Ober Längenegg – Längeneggpass – Ober Lachenalp – Unter Lachenalp – Sulz – Obertal – Sulzboden – Chaltenbrünnen – Oberseestafel – Obersee, südseitiger Weg – Obersee, Restaurant – Restaurant Aeschen – Brandhüttli – Näfels, Dorf – Bahnhof Näfels-Mollis.
Wanderzeit: 6 1/4 Stunden.
Höhendifferenz: 760 Meter auf-, 1425 abwärts.
Wanderkarte: 237 T Walenstadt, 1:50’000.
GPX-Datei: Hier downloaden.
Retour: Mit dem Zug vom Bahnhof Näfels nach Ziegelbrücke. Allenfalls kann man vom Dorf Näfels auch den Bus nach Ziegelbrücke nehmen.
Kürzer: Am Obersee aufhören und mit dem Obersee-Taxi (Rufbus, privates Unternehmen) hinab nach Näfels. So spart man 1 1/2 Stunden Gehzeit und 550 Höhenmeter abwärts.
Charakter: Technisch einfache, aber lange Wanderung mit herrlichen Bergblicken. Keine ausgesetzten Stellen.
Höhepunkte: Die Anfahrt entlang des Klöntalersees. Der Blick auf das Vrenelisgärtli vom Längeneggpass. Der Spiegel des Obersees. Der schön gemachte Steilpfad hinab nach Näfels.
Kinder: Lang, aber keine besonderen Probleme. Vorsicht im Abstieg nach Näfels, steile Bergflanke.
Hund: Keine Probleme. Dafür Freuden wie das Bad im Obersee.
Einkehr: Die Richisau am Anfang, täglich geöffnet. Restaurant Obersee, bis 23. August täglich geöffnet, dann bis 25. Oktober (Saisonende) am Montag geschlossen. Restaurant Aeschen gut eine halbe Stunde nach dem Obersee, bis 9. August Mi/Do Ruhetag, dann Mi.
Wanderblog: Täglich ein Eintrag auf Thomas Widmers privatem Journal.
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Der Beitrag Das Glarnerland ist immer gut erschien zuerst auf Outdoor.