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Ein krasser Fall von Kinderarbeit

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Diese Woche aus dem Furttal über den Altberg ins Limmattal (ZH)

Als ich das letzte Mal auf dem Altberg war, gab es den Aussichtsturm noch nicht. Ihn will ich mir zuführen; bei bestem Spätherbstwetter fahre ich mit der S 6 von Zürich ins Furttal, habe bald rechts die Lägern und links besagten Altberg.

Otelfingen-Golfpark, sagt die Stimme aus dem Zuglautsprecher, ich steige aus und sehe Leute mit diesen länglichen Golfchäreli, die sportiven Dreirad-Kinderwagen ähneln. Mein erstes Ziel ist nun das Dorf Dänikon. Auf dem Strässchen ziehe ich durch das Golfareal, das übrigens der Migros gehört, komme am öffentlichen Golfrestaurant vorbei, überquere den Furtbach. Als ich zurückblicke, sehe ich auf dem Lägernkamm die Radaranlage der Firma Skyguide, die den Verkehr auf dem Flughafen Zürich überwacht.

Biberfladen, mmmh

Dänikon ist schnell durchquert. Hernach geht es kurz mal steil aufwärts, ich wähle die Direttissima, die Alternative wäre ein gewundenes Waldsträsschen. In einer Laubrinne steige ich auf, im feuchten Boden zeichnen sich Bike-Reifenspuren ab, ich sehe Pilze, atme den Geruch des feuchten Spätherbstlaubes.

Oben erblicke ich gleich den Turm, gut sieht er aus, massiv. Keuchend erklimme ich ihn, die Stufen sind für meinen Geschmack zu sportiv. Er ist ganz aus Holz, und oben ist die Sicht toll, auch wenn mir der Alpenkranz versagt bleibt; zu viel Dunst in der Luft. Ausgiebig beschaue ich das Furttal, aus dem ich kam. Und das Limmattal, in das ich will.

Angesichts der Waldschenke, wie das alte Wirtschäftchen auf dem Altberg gleich beim Turm heisst, kommt mir eine historische Anekdote in den Sinn. Das Ehepaar, das in den 1920er-Jahren hier wirtete, liess die schweren Steine für den Wegbau mit einem Wagen heranschaffen. Vor den Wagen spannte es seine kleinen Töchter – ein krasser Fall von Kinderarbeit.

Ein paar Leute sitzen auf den Bänken im Freien. Mir ist das zu kalt. Drinnen finde ich die engen Sitzbuchten aus Holz gemütlich; freilich kann das schnell eng werden. Ich hole mir am Ausgabeschalter einen Kaffee und freue mich, dass es gefüllten Biberfladen, nicht zu verwechseln mit Biber, gibt. Ich greife mir ein Stück des weichen, brotartigen Kuchens und fühle mich gleich in meiner Appenzeller Kindheit. Am Nebentisch lassen ein paar alte Biker handylose Zeiten aufleben. Der eine erzählt, wie die Nachbarn damals kein Telefon hatten und bei ihm zu Hause telefonieren konnten. Seine Mutter habe dann jeweils zusätzlich zur Gesprächsgebühr 20 Rappen Apparategebühr verrechnet.

Hänsel und Gretel sind auch da

Aufbruch. Es beginnt die zweite Etappe, ich will nach Weiningen. Ein sauber befestigter Treppenweg mit Geländern führt die steile Halde hinab. Unten passiere ich Holzskulpturen, der Bub und das Mädchen sind doch wohl Hänsel und Gretel, die Frau mit dem spitzen Hut und dem Besen folglich die Hexe.

Schön leicht das Stück vorbei an der Lichtung Bruderberg, ich gehe nun auf einem Forststrässchen. Als ich aus dem Wald trete, sehe ich weit vorn den Uetliberg mit der Antenne. Etwas später ist da der Langenmoos-Weiher, der idyllischer nicht sein könnte, er beschert mir ein Glücksgefühl. Als ich bald darauf am Lindenplatz in Weiningen auf meinen Bus warte, denke ich, dass diese Wanderung ein kleines Wunder ist: so viel Siedlungsraum und Agglo rundum und doch so viel beruhigende Natur.
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Route: Otelfingen-Golfplatz (Station der S 6 zwischen Zürich und Baden) – Dänikon – Altberg – Bruderberg – Langenmoos – Weiningen Lindenplatz (zwei Buslinien, entweder zum Bahnhof Schlieren oder nach Zürich-Höngg/Bahnhof Altstetten).

Wanderzeit: 2 Stunden.

Höhendifferenz: je circa 220 Meter auf- und abwärts.

Wanderkarte: 215 T Baden und 225 T Zürich, 1:50’000.

GPX-Datei: Hier downloaden.

Charakter: Leicht. Etwas steil ist der Treppenweg gleich nach dem Altberg hinab Richtung Weiningen; man kommt aber auch sanfter hinab. Aussichtsreiche, abwechslungsreiche, erstaunlich natürliche Route in Anbetracht der nahen Agglo. Perfekt für Familien.

Höhepunkte: Der Rundblick vom Turm auf dem Altberg. Die Einkehr in der Waldschenke beim Turm. Der Langenmoos-Weiher. Der Dorfkern von Weiningen mit den Riegelbauten.

Kinder: Bestens geeignet.

Hund: Der Abgang vom Altberg nach Weiningen über den Treppenweg führt ein paar Meter über ein pfoten-feindliches Metallgitter.

Einkehr: Am Anfang (öffentliches Golfrestaurant im Golfpark Otelfingen) und am Schluss in Weiningen. Waldschenke Altberg: Di Ruhetag. Einfache Speisen, auf Vorbestellung gibt es ab zwei Personen Freiburger Fondue.

Wanderblog: Täglich ein Eintrag auf Thomas Widmers privatem Journal.

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Diese Stadt ist ein Wunder

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Diese Woche eine Stadtwanderung in Basel (BS/BL)

Das Fazit vorweg. Am Ende unserer Basler Stadtwanderung hätten wir jederzeit ein Papier unterzeichnet, das festhält: Basel ist die beste und schönste Schweizer Stadt. Sie hat Stil, Cachet, Grandeur, sie ist ein Wunder.

Freddy Widmer, nicht verwandt, ist schuld an der Begeisterung meines Grüppleins. Und damit zum Anfang des Tages. Im SBB-Bahnhof begrüsst Freddy uns Zürcher um neun. Unser Wanderleiter für den Tag ist pensionierter Redaktor der «Basler Zeitung» und Co-Autor des eben im Rotpunktverlag erschienenen Buches «Wandern in der Stadt Basel».

Tod einer Dichterin

Wir verlassen den Bahnhof südseitig, kommen ins Quartier Gundeldingen, das Gundeli – und bereits merke ich beim Schreiben: Ich muss mich sehr knapp fassen. Zwei Dinge empfehle ich dem Nachwanderer: einen Stadtplan. Und besagtes Buch. Unsere Baseltour wird Teile der Routen 8 und 10 kombinieren.

Durch den Margarethenpark. Vorbei an der Kunsteisbahn, auf der 1939 die Schweizer Eishockeyaner Europameister wurden. Und sanft aufwärts aufs Bruderholz; wir wandern übrigens meist auf der Grenze zum Kanton Baselland, Grenzsteine noch und noch zeigen es an. Auf der Batterie, einer Schanzanlage, gefällt uns der Kunststoff-Dinosaurier. Ein Diplodocus von 23 Metern Länge, aus dem Naturhistorischen Museum während dessen Umbau ausgelagert. Er durfte auf dem Bruderholz bleiben und hört auf den Namen Batterieosaurus.

Beim nahen Wasserturm hält Freddy Einfränkler fürs Drehkreuz parat. Auf dem gedrungenen 36-Meter-Ding haben wir die perfekte Rundsicht: Gempen, Blauen, Elsass, Schwarzwald, Chrischona. Freddy erzählt Düsteres: In Lore Bergers «Der barmherzige Hügel» stürzt sich die Romanfigur Bea von diesem Turm in den Tod. Die junge Romanautorin tat es ihr nachher gleich. Das war 1943.

Wir gehen Richtung Predigerhof, biegen kurz vorher ab Richtung Neumünchenstein, tauchen aus dem Grünen wieder in den Asphalt. Basel Dreispitz: ein Urbanmix aus Industrie, Gewerbe, jungen Kreativen und – demnächst – auch Wohnen. Dann eine Oase, die Merian-Gärten. Die Merians waren steinreiche Handelsleute. Ihr Landgut in der Brüglinger Ebene stand am Anfang des heutigen Gartenareals samt Pro-Specie-Rara-Pflanzungen, einem mittelalterlichen Kanal, genussvoll verschlungenen Gehwegen und den zwei Teichen der «Grün 80».

Wo sind die Rowdies?

Im Café Merian, der alten Sommervilla, essen wir. Nach der Einkehr geht es durchs Park-Biotop an die Birs. Beim St.-Jakob-Park passieren wir die Muttenzerkurve, Fussballrowdies sind nicht in Sicht. Bald darauf der Birskopf, wo die Birs in den Rhein mündet; wir haben den Roche-Turm vor uns, der Schweiz höchstes Haus. Linksufrig folgen wir dem Rhein bis ins Dalbeloch. Wie feucht und unterklassig das klingt! Das Gegenteil stimmt. «Dalbe» steht für St. Alban, das historische Kloster. Die Dalbe ist Basler Wohnen vom Vornehmsten.

Die Stadtmauer, ein enger Wasserlauf, das Stadttor, das Kloster enthusiasmieren uns. Es geht ja aber noch weiter, denn wir peilen das nahe Münster an. Eine Bergtour beendet die Wanderung: Wir steigen auf den einen Turm, steil und beklemmend ist das. Oben bekommen wir die zweite Premiumsicht des Tages und sind nun Baselfans fürs Leben. Danke für die Führung, Freddy!

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Route: Basel SBB, Ladenpassage über den Perrons, südseitiger Ausgang – Gempenstrasse – Margarethenpark – Kunsteisbahn – Eisweglein – Unterer Batterieweg – Schäublinstrasse – Friedrich-Oser-Strasse – Arbedostrasse – Rappenbodenweg – Batterie-Denkmal – Dinosaurier – Wasserturm – Predigerhofstrasse – nach der Brücke über die Bruderholzstrasse gleich links – Dreispitzareal – Venedigstrasse – Merian-Gärten – Neuewelt/Grün 80 – Birs – St.-Jakob-Park Ost (Muttenzerkurve) – Birskopf – Dalbeloch – St.-Alban-Vorstadt – Kunstmuseum – Münster.

Wanderzeit: 3 1/2 Stunden. Knapp 15 Kilometer. Zur reinen Gehzeit muss man viel Zusatzzeit fürs Schauen und Geniessen rechnen.

Höhendifferenz: Je circa 130 Meter auf und ab.

Orientierung: Hilfreich ist ein Stadtplan. Oder die Neuerscheinung «Wandern in der Stadt Basel» (Iris Kürschner, Freddy Widmer, Michael Koschmieder; Rotpunktverlag, Fr. 39.90). Die Route dieser Kolumne ist zusammengesetzt aus Teilen der Routen acht und zehn im Buch. Dieses bietet viel Hintergrundinformation in Text und Bild.

GPX-Datei: Hier downloaden.

Charakter: Stadtwandern zwischen Asphalt und Grün, verlängerbar oder kürzbar nach Gusto, extrem abwechslungsreich.

Höhepunkte: Der Wasserturm auf dem Bruderholz und die Sicht von ihm. Die Merian-Gärten als Oase. Die Wiesenpassage auf dem breiten Westbord der Birs. Das pittoreske Dalbe-Quartier. Die Erklimmung des Münsters als Höhepunkt und Abschluss.

Kinder: Geht gut. Tipp: Die Papiermühle im Dalbe-Quartier, ein Museum, in dem Kinder Papier schöpfen können.

Hund: Abgesehen vom Münster keine Probleme.

Einkehr: Zum Beispiel im Café Merian in den Merian-Gärten.

Wanderblog: Täglich ein Eintrag auf Thomas Widmers privatem Journal.

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Auf zum Gexi!

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Diese Woche von Lenzburg via Boll und Lind nach Othmarsingen (AG)

«Was soll das denn», mag einer nach dem Kartenstudium ausrufen. «Durch dieses Waldstück zwischen Lenzburg und Othmarsingen führt die Autobahn! Hat der Widmer nichts Besseres zu bieten?»

Wir werden sehen. Start ist am Bahnhof Lenzburg, wir folgen dem Wegweiserziel «Röm. Theater». Bald sind wir am Stadtrand bei der Schützenmatte, auf der einst der wehrhafte Teil Lenzburgs marschierte, manövrierte und das Schiessen übte. Am Nordostrand der Matte, direkt am Wanderweg, zählt eine Brunnenplakette die Hauptleute des Kadettenkorps Lenzburg ab 1890 auf.

Gewalt gegen den Findling

Ganz nah steht am Waldrand eine Infotafel. Für den Rest der Wanderung gibt es nun zwei Varianten. Entweder studieren wir die Tafel genau und merken uns, wie wir gehen müssen, um die in dieser Kolumne aufgegriffenen Stationen der Tafel zu besuchen. Oder aber wir konsultieren die Broschüre desselben Inhaltes von den örtlichen Forstdiensten, die wir heruntergeladen oder zuvor bestellt haben. Bei der Tafel liegt sie in der Regel auch auf.

Station eins ist das alte Wasserreservoir mit Torbogen auf dem Boll-Hügel. Lohnt sich der Zehnminuten-Abstecher? Geschmackssache. Es folgt der kleine Römerstein, ein Granitblock, herangetragen vom Reussgletscher. Und dann sind wir beim Römischen Theater, einer imposanten Kulturanlage. Wer dem angrenzenden Autobahnzubringer zürnt, bedenke, dass das Theater mit 4000 Sitzplätzen erst beim Autobahnbau entdeckt wurde.

Von einem historischen Kalkofen und von einer mehr als 2500 Jahre alten Grabstätte ganz nah, beide beschildert, ist nicht viel geblieben. Wir unterqueren den Autobahnzubringer und kommen zum grossen Römerstein. Dass sich Menschen an dem Klotz vergingen, erkennt man unschwer. Gut ein Drittel des Findlings wurde in früheren Zeiten abgetragen und als Baumaterial anderswo verwendet.

Gleich beim Abzweiger passieren wir eine Traubeneiche, ein besonders dickes Exemplar. Nun wird die Wanderung eher unromantisch. Aber sie bleibt interessant. Am Südrand des Lindwaldes stossen wir auf eine Strasse. Fünf Gehminuten westlich ist der Gexi-Kreisel mit Findlingen in seiner Mitte zu besichtigen. Nach diesem Abstecher geht es in Ostrichtung die Strasse entlang. Der Rest eines Mäuerchens könnte zu einer Richtstätte, dem Galgenplatz, gehören. Vom Gexi-Parkplatz gegenüber sehen wir das berühmte Bahndreieck der Linien Zürich–Bern, Basel–Chiasso und Aarau–Lenzburg–Wohlen–Rotkreuz. Gexi, übrigens, könnte vom «Giixe», dem Quietschen der Ochsenkarren, kommen.

Dezemberbrätlen!

Unsere Strasse entlang halten wir leicht abwärts Richtung Othmarsingen. In der Senke unterhalb des Armeelogistikcenters finden wir nah der Bushaltestelle «Othmarsingen, Militärbetriebe» einen Stein, der aussieht wie ein Grabstein. Es ist – Rarität – ein Stundenstein aus der Zeit der Berner Herrschaft. Damals gab man alle Entfernungen in Wegstunden ab Berns Zytglogge-Turm an. Auf dem Stein steht: «16 Stund von Bern». Bis 1838 entsprach die Wegstunde 5,3 Kilometern, nachher waren es 4,8.

Die erwähnte Broschüre schlägt noch weitere Stationen vor. Doch irgendwie ist die Sache so stimmig; wir können jetzt Othmarsingen und dessen Bahnhof anpeilen – wir haben viel gesehen. Wir können aber auch zurück in den Wald halten. Vor dem grossen Römerstein bei der Grillstelle anfeuern. Und die Bratwürste platzieren. Ich finde dezemberbrätlen toll.

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Broschüre: Diese Wanderung macht man mit Vorteil anhand der Broschüre (Karte, Beschreibung der einzelnen Stationen) der Forstdienste Lenzia. Download hier. Auch bei Tourismus Lenzburg Seetal bekommt man sie, 062 886 45 46.

Route: Bahnhof Lenzburg, Hauptwegweiser (ab hier vorerst Richtung Röm. Theater) – Bahndamm – Schützenmatte – Wasserreservoir Boll und retour – Kleiner Römerstein – Römisches Theater – Kalkofen – Autobahnunterführung – Grosser Römerstein – Dicke Eiche – Punkt am Waldrand/Strasse – Gexi-Kreisel – retour zum Punkt am Waldrand/Strasse – Mäuerchen/Richtstätte – Gexi-Parkplatz mit Blick auf das Bahndreieck – Stundenstein unterhalb des Armeelogistikcenters, etwas nordöstlich der Bushaltestelle Othmarsingen, Militärbetriebe – Othmarsingen, Kirche – Othmarsingen, Bahnhof.

Wanderzeit: 2 Stunden.

Höhendifferenz: Vernachlässigbar.

Wanderkarte: 225 T Zürich, 1: 50’000. Hilfreicher ist die erwähnte Broschüre mit eigener, recht genauer Karte.

GPX-Datei: Hier downloaden.

Charakter: Einfach, abwechslungsreich. Zum Teil Strassenlärm.

Höhepunkte: Beide Römersteine. Das imposante Römertheater. Der Stundenstein aus dem Ancien Régime.

Kinder: Gute Familienroute. Zwischen Gexi-Kreisel und dem alten Stundenstein muss man auf die Kinder aufpassen, Strasse.

Tipp: Beim grossen Römerstein gibt es eine riesige Grillstelle. Dezemberbrätlen!

Hund: Geht gut.

Einkehr: Diverse.

Wanderblog: Täglich ein Eintrag auf Thomas Widmers privatem Journal.

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Wandernde Zaungäste

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Diese Wochen von der Station Glattfelden via Kaserne Bülach und Seeb zum Flughafen Zürich (ZH)

Die Station Glattfelden liegt im Abseits, das gleichnamige Dorf, bekannt für seinen Bürger Gottfried Keller, ist weit entfernt. Macht nichts, wir bekommen zum Wanderstart dafür die Glatt. Der Fluss, zu dem wir auf einer steilen Treppe absteigen, kurvt munter durch die Gegend.

Zu neunt – eine grosse Gruppe diesmal! – wandern wir flussaufwärts. Der Nebel verleiht der Landschaft einen versponnenen Charme, feucht stehen die Weiden, nass ist das Gras. An einer Stelle ein Biotop mit Weiher, ein Baum zeigt die frischen Spuren von Biberzähnen, Hund Emil schnüffelt erregt, wo ist der Biber? Vermutlich schläft er nach der anstrengenden Nagerei.

Villa mit Laconicum

Im Westen Bülachs nehmen wir Abschied von der Glatt. Die Kaserne, die wir bald passieren, kommt uns riesig vor. Durch den Wald von Höhragen geht es Richtung Seeb. Die A51 ist zu queren, anschliessend erwartet uns eine Überraschung: der römische Gutshof von Seeb. Eine riesige Anlage war das, schliessen wir aus den vermoosten Fundamenten. Eine Infotafel erklärt alles, ich lese ein Wort, das ich später nachschlagen muss: In der Villa gab es ein «Laconicum». Eine Dampfsauna nach Art der Spartaner; dies kriegerische Volk im alten Griechenland war berühmt für seine Wortkargheit. Für seine Lakonie.

Kurz darauf sind wir in Seeb und erblicken an der Zürichstrasse den «Hecht». Wir treten ein, finden grad noch Platz, einer der langen Tische ist fast ganz frei. Der «Hecht», lese ich auf der Homepage, ist seit gut 600 Jahren eine Wirtschaft und somit eine der ältesten oder gar die älteste Wirtschaft im Kanton. Neuzeitlich ist ihr Zweitname, «Stützlifüfzg». Er stammt aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs. Die Soldaten, die damals im «Hecht» tranken, zahlten für drei Bier einen Franken fünfzig, die Wirtin sprach beim Einkassieren aber stets von einem »Stützlifüfzg». Das machte die Konsumation quasi zärtlicher, auch klang der Preis bescheidener.

Die Friedenslinde

Als wir ins Freie treten, scheint die Sonne, es ist ein Geschenk. Beschwingt gehen wir nun, kommen an der Dorflinde vorbei, gepflanzt 1921 zur Erinnerung an den Ersten Weltkrieg. Ein Schwenk nach rechts, wieder über die Autobahn, und wir sind am Flughafen. Kilometerlang wandern wir in der Folge nah am Sicherheitszaun, und wer jetzt meint, das sei unromantisch, dem sei widersprochen. Erstens landen permanent Flugzeuge, was nach wie vor etwas Erregendes, etwas Abenteuerliches, ja Heroisches hat. Und zweitens ist dies eine liebevoll gepflegte Biotoplandschaft.

Deren Höhepunkt ist das Goldene Tor, ein Abstecher von 15 Minuten über ein Brücklein und leicht retour führt uns hin. Das Goldene Tor: Das ist ein aus Tiefenwasser gespiesener Weiher, aus dem es zu gewissen Zeiten mysteriös blubbert. Auch fördert er einen feinen Sand zutage, der, als man noch mit einem Federkiel schrieb, aufs Schriftstück gestreut wurde, um die Tinte zu trocknen.

Wenig später sind wir am Flughafen-Haupteingang, wo das Tram, die Busse und Postautos halten. Es dunkelt ein, Leute rollen ihr Feriengepäck ins Gebäude. Wetten, dass die meisten dieser Fernreisenden keine Ahnung vom römischen Gutshof zu Seeb, vom alten Hecht und vom Goldenen Tor haben? Sie suchen die Wunder anderswo und übersehen sie hier.
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Route: Station Glattfelden – Herrenwis – Klarenwisen – Hirslen – Jakobstal – Kaserne Bülach – Höhragen-Wald – Römischer Gutshof, Seeb – Seeb, Zürichstrasse, Gasthof Hecht – Seewis – Chrüz – Bachenbülerallmend – Gründel – Abstecher zum Goldenen Tor und retour (15 m) – Kasernenwiese – Flughafen Zürich, öffentlicher Verkehr, zentraler Eingang.

Wanderzeit: 4 3/4 Stunden, den Abstecher zum Goldenen Tor eingerechnet.

Höhendifferenz: vernachlässigbar.

Wanderkarte: 215 T Baden, 1: 50 000.

GPX-Datei: Hier downloaden.

Retour: Per Zug, Tram, Bus, Postauto.

Charakter: Erstaunlich wenig Hartbelag, erstaunlich viel Natur. Zuerst an der Glatt, dann querfeldein und durch den Wald, schliesslich den Flughafen Zürich entlang durch eine Biotoplandschaft. Technik und Natur in Verschränkung.

Höhepunkte: Der römische Gutshof von Seeb. Die Einkehr gleich danach im historischen, volkstümlichen «Hecht». Die ganz nah und parallel zum Wanderweg landenden Flugzeuge.

Kinder: Gut geeignet.

Hund: Gut geeignet.

Einkehr: Am Rand von Bülach z.B. bei der Kaserne. Gasthof Hecht in Seeb, Gemeinde Winkel, Mo. geschlossen (reservieren!). Und natürlich am Schluss im Flughafen.

Wanderblog: Täglich ein Eintrag auf Thomas Widmers privatem Journal.

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Und am Ende dieser riesenhafte Uhu

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Diese Woche von Sedrun nach Disentis (GR)

Vor der Wetterverschlechterung noch einmal Restsonne in den zentralen Alpen – das hat mir das Radio versprochen. Ich fahre mit dem Zug das Urnerland hinauf Richtung Gotthard. Umsteigen in Göschenen, umsteigen in Andermatt, Massen von Skifahrern steigen zu. Bei Nätschen und bald darauf auf dem Oberalppass steigen sie alle aus. Und ich bin allein in einem Wagen, dessen Scheiben beschlagen sind von der Atemluft, sodass ich gar nichts sehe. Ich poliere mir meine Scheibe wieder frei.

Draussen tatsächlich Sonne. Doch oh weh, während wir nun die Bündner Seite des Passes hinabfahren, verschwindet sie. In Sedrun steige ich aus, die Sonne ist ganz weg.

Vorsicht, vereist!

Dafür ist die Luft von berauschender Frische. Ein Genussmittel ist sie, das man im Delikatessenladen anbieten könnte, abgefüllt in Flaschen. Ich orientiere mich, ziehe talwärts los, nehme die Fussgängerspur der Bahnbrücke. Beim Bogn, dem Bad, muss ich doch von den Schienen lassen und in den Ort hinab halten. Bald führt mich die Via Curtin Nireigl wieder Richtung Schienen, vor mir liegt der Bugneiviadukt, und der Navigator in mir kann sich entspannen. Dies ist der offizielle Winterwanderweg nach Disentis, pinkviolette Schilder zeigen es an. In Dorfkernen ist es mit den Schildern immer ein wenig schwierig, aber jetzt ist alles klar.

Die folgenden anderthalb Stunden gehe ich meist abwärts, ab und zu flitzen mir zur Seite oder auch zu Füssen rote Wagen der Rhätischen Bahn vorbei, ich passiere Kapellchen und eingeschneite Weiler, quere aber auch einsame Waldstücke. Der Weg ist gut präpariert, was nicht heisst, dass er immer leicht ist. Ab und zu gibt es vereiste Flecken. Aufpassen, Widmer! Du willst in den nächsten Wochen winterwandern und nicht auf Krücken zum Hausarzt schleichen, das gegipste Bein vorzeigen.

Ein Knaller ist der Bugneiviadukt ziemlich am Anfang. Von links, bergwärts, kommt ein Bach herab, der ein Tobel in den Hang gefräst hat. Der Viadukt meistert es in einer eleganten Rechtskurve, der Fussgänger geht auf einem separaten Steg. Er hat einen Metallgitterboden, was Schwindelempfindliche gar nicht mögen. Hunden schneiden die Gitter in die Pfoten.

Foppa fehlt

In der Mitte des Viadukts bleibe ich stehen, mustere die hohen Berge talwärts über der Lukmanierstrasse, konsultiere die Karte. Wie heissen sie? Piz Muraun, Piz Cazirauns, Piz Caschleglia, wenn ich mich nicht täusche; schade, ist mein Redaktionskollege Daniel Foppa nicht dabei. Er ist erstens ein grosser Alpinist. Und zweitens ist er in der Surselva aufgewachsen ─ er wüsste, wie die Zacken alle heissen.

Der wirklich schöne Teil des Winterklassikers endet beim Sportzentrum am Ortseingang von Disentis, der Rest ist eher unromantisch. Und nun? Könnte ich direkt zum Bahnhof halten und wieder heimfahren. Doch das wäre schade, die Anreise hat ja doch gedauert, da will man ein wenig verweilen. Und also tue ich, was ich in Disentis immer gern tue. Ich gehe hinauf zum Kloster. Dort gibt es einen Laden mit Klosterprodukten wie zum Beispiel einer viereckigen, jawohl, viereckigen Nusstorte. Ein noch neues Beizli, die Stiva Sogn Placi. Die vor Kunstschätzen strotzende Klosterkirche. Und das Klostermuseum mit, zum Beispiel, einem Raum voller ausgestopfter Tiere. Mein Liebling ist der riesenhafte Uhu, dessen Menschengesicht mich immer wieder fasziniert.
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Route: Sedrun – talwärts über die kleine Bahnbrücke – beim Bad (Bogn) hinab in den Ort – auf der Via Curtin Niregl vorwärts und vor dem Bugneiviadukt wieder zur Bahn – Bugneiviadukt – Tscheppa – Garmischeras – Mompé Tujetsch – Segnas – Cuoz – Sportzentrum Disentis – Bahnhof Disentis.

Wanderzeit: Knapp 2½ Stunden.

Höhendifferenz: 100 Meter auf-, 410 abwärts.

Wanderkarte: 256 T Disentis/Mustér, 1:50’000.

GPX-Datei: Hier downloaden.

Retour: Zuglinie Andermatt – Oberalppass – Sedrun – Disentis – Chur.

Charakter: Leicht, in Pink beschilderter Winterwanderweg, ein Klassiker der Surselva. Sehr aussichtsreich mit schönen Weilern und Kirchlein.

Höhepunkte: Der erste Atemzug Bergluft in Sedrun. Der kühne Bugneiviadukt. Das Kloster Disentis.

Sicherheit: Wie immer beim Winterwandern kann der Weg stellenweise vereist sein. Schuhkrallen helfen.

Kinder: Keine Probleme.

Hund: Bahnstege mit Metallgittern. Ansonsten keine Probleme.

Einkehr: In Sedrun und Disentis.

Wanderblog: Täglich ein Eintrag auf Thomas Widmers privatem Journal.

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Die Schadenfreude-Aussicht

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Diese Woche von Habkern auf dem offiziellen Winterwanderweg nach Waldegg (BE)

Habkern ist das Dorf, wo es viele Habichte gibt, sagt die Ortsnamenkunde. Der Raubvogel im Gemeindewappen nimmt das Motiv auf, prachtvoll. Aber wo liegt Habkern? Die Bernerinnen und Berner wissen das, allen anderen sei es erklärt: Habkern liegt gleich hinter dem Berggrat nördlich Interlakens und des Brienzersees.

Nebel in Interlaken. Ich nehme den Bus nach Habkern und weiss theoretisch, was gleich passieren wird, die Wetterprognose früher am Morgen war eindeutig. Aber so richtig glauben kann ich es nicht. Nebel ist eine Substanz, die nicht nur des Menschen Gemüt bedrückt, sondern auch dessen Fantasie.

Dann, auf halbem Weg, geschieht es. Die Sonne erscheint. Die Mienen der Leute im Bus erhellen sich.

Ist das der Suggiture?

In Habkern-Post steige ich aus, das Dorf liegt knapp noch im Schatten. Im Laden kaufe ich mir einen Hefenussgipfel. Dann laufe ich los, oberhalb der Post führt eine steile Treppe hinauf in den Hang. Mein Ziel ist Waldegg, ein Ortsteil von Beatenberg, ich nehme den offiziellen, pink signalisierten Winterwanderweg – und um etwas Prinzipielles zur Route gleich vorwegzunehmen: Sie verläuft meist auf Strässchen. Diese sind zum Teil aper, es gibt vereiste Stellen, aber meist liegt Schnee, der wiederum planiert ist.

Zehn Minuten nach dem Start bin ich in der Sonne. Ich blicke zurück, aus dem erwähnten Berggrat über dem Brienzersee schwingt sich ein markanter Gipfel, ist das nun das Augstmatthorn oder der Suggiture? Meine Erinnerungen an eine Sommerbergtour vor vielen Jahren sind verschattet.

Die zwei folgenden Stunden sind einfach nur schön. Es geht vorerst moderat aufwärts, die Sonne wärmt mich und ich denke, dass ich bei aller Eincremerei vermutlich im Alter ein Gesicht haben werde wie ein in der Hurde vergessener Boskop. Via Hellboden, Bühlbach, Holzflüe komme ich stetig vorwärts an meinem Hang, der durchsetzt ist von einzeln liegenden Bauernhöfen und Ställen. Im Wald oberhalb einer steilen Felsfluh, um deren Existenz ich nur aufgrund meiner Wanderkarte weiss, steht ein Bänkli. Tief unten deckt der Nebel wie eine alte graue Wolldecke das Bödeli, die Ebene von Interlaken. Ich setze mich und denke, dass dieser Ruheplatz «Schadenfreudebänkli» heissen sollte. Was für ein Gefühl, sich in der Sonne zu wissen und so viele andere im Grau; ich schicke gleich ein SMS ins Büro.

Apfelstrudel! Ofenfrisch!

Um Mittelhag komme ich in das Reich der Skipisten und Skifahrer. Freilich sind da nur wenige Leute. Vor der Schneebar «Enzian» steht eine Reihe von Liegestühlen mit Blick auf die Berner Eis- und Schneeriesen, man sieht aber auch ins Kandertal hinein und kann den Niesen geniessen. Ich kaufe mir eine Cola, hieve mich in einen der Liegestühle, schliesse die Augen, Faulheit waltet. Kurz zuvor kam ich an einem Schild vorbei, das den Winterwanderweg zum Niederhorn anzeigte, dreieinhalb Stunden. Wäre was! Aber nicht heute!

Nach Waldegg hinab gibt es, scheint mir angesichts der verwirrlichen Signalisation, Varianten. Ich selber halte via Brundli zur Strasse, auf der mein Bus retour nach Interlaken verkehrt. Ein Schild lenkt mich kurz vor der Haltestelle ab und lockt mich: das Beausite annonciert feine Dinge. Ich trete ein, setze mich ans Fenster, wieder betäubender Bergblick. Der Apfelstrudel ist ofenfrisch und führt direkt zur Bilanz: So soll, so muss Winterwandern sein.
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Route: Habkern, Post (Bus vom Bahnhof Interlaken West) – Wang – Hellboden – Bühlbach – Holzflüe – Mittelhag – Brundli – Waldegg (Bushaltestelle Beatenberg, Waldegg).

Wanderzeit: 2 1/2 bis 3 Stunden je nach Verhältnissen.

Höhendifferenz: 407 Meter auf-, 273 abwärts.

Wanderkarte: 254 T Interlaken, 1:50000.

GPX-Datei: Hier downloaden.

Retour: Von Waldegg mit dem Bus retour nach Interlaken.

Charakter: Leichtes Winterwandern auf offiziellen Wegen. Die meiste Zeit geht man auf Strässchen. Sie sind je nach Abschnitt aper oder vereist oder schneebedeckt (in diesem Fall gepfadet oder gepistet). Pinke Signaturen.

Höhepunkte: Die idyllische Lage des Bergdorfes Habkern. Der Anblick der Berner Oberländer Eisriesen gegen die zweite Hälfte der Wanderung. Die Entspannung auf einem Liegestuhl der Schneebar Enzian bei Mittelhag.

Kinder: Perfekt.

Hund: Die Route wird ihn glücklich machen.

Einkehr: Mittelhag, Schneebar Enzian, bei gutem Wetter. In Habkern und in Waldegg.

Wanderblog: Täglich ein Eintrag auf Thomas Widmers privatem Journal.

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Texmex statt Rösti

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Diese Woche von Arbon nach Roggwil TG

Der Hafen, die Möwen, der Bodensee und gegenüber Deutschland als matte Uferlinie. Mein Wandertag begann gegen neun Uhr in Arbon so wunderschön, dass ich gar nicht wandern wollte. Einfach nur zu verweilen, hätte mir mindestens ebenso sehr gefallen. Aber natürlich weiss man ab einem gewissen Alter, wie man sich motiviert. Ich nahm mir vor, am Ende in Roggwil zu essen. Die Aussicht auf etwas Feines war mein Treibstoff.

Bevor ich von der Route erzähle, etwas zum Startort. Die früheste belegte Form des Ortsnamens ist lateinisch: «Arbor Felix». Glücklicher Baum. So hiessen im Alten Rom Bäume, die einen Blitzschlag überlebt hatten. Die «Flamines», eine weitverzweigte Priesterkaste, vergruben unter solchen Bäumen ihre abgeschnittenen Haare und Fingernägel. Obskur und faszinierend zugleich, der Brauch.

Tote Betten am Bodensee

Vorbei am Denkmal von Industriepionier Adolph Saurer verliess ich Arbon. Das Seemoosriet bot, was der Name heraufbeschwört: sumpfigen Boden, Schilf, Totholz, dümpelnde Enten. Nach dem Strandbad geriet ich auf eine lange Gerade Richtung Egnach. Eine Zeitlang konnte ich nicht direkt am Wasser wandern, alles privat, beneidenswert, die Besitzer dieser Häuser mit Seeanstoss, von denen freilich keiner zu sehen war. Tote Betten gibt es auch am Bodensee.

Kurz vor Egnach verordnete mir der Wanderwegweiser einen Linksschwenk weg vom See. Ich geriet nun in jene Art Landschaft, die man mit dem Thurgau assoziiert: Obstbäume weit und breit. Bei Stocken passierte ich das Riesenareal der Gärtnerei Häberli, die auf Obst- und Beerenpflanzen spezialisiert ist. Was mich, dies nebenbei, bei jedem Blick auf meine Karte subtil ärgerte: die Unsitte, Flurnamen streng phonetisch zu schreiben, «Stogge» für Stocken etwa. Das verschleiert Ursprung und Bedeutung des jeweiligen Wortes.

Freude hatte ich einige Zeit später am Namen des Weilers Burkartsulishaus. In ihm lebt ein Uli Burkart auf ewig weiter. Eine schnelle Einkehr im Burkartshof wäre mir willkommen gewesen. Doch er hatte zu, Ruhetag. Bald darauf freute ich mich schon wieder. In Esserswil, einem der nächsten Weiler, sah ich eine rote Rose. Eine einzelne rote Rose. Wäre es Sommer gewesen, hätte ich sie vielleicht übersehen. Aber jetzt, im Thurgauer Winter, war sie der allerschönste denkbare Schmuck vor all den mattgrünen Wiesen und Brachäckern.

Schon wurde es Mittag. Und Roggwil zeigte sich, unverkennbar markiert durch den Kybun-Tower, ein siloartiges Gewerbegebäude. In ihm haust die Firma Kybun, die eigenwillige Produkte zur Förderung des gesunden Gehens anbietet, etwa ihren Ky-Boot. Ich armer Wanderer kann mir den Markennamen allerdings nie recht merken. Ich denke immer nur: Kyburg.

Der schwankende Schüler

Der letzte Kilometer brach an. Schulkinder auf dem Weg heimwärts kamen mir entgegen, ein Bub fuhr auf einem Velo, das viel zu gross war, er und sein Gefährt schwankten erbärmlich. Und dann kam ich in Roggwil an, das mit einem imposanten Schloss dotiert ist. Und mit Riegelbauten noch und noch. Ein Lokal war schnell entdeckt: Ich fand das Tres Amigos. Und siehe da, es war offen.

Bald sass ich vor meinen Fajitas. Köstlich, eine Wanderung mal nicht mit einer Rösti, sondern mit mexikanischem Essen abzuschliessen. Ich sms-te meinen Redaktionsfreund Sandro an, der viele Jahre für den Tagi aus Mexiko berichtet hatte. Ein knurriges SMS kam zurück. «Das ist nicht mexikanisch», schrieb Sandro, «das ist Texmex.» Okay, okay, Sandro. Gut wars auf jeden Fall!

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Route: Arbon, Bahnhof – See – Seeweg nach Nordwesten bis knapp vor Egnach – Abzweiger vor Egnach – Buch – Stocken – Burkartsulishaus – Hüslen – Esserswil – Roggwil.

Wanderzeit: 3 1/4 Stunden.

Höhendifferenz: 121 Meter auf-, 83 abwärts.

Wanderkarte: 237 T Walenstadt, 1:50’000.

GPX-Datei: Hier downloaden.

Retour: Per Bus von «Roggwil, Post» zum Bahnhof Arbon.

Charakter: Schöner, vom Winter weitgehend verschonter Thurgau. Seeufer, dann Obstland. Etwas, aber nicht allzu viel Hartbelag.

Höhepunkte: Der Blick am Anfang über den Bodensee. Das Ried gleich danach. Die Riegelbauten von Roggwil.

Kinder: Bestens geeignet.

Hund: Gute Hunderoute. Aber: Anleinen wegen der Wasservögel!

Einkehr: Am Anfang in Arbon. Burkartshof in Burkartsulishaus: Mo/Di Ruhetag, ganzer Februar geschlossen, 071 477 13 02. Am Schluss in Roggwil: mehrere Möglichkeiten. Zum Beispiel das Tres Amigos. Mexikanisch/Texmex. Jeden Tag offen.

Wanderblog: Täglich ein Eintrag auf Thomas Widmers privatem Journal.

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Der Mythen hatte mal kurz Mitleid mit uns

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Diese Woche von der Rotenflue zur Holzegg und Ibergeregg und retour (SZ)

Werden wir Sonne bekommen oder nicht? Um die Antwort vorwegzunehmen: jein.

Zu viert fahren wir mit der NOCH neuen Gondelbahn von Rickenbach bei Schwyz auf die Rotenflue, 1571 Meter über Meer. Die Talstation lag im Nebel, nun schweben wir bergwärts, und der Himmel hellt sich Mast um Mast auf.

Oben Winter wie im Juweliergeschäft, das Geländer vor der Wirtschaft ist mit Eiskristallen bestückt. Das schwache Licht der Sonnenscheibe reicht, dass die Kristalle glitzern. Wir orientieren uns, sehen den Winterwanderwegweiser in Pink, ziehen los Richtung Holzegg. Schnell sind wir im Wald, und es geht abwärts. Die paar Meter genügen, dass wir wieder im Grau landen.

Eiszapfenschmuck

Via Stäglerenegg kommen wir schnell zur Holzegg. Eiszapfen hängen von der Fassade des Restaurants, das im Sommer sozusagen das Basislager aller Mythen-Besteiger ist; es ist notabene mit einer kleinen Seilbahn von Brunni aus erschlossen. Hinter der Wirtschaft erhebt sich der Grosse Mythen. Nun ja, theoretisch. Wir sehen den Gipfel nicht, den ich gern «Matterhorn der Bergwanderer» nenne.

In der Wirtschaft ist es warm, meine Brille beschlägt und will geputzt sein, wir trinken etwas. Bald aber laufen wir weiter, und es ist nun wie ein Wunder. Wir halten wieder zur Stäglerenegg, und als wir uns einmal umdrehen, hat sich der Mythen aus dem Nebel geschält. Extra für uns und nur drei Minuten – er hatte wohl Mitleid. Mir fällt ein Spruch aus der islamischen Tradition ein, der wunderbar passt. Gott sagt: «Ich war ein verborgener Schatz und wollte erkannt werden, daher erschuf ich die Welt.»

Bei der Stäglerenegg zweigen wir links ab, wir wollen zur Ibergeregg. Der Weg führt abwärts in eine Mulde samt Skilift und wieder aufwärts nach Zwäcken. Bald darauf eine sehr willkommene Überraschung, denn wir haben nun Hunger und wollen uns umso mehr etwas gönnen, als die Sonne sich wirklich nur andeutet, aber nicht ernsthaft wirkt oder gar wärmt; sie bleibt jene blasse Scheibe im Himmel, die wir auf der Rotenflue sahen. Giftkalt ist es, und Josephine sieht mit ihrer Sturmhaube aus wie eine Bankräuberin.

Einen «Füdliwärmer», bitte!

Die Überraschung, das ist ein herziges Blockhaus neben einem älteren Bau. Die Sonnenhütte paart sich mit dem Gruppenhaus der SAC-Sektion Uto Zürich, gebaut in den 1920er-Jahren. Wir treten ein, finden grad noch Platz. Das Essen ist dann sehr gut – von Rösti bis Fleisch auf dem heissen Stein. Die Karte mit den Kafi-Schnaps-Varianten klingt, wie immer an solchen Orten, halb flott und halb schlüpfrig: «Füdliwärmer», «Berghäx», «Heisse Oma».

Zufrieden gehen wir weiter zur Ibergeregg und müssen dabei an einer Stelle achtgeben, nicht von Skifahrern niedergemacht zu werden; es ist beileibe nicht so, dass diese alle ihr Gerät beherrschen. Vor allem die Pistenzwerge sind gefährlich. Wir überleben die Querung. Bei der Ibergeregg, dies für alle Nachwanderer, gibt es nun zwei Varianten. Entweder, siehe Kolumnenkarte, zurück zur Rotenflue-Gondel, wobei es ab dem Gebiet Müsliegg eine südlichere Variante gibt. Oder aber hinab nach St. Karl und von dort mit der Seilbahn nach Illgau.

Da wir somit bei den Empfehlungen sind, nun noch dies: Man wandere an einem besseren Tag als wir. Der Bergblick Richtung Süden ist traumhaft, wie jeder weiss, der schon am Mythen unterwegs war.
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Route: Rotenflue (Gondelbahn ab der Station «Rickenbach, Rotenfluebahn» der Buslinie von Schwyz SBB her) – Stäglerenegg – Holzegg – Stäglerenegg – Zwäcken – Sonnenhütte – Ibergeregg – Rotenflue.

Wanderzeit: 2½ bis 3 Stunden.

Höhendifferenz: Je 360 Meter auf- und abwärts.

Wanderkarte: 236 T Lachen, 1:50’000.

GPX-Datei: Diesmal kein GPX-File. Die Rotenflue-Gondelbahn ist auf der digitalen Karte noch nicht eingezeichnet, im Gebiet Stächlenegg-Zwäcken geht man zudem auf speziellen Winterspuren. Die Orientierung ist aber kein Problem, die Route ist in Pink sauber ausgeschildert. Eine interaktive Panoramakarte findet man hier.

Variante: Sehr schön ist auch die erwähnte Fortsetzung von der Ibergeregg aus via Grossenboden zur Seilbahn St. Karl. Diese führt hinab nach Illgau. Von dort wieder mit der Seilbahn hinab nach «Ried, Muotathal» an der Buslinie Muotathal-Schwyz SBB.

Charakter: Winterwandern abseits von Strassen im Angesicht des Grossen Mythen. Gespurte, sauber signalisierte Wege. Ausgedehntes Winterwegnetz mit Varianten. Überwältigender Bergblick nach Süden.

Höhepunkte: die Fahrt mit der neuen Rotenfluebahn. Der Grosse Mythen, das Matterhorn der Wanderer, aus der Nähe. Die Einkehr in der Sonnenhütte.

Kinder: keine Probleme. Vorsicht bei der Querung von Skipisten.

Hund: keine Probleme.

Einkehr: Rotenflue, Gifelstubli. Holzegg. Sonnenhütte (bestes und gemütlichstes Lokal der Route). Ibergeregg.

Wanderblog: Täglich ein Eintrag auf Thomas Widmers privatem Journal.

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Mein Frühlingstag

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Diese Woche von Gandria nach Lugano-Castagnola (TI)

Es gibt diese Wintertage, an denen das Wetter im Land exakt zweigeteilt ist: Schnee, Kälte, Düsternis im Norden. Und Sonne und Wärme und Palmen im Süden. An einem solchen Tag fuhr ich ins Tessin, um mir Licht zuzuführen. Der Plan ging, ich nehme es vorweg, zu hundert Prozent auf.

Gar nicht so einfach, nach Gandria zu gelangen, wo ich starten wollte. Immerhin gibt es je nach Woche und Tag Schiffskurse. Auch ist da eine Busverbindung mit einmal Umsteigen. Nicht gerade üppig dotiert, die Linie, dachte ich am Bahnhof Lugano. Dann blickte ich von meinem iPhone auf und musste lächeln: diese rührend weichen und militant steilen Hügelberge rundum. Auch im Bus kam ich nicht aus dem Schwelgen: makellos das Azur des Luganersees.

Salami und Monte Caprino

Gandria im Winter ist eine gute Sache. In der warmen Jahreszeit tut man sich schwer, das an den abrupten Hang des Monte Brè gepresste Fischer- und Zöllnerdörfchen zu geniessen: schauderhaftes Gedränge, Spaliere mit kitschigen Boccalini, Deutschschweizer Mundart als Umgangssprache. Ich war zwar nicht allein, als ich oberhalb des verschachtelten Dorfkerns bei der Haltestelle «Gandria, Strada» aus dem Bus stieg. Aber fast allein.

Ich nahm die steile Treppe hinab Richtung See, erstaunlich, wie viele Winkel und Gässchen ich sah, bis ich bei der Kirche San Vigilio war, dem Mittelpunkt des Dorfes. Auf ihrer Rückseite auf einer leicht erhöhten Plattform eine Bank, ich setzte mich, ass Salami und Brot, schaute über den See auf den verschatteten Monte Caprino, liess die Sonne wirken.

Eine Infotafel erregte mein Interesse, ich nahm zur Kenntnis, dass dies die Station neun des «Sentiero dell’Olivo» war, des Olivenweges zwischen Gandria und Lugano-Castagnola. Er würde sich einigermassen mit meiner Wanderroute decken, erkannte ich. Dann ging ich hinab zur Schifflände. Weit vorne erblickte ich im gleissenden Licht den San Salvatore mit der felsigen Flanke zum See und der Antenne als Markenzeichen.

Nun wanderte ich. Von der erwähnten Kirche hielt ich in halber Höhe zwischen See und Kantonsstrasse westwärts aus dem Dorf. Auf einem Treppenpfad ging es bald abwärts zum Ufer, über mir eine Wucht von Felswand. Eine Galerie beseitigte das Steinschlagrisiko, dem ich zuvor kurz ausgesetzt gewesen war.

Bis San Domenico ging ich im Folgenden mal auf Pflastersteinen, mal auf gestampfter Erde, kam vorbei am Restaurant-Hotel Elvezia del Lago und am Hotel Fischer, und stets waren da der tiefblaue Spiegel des Sees und die bewaldeten Hänge, die ihn säumten. Schliesslich San Domenico mit einem «experimentellen Olivenpark», den die Stadt Lugano in Zusammenarbeit mit Pro Specie Rara angelegt hat.

Auf dem Agavensteig

Bei San Domenico ein grosser Parkplatz. Ich nahm rechterhand den Viottolo delle agavi, den Agavensteig. Er führte zwischen Villen aufwärts, die sich mit Efeu und Palmen tarnten, und setzte sich fort in der Via G. B. Discepoli. Vorbei am alten Municipio von Castagnola, dem einstigen Verwaltungssitz der 1972 in Lugano aufgegangenen Gemeinde, erreichte ich die Bushaltestelle bei der Post Castagnola.

Eine Besprechung mit mir selber ergab, während ich später im Zug wieder Richtung Gotthard fuhr, auf den Winter zu: Dies war bei aller Kürze eine der schönsten Routen, die ich je bewanderte. Ein Frühlingsschnäppchen.
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Route: Gandria, Strada (Bushaltestelle) – Kirche San Vigilio im Dorfkern. Nun freies Flanieren durch den Ort, allenfalls auch den Tafeln des Olivenweges entlang. Danach weiter von San Vigilio Richtung Castagnola. Bis San Domenico (via Hotel Elvezia del Lago) ist der Weg klar und eindeutig. Von San Domenico zum Beispiel auf dem Viottolo delle agavi und der Via G.B. Discepoli zum alten Municipio von Castagnola an der Piazza C. Cattaneo. Von dort ist man in wenigen Minuten bei der Post Castagnola.

Anreise: Man konsultiere den Fahrplan, am besten den der SBB-Homepage. Je nach Tag und Woche nimmt man den Bus oder das Schiff (in beiden Fällen wenige Kurse).

Wanderzeit: 1 1/2 Stunden. Dazu braucht man Zeit für das Flanieren in Gandria, das Lesen der Tafeln am Olivenweg, das Sitzen auf besonnten Bänkli.

Höhendifferenz: Je circa 170 Meter auf- und abwärts.

Wanderkarte: 286 T Malcantone, 1:50’000.

Olivenweg: Hier der Link.

GPX-Datei: Hier downloaden.

Retour: Von der Post Castagnola mit dem Bus zwei Richtung Paradiso direkt zum Bahnhof Lugano.

Charakter: Müheloses Geniessen. Grandioser See- und Bergblick. Ein charismatisches Tessiner Dörfchen. Anschliessend eine leichte Wanderung. Stellenweise Steinschlagrisiko.

Höhepunkte: Das verschachtelte Gandria. Der Blick von der Schifflände hinüber zum Monte San Salvatore. Die Traumvillen von Castagnola.

Kinder: Keine Probleme.

Hund: Keine Probleme.

Einkehr: Diverse Lokale in Gandria und Castagnola.

Wanderblog: Täglich ein Eintrag auf Thomas Widmers privatem Journal.

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Miss Schweiz und ihr Männchen

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Diese Woche von Fehraltorf nach Uster und Maur (ZH)

Als wir in Fehraltorf der S-Bahn entstiegen, hing ein fahler Himmel über uns. Keine Sonne. Wir waren zufrieden, denn in anderen Gegenden war es bereits nass. Bei uns hingegen wirkte der Föhn noch und hielt den Regen ab, wir waren dankbar.

Schon nach 20 Minuten bekamen wir am Weg nach Freudwil eine Attraktion geschenkt. Ein Pistolenschiessstand kam am Fusse eines steilen Minihügels von vielleicht zehn Metern Höhe in Sicht. Eine Infotafel erzählte, dass es sich um einen Burghügel handle, auf dem einst die Holzburg Rüti gestanden sei. Geblieben ist von ihr nichts ausser einem im der Wiese knapp noch sichtbaren, ringförmigen Wall-Graben-System.

Der Steg des Japaners

Via das in eine Senke gebettete Dorf Freudwil und durch stillen Wald kamen wir nach Uster – und schon wieder wurde uns Überraschendes zuteil: moderne Kunst nämlich. Wir folgten dem Wanderweg durch den Ort, gelangten in den Stadtpark und zum Zellweger-Park, einem ehemaligen Industrieareal. Wie das meist so ist mit solchen Flächen: Sie erfuhren eine Umnutzung und Modernisierung. Im Zellweger-Park gibt es heutzutage neben Büros und Gewerbebetrieben viele Wohnbauten, auch die Stararchitekten Herzog & de Meuron trugen dazu bei. Vor allem aber ist da beeindruckende, von einer Stiftung geförderte Kunst.

Um zwei von etlichen Beispielen zu nennen: Erstens der Kawamata-Steg des Japaners Tadashi Kawamata, ein bananenförmig über einen weiten Weiher sich krümmender Steg, der mit seinen scheinbar chaotisch arrangierten Holzlatten an einen Biberbau erinnert. Und zweitens «Helvetia und Merkur», eine Statue des Bildhauers Richard Kissling, der auch den Wilhelm Tell zu Altdorf sowie den Alfred Escher am Zürcher Bahnhofplatz schuf. Die Ustermer Statue stand einst ebenfalls in Zürich, und zwar am Paradeplatz vor dem Gebäude des Schweizerischen Bankvereins. Dann wurde sie gezügelt. Vier Meter hoch ist die resolute Miss Schweiz und winzig klein der Handelsgott, der auf einer Kugel in ihrer Hand auf dem einen Fuss balanciert. Immerhin ist das Merkur-Männlein vergoldet.

Man gehe nach Uster in den Zellweger-Park und schaue sich um. Es lohnt sich. Wir zogen weiter zum Greifensee, und die Wanderung, die zuerst eine Feld-Wald-Route gewesen war und anschliessend eine Kulturtour, wurde nun eine Seeufer-Flaniererei. Über die Wasserfläche blickten wir hinüber zur Forch und zu den langgezogenen, bewaldeten Höhen des Pfannenstiels. Auch die zutraulichen Entlein mochten wir.

Am Seeufer hielten wir nach Südosten durch ein Idyll: sanft ans Ufer schlagendes Wasser, Vögel, Baumgruppen, Schilf und Tümpel und Ried; zu letzterem Wort passte der Name des Dorfes, das wir, in einigem Abstand zum See nun, passierten: Riedikon. Nachfolgend die Seewisen, ein sumpfiges, von Tümpeln durchzogenes Flachgelände. An der einen Stelle stand ein Vogel und schaute irgendwie philosophisch. Es sei ein Storch, bestätigte unsere Vogelkennerin Ronja, und wie immer, wenn ein Storch irgendwo vorkommt, kam mir der Kalif-Storch-Märchenstoff in den Sinn.

Bunt schlägt grau

Mittlerweile hatten wir die südliche Uferspitze des Greifensees umrundet und gingen Richtung Nordwesten. Unser Ziel, Maur, war nicht mehr weit. Doch zuerst wollten wir einkehren. Ich hatte im Restaurant Stallstube reserviert, das ein wenig abseits der Ufer-Wanderroute an der Strasse von Mönchaltorf nach Maur im Weiler Steindrüsen liegt. Das Lokal war wie seine Speisen stilecht rustikal, das Fleisch selbstverständlich aus eigener Produktion wie auch der Süssmost. Schon 1786 sei hier gewirtet worden, las ich.

Einige Zeit später kamen wir vollen Bauches in Maur an. Dessen ruhig gelegene Schifflände ist immer wieder ein guter Ort, um eine Wanderung zu beenden. Der Himmel über uns war unterdessen noch grauer geworden. Doch wir hatten unterwegs genug Buntes serviert bekommen.

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Route: Fehraltorf, Bahnhof – Rüti, Holzburg (Infotafel) – Freudwil – Winiker Hard – Winikon – Hasenbüel – Uster, Bahnhof – Stadtpark – Greifensee – Uferweg – Riedikon – Seewisen – Uferweg – (Abstecher nach Steindrüsen zum Restaurant «Stallstube» und retour) – Maur, Schifflände.

Wanderzeit: 4 1/2 Stunden.

Höhendifferenz: 202 Meter auf-, 294 abwärts.

Wanderkarte: 226 T Rapperswil, 1:50’000.

GPX-Datei: Hier downloaden.

Retour: Von Maur, See mit dem Bus zum Klusplatz in Zürich (Tram zum Bahnhof und Bellevue) oder zum S-Bahnhof-Stettbach. Schön ist auch eine Schifffahrt von Maur hinüber an die Schifflände von Uster.

Charakter: Angenehm unanstrengend. Im Bereich von Uster kurz mal städtisch, ansonsten viel Wiese und Wald. Wegen des Zellweger-Parks in Uster ist dies auch eine Kunstwanderung. Im zweiten Bereich Seeufer-Wanderung am Greifensee.

Höhepunkte: Der Hügel, auf dem einst die Holzburg Rüti stand. Usters Zellwegerpark mit Attraktionen wie dem Kawamata-Steg. Die Ankunft am Greifensee.

Kinder: Bestens.

Hund: Ebenfalls bestens. Am See anleinen wegen der Wasservögel!

Einkehr: Viele Lokale in Uster. Die «Stallstube» im Weiler Steindrüsen etwas vor Maur; Do/Fr ab 16 Uhr, Sa/So ab 10 Uhr, reservieren! Sehr gut isst man auch in Maur im Restaurant Schifflände, kein Ruhetag.

Wanderblog: Täglich ein Eintrag auf Thomas Widmers privatem Journal.

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Szenen aus dem Inkaleben

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Diese Woche von Efringen-Kirchen via Ötlingen nach Riehen (D/BS)

Das Markgräflerland in der Südwestecke Deutschlands ist der Inbegriff der Lieblichkeit: Reben, grüne Hügel, der mächtige Rhein. Die Realität an unserem Tag ist allerdings eher garstig. Wir nehmen von Basels Badischem Bahnhof die S-Bahn Richtung Offenburg. Als wir uns in Efringen-Kirchen zum Aussteigen erheben, kommt eine Durchsage des Lokführers. Die Bahnsteige seien wegen überfrierender Nässe gefährlich, aufpassen!

In der Tat sind die Perrons von einer hauchdünnen Eisschicht überzogen, im Niesel «schlittschuhen» wir ohne Schlittschuhe vorwärts. Und so lautet mein Rat an alle Nachwanderer: Gutes Wetter abwarten! Dass sich die Route lohnt, so viel sehen wir auch an unserem grauen Tag. Das Markgräflerland ist ein Garten.

Zmittag im Weindörfchen

Unser Weg führt vom Bahnhof, zunächst in nordöstlicher Richtung, aus dem Ort, und ich muss gleich etwas zur Kartenlage und Signalisation sagen. Die Schweizer Wanderkarte 1:50’000 «Basel» zeigt das erste Fünftel der Route nicht. Hingegen findet man dieses ganz auf der Schweizmobil-Karte im Internet als grünen Wanderweg. Stellenweise begleiten uns denn auch Schweizer Wanderwegweiser. Gleichzeitig wandern wir bis Ötlingen auf dem Markgräfler Wiiwegli, das sich von Freiburg im Breisgau über 80 Kilometer bis Weil am Rhein zieht.

Klingt das kompliziert? Die Orientierung ist nicht schwierig; man läuft die meiste Zeit parallel zur Tiefebene des Rheins, hat vor sich bald Basels Hausberg Chrischona mit der Antenne, schlimm fehlgehen kann man nicht.

Was uns und unseren Tag angeht, so finden wir uns in das Wetter, beginnen es gar zu mögen. Nach dem Restaurant Baselblick bei Britschen geraten wir ab dem Läufelberg in einsame Weinhänge; bloss das Rauschen der Autobahn unten am Rhein stört die Romantik. Binzen erweist sich als recht grosser Ort. Als wir ihn gequert haben samt einem Autobahnast, sind wir praktisch schon in Ötlingen, einem erhöht gelegenen Weindörfchen.

Wir freuen uns; ein Bekannter aus Basel, der Kunstmaler Martin J. Meier, hat mir in Ötlingen nämlich das Café Inka ans Herz gelegt. Dessen kurioser Name verdankt sich der vor zwei Jahrhunderten in Paris gedruckten, noch in der alten BRD für 700’000 Mark renovierten Tapete. Sie zeigt farbenfrohe Szenen aus dem Leben der Inkas und ist berühmt. Wie auch das Café.

Oh weh! Alles gerammelt voll. Wir nehmen ein Auge voll Tapete und gehen weiter.

Erfreuliche Entenbrust

Der wesentlich grössere Dreiländerblick, ebenfalls Ötlingen, hat Platz für uns. Ein Ausflugsrestaurant ist er mit grossen Fensterfronten; Basel ist an diesem trüben Tag aber nur zu erahnen. Wesentlich klarer auszumachen – ein erfreulicher Anblick: mein Teller mit Entenbrust, Spätzle und Rotkraut.

Als wir weiterziehen, ist die Zeit vorgerückt, und wir verlaufen uns in der Folge leicht. Unser Wanderweg würde weiter oben über den Tüllinger Hügel verlaufen. Wir erwischen eine tiefer gelegene Variante, die durchaus schön ist, uns aber nach Weil führt, das wir eigentlich umgehen wollten. Macht nichts. Unten am brutal begradigten Flüsschen Wiese sind wir wieder auf der geplanten Route. Und wir sind zurück in der Schweiz. Über eine Brücke geht es zur Tramhaltestelle «Riehen, Weilstrasse». Letzter Eindruck von dieser Zwei-Länder-Unternehmung: der souverän beleuchtete Bau der Fondation Beyeler in der heranziehenden Abenddämmerung.
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Route: Start in Efringen-Kirchen, Bahnhof (erreichbar ab Basel Badischer Bahnhof in knapp 15 Minuten Zugfahrt). Bis Ötlingen ist die Route identisch mit dem Markgräfler Wiiwegli (Britschen – Läufelberg – Binzen – Ötlingen), streckenweise gibt es auch Schweizer Wanderschilder. Von Ötlingen am Westrand des Tüllinger Hügels (Waldrand) nach Obertüllingen und über die Landesgrenze nach Im Schlipf. Weiter über die Wiesenbrücke nach Riehen, Tramhaltestelle Weilstrasse.

Wanderzeit: 4 1/4 Stunden.

Höhendifferenz: 500 Meter auf-, 480 abwärts.

Orientierung: Wer keine deutsche Karte besitzt, orientiert sich am besten auf der digitalen Karte von Schweizmobil, auf ihr ist die ganze Route nachvollziehbar und grün markiert. Das erste Fünftel der Wanderung fehlt leider auf der Schweizer Wanderkarte 213 T Basel. Grundsätzlich ist die Orientierung bei gutem Wetter und Sicht leicht.

Nicht vergessen: Dies ist eine Grenzwanderung. Ausweis mitnehmen!

GPX-Datei: Hier downloaden.

Charakter: Leichte Wanderung mit idyllischen Partien in den Reben und dem hübschen Winzerdorf Ötlingen. Bei gutem Wetter Sicht über das Tal des Rheins nach Frankreich und zu den Vogesen.

Höhepunkte: Ötlingen. Das Gehen in den Reben Richtung Riehen.

Kinder: Keine Probleme.

Einkehr: Etliche Lokale. Bekannt und beliebt ist in Ötlingen das Café Inka. So, Mo Ruhetag, 12 bis 18 Uhr. Es ist allerdings oft voll. Gut isst man auch im Dreiländerblick in Ötlingen. Beliebtes Ausflugsrestaurant, reservieren! +49 7621 – 6 25 17. Di, Mi Ruhetag.

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Abenteuer auf Aargauer Hügeln

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Diese Woche von Brunegg zur Habsburg und nach Brugg (AG)

Gebt mir einen oder zwei Hügel zum Ersteigen, aber nicht zu hohe, denn wir haben erst Vorfrühling! Oder haben wir noch Spätwinter? Jedenfalls will ich wieder hinauf. Die zwei Hügel sind schnell nominiert, beide sind sie honorige Aargauer. Zum einen ist es der Chestenberg, 647 Meter. Und zum anderen der Wülpelsberg, 505 Meter. Auf ihm hockt die Habsburg.

Wir starten bei der Bushaltestelle Brunegg, Gemeindehaus. Das Dorf ist klein und ganz dem gleichnamigen Schloss auf dem östlichen Ausläufer des Chestenbergs untertan. Anstrengend, die 120 Höhenmeter auf den Berg. Wir bekommen dafür schnell Sicht Richtung Lenzburg.

Kein Entkommen vor der Geschichte

Schloss Brunegg ist in Privatbesitz, es gehört der Familie des vor 20 Jahren verstorbenen Historikers Jean Rudolf von Salis, der im Zweiten Weltkrieg auf Radio Beromünster die «Weltchronik» vortrug, verlässliche Informationen über das Kriegsgeschehen. Im Pförtnerhaus des Schlosses wohnte der ebenso legendäre Schriftsteller Hermann Burger, ein Sprachkünstler ersten Ranges. Die zwei Namen sollten wir en passant zur Kenntnis nehmen.

Nun geht es auf dem Chestenberg schnurgerade Richtung Westen; ein typischer Jurakamm ist das, bei Nässe unangenehm, Vergnügen bereitend jedoch bei anständigen Verhältnissen. Zur Rechten haben wir bereits die Habsburg und zwischen ihr und uns das flache Birrfeld. Die Habsburger nannten es Eigenamt, weil es eben ihr Eigen war.

Wir entkommen auf dieser Wanderung der Geschichte nicht. Ein Schild erzählt an einer Stelle, dass hier vor 3000 Jahren ein Minidorf stand. Seltsam, auf einem Kamm zu siedeln, Wind und Wetter ausgesetzt. Aber gleichzeitig konnte man ein solches Dorf gut befestigen und verteidigen.

Ziemlich am Ende des Chestenbergs kommt ein Wegweiser, wir schwenken nach Norden gegen Schinznach-Bad. Der Abstieg vollzieht sich im Wald, die nächste Erhebung – oh, die Wanderung umfasst sogar drei Berge! – ist der Scherzberg. Ein Aussichtspunkt bereitet Freude, wir treten vor, haben direkt unter uns die Aare und hinter ihr Veltheim und Schinznach-Dorf.

Kurz vor Schinznach-Bad queren wir einen Golfplatz und schmunzeln über das Schild «Achtung! Fliegende Golfbälle!» Wobei die Gefahr wohl real und nicht zu unterschätzen ist. Dann das Thermalbad, wir könnten ins heisse Wasser sinken. Stattdessen gehen wir essen, recht gut, im einigermassen rustikalen «Bad-Stübli».

Der 70-Meter-Schacht

Nach dem Zmittag müssen wir auf demselben Weg noch einmal über den Golfplatz. Wir überleben es. Hernach beginnt der steile Aufstieg hinauf zur Habsburg. Oben erneut Augenfreude. Wir stehen auf der ersten Jurakette, haben wieder die Aare zu Füssen, erahnen das nahe Wasserschloss, wo die grossen Flüsse zusammenkommen. Vor allem aber ist da die Habsburg, Stammsitz einer Weltdynastie. Uns wird mythisch zumute. Der Sodbrunnen im Schlosshof ist übrigens an die 70 Meter tief.

Die letzte Etappe der Wanderung führt zum Bahnhof Brugg, sie beginnt mit dem leichten Abstieg im Wald. Unten wäre es schade, den direkten Weg zum Bahnhof zu nehmen. Ein kleiner Umweg führt gleich wieder zu einer historischen Stätte ersten Ranges, zum Amphitheater Vindonissa (Windisch), gebaut unter Kaiser Tiberius und für 11’000 Menschen ausgelegt. Wir haben auf dieser Wanderung ausgiebig geschwitzt und gekeucht, der Hügel wegen. Aber wir haben auch viel gelernt und sind wieder einmal in die Vergangenheit abgetaucht.

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Route: Brunegg, Gemeindehaus (Bus) – Schloss Brunegg – Chestenberg – Abzweiger auf dem westlichsten Teil des Grates – Scherzberg – Schinznach, Grabenächer – Golfplatz – Thermalbad Schinznach – retour zum Abzweiger – Schloss Habsburg – Amphitheater Vindonissa – Bahnhof Brugg.

Wanderzeit: 4 Stunden.

Höhendifferenz: 476 Meter auf-, 549 abwärts.

Wanderkarte: 225 T Zürich, 215 T Baden und 214 T Liestal (ein kleiner Teil beim Thermalbad Schinznach), 1:50’000.

GPX-Datei: Hier downloaden.

Charakter: Aussichtsreich (Chestenberg, Scherzberg, Habsburg). Viel Geschichte und Archäologie (Schloss Brunegg, Frühsiedlungen auf dem Chestenberg, Habsburg, Vindonissa). Erstaunlich wild (Chestenberg).

Höhepunkte: Der Jurakamm des Chestenbergs, ein Abenteuer mitten in der Zivilisation (bei Nässe ist der Weg unangenehm, glitschiger Kalk). Der Rundgang auf der Habsburg. Das Amphitheater von Vindonissa mit Römerfeeling.

Kinder: Gut machbar. Auf dem Chestenberg muss man auf sie aufpassen.

Hund: Keine Probleme.

Einkehr: Zum Beispiel im Bad-Stübli auf dem Thermalbad-Areal in Schinznach. Im März Montag Ruhetag, danach durchgehend offen. Schlossrestaurant auf der Habsburg. Im März Ruhetage Mo/Di, danach durchgehend offen.

Wanderblog: Täglich ein Eintrag auf Thomas Widmers privatem Journal.

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Der Beitrag Abenteuer auf Aargauer Hügeln erschien zuerst auf Outdoor.

Zuerst das AKW, dann ein Pfahlbauerdorf

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Diese Woche von Olten nach Aarau (SO/AG)

Wir hatten Glück, wieder einmal. Als wir in Schönenwerd St. Leodegar erreichten, die Kirche mit der grünen Turmhaube, die man immer vom Zug aus sieht, war der Mesmer grad da. Er liess uns ein. Was für eine Überraschung: die Pracht der gut tausendjährigen Kirche und des angegliederten Kreuzganges, beide Teil eines entschwundenen Klosters.

Wandern bereitet einem immer wieder diese Art Geschenk. Wer allerdings punkto St. Leodegar auf Nummer sicher gehen will, muss die christkatholische Kirchgemeinde Schönenwerd-Niedergösgen kontaktieren, auf dass man ihm öffne. Jederzeit geniessbar ist der Blick von der Terrasse vor der Kirche zur ersten Jurakette samt der Wasserflue über Aarau.

Ballys Geschenk

Unsere Route von Olten nach Aarau war auch sonst reich an Höhepunkten. Zum Auftakt taten wir nicht das Naheliegende; wir folgten vorerst nicht der Aare. Südseitig verliessen wir stattdessen den Bahnhof Olten. Dieses erste Stück durch den Hardwald bis zu einer namenlosen Bahnunterführung nördlich von Starrkirch war kein Wanderweg. Kein Problem, wer eine Karte mitnimmt, wird sich leicht zurechtfinden.

Dann die alte Aare und der Wanderweg. Wir hatten Freude an den unregelmässigen Ufern, den Sandbänken, dem vermoosten Totholz, dem wie wahnsinnig hämmernden Specht; in der Ferne sahen wir bereits die Dampffahne des AKW Gösgen. Zwei Brücken lenkten uns zum Kraftwerk. Die erste führte bei Sandacker in den Schachen, die zweite, ein Steg, wieder auf die andere Flussseite direkt an den Fuss des Kühlturmes.

Lieblich im Kontrast zu dem industriellen Koloss einige Zeit später der Bally-Park von Schönenwerd. Schuhfabrikant Carl Franz Bally liess den Park vor gut 150 Jahren anlegen und später erweitern, er wollte seinen Zeitgenossen, auch seinen Arbeitern, ein Bildungserlebnis bieten. Wir Heutigen dürfen uns immer noch freuen. Zum Beispiel an dem Pfahlbauerdörfchen. An dem mehr als 400 Jahre alten Speicher aus Gränichen, der im Park eine neue Heimat fand. An dem Kosthaus des Fabrikbetriebs, heute Bally-House genannt und eine Event-Location. Und an den gezielt gepflanzten Bäumen aller Art.

Im Storchen nahmen wir den Zmittag. Das Essen war gut, und was auch erwähnt gehört: Man war sehr nett zu uns, obwohl wir unterklassig daherkamen, die Hosen und Schuhe dreckig von den feuchten Uferpartien der alten Aare. Hernach, wie erwähnt, erfreute uns Schönenwerd ein zweites Mal durch St. Leodegar; die Kirche muss man gesehen haben.

Der doof-eitle Pfau

Alsbald wichen wir wieder vom Fluss ab. Wir erstiegen uns die Anhöhe südöstlich, gingen bald entlang einer abrupten, weitgehend ungesicherten Fluhkante und hatten Weitblick. Was wir leider versäumten: die Erkundung des bewaldeten Geländes Buechholz. Dort zieht sich über Hunderte Meter ein prähistorischer Wall, Teil einer Höhensiedlung.

Wir stiegen ab ins Seitental des Roggenhauserbaches. Schon wieder eine Trouvaille: der frei zugängliche Wildpark Roggenhausen. Wir grunzten den Wildsauen zu, lachten über den doof-eitlen Pfau und liebten die Hängebauchschweinchen. Es folgte ein wilder Pfad durch einen verkalkten Hang, dann waren wir in Aarau. Im Mr. Pickwick Pub in der Altstadt nahmen wir ein Bier und prosteten uns zufrieden zu – das war abwechslungsreich und toll!
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Route: Start in Olten, Bahnhof. Das erste Stück durch den Hardwald bis zur Bahnunterführung nördlich von Starrkirch ist nicht als Wanderweg beschildert, mit einer Karte findet man sich aber leicht zurecht; komfortable Waldwege. Wer lieber auf dem Wanderweg wandert, geht dieses erste Stück die Aare entlang. Bei der Bahnunterführung kommen beide Varianten wieder zusammen. Route ab dort: die alte Aare entlang südseitig flussabwärts – über die Brücke nach Sandacker – beim AKW wieder über den Steg auf die AKW-Seite – Bally-Park Schönenwerd – Schönenwerd, St. Leodegar – Stelli – Riedbrunnen – Buechholz – Wildpark Roggenhausen – Aarau, Bahnhof.

Wanderzeit: 4¼ Stunden.

Höhendifferenz: 275 Meter auf-, 289 abwärts.

Wanderkarte: 224 T Olten, 1:50’000.

GPX-Datei: Hier downloaden.

Charakter: Sehr abwechslungsreich, erstaunlich viel Natur sowie eine grosse Portion Kultur und Geschichte.

Höhepunkte: Das AKW Gösgen mal von nah. Die tausendjährige Kirche St. Leodegar und ihr Kreuzgang (die Kirche und ihr Kreuzgang sind in der Regel geschlossen, für Besichtigungen wendet man sich ans christkatholische Pfarramt).

Kinder: Perfekte Strecke, weil viel passiert. Zwischen Schönenwerd und dem Wildpark Roggenhausen verläuft der Weg streckenweise an der ungesicherten Kante einer senkrechten Fluh; aufpassen!

Wildpark: Der Park ist immer offen.

Hund: Perfekt!

Einkehr: Diverse Möglichkeiten in den Orten. Storchen in Schönenwerd, kein Ruhetag. Auch im Wildpark Roggenhausen gibt es ein Restaurant. Ruhetage bis Ende März Mo/Di, nachher immer offen.

Wanderblog: Täglich ein Eintrag auf Thomas Widmers privatem Journal.

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Römertempel und Bouillabaisse

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Diese Woche von Studen via Jäissberg und Mörigen nach Biel (BE)

Um die S-Bahn-Station Studen am Ostfuss des Jäissbergs mutet alles sehr neuzeitlich an. Doch wir wissen, dass der Schein trügt. Der Jäissberg, ein langer, bewaldeter Höhenzug, wird uns in die Antike entführen.

Eine gute Viertelstunde, nachdem wir gestartet sind und als erstes die Bahnlinie unterquert haben, ist es soweit: Die Torturm-Anlage von Petinesca zeigt sich, massives Mauerwerk mit einem Durchlass in der Mitte.

Petinesca war ein römisches Dorf am Hang des Jäissbergs, der untere Dorfteil lag an der grossen Strasse von Aventicum nach Salodurum, von Avenches nach Solothurn. Hier zogen sie durch, die Händler, die Legionäre, die Bauern mit ihren Karren. Wir studieren die Tafeln, finden das interessant.

Ein Keltenwall

Weiter oben am Hang nehmen wir bald darauf – kleiner Abstecher – den Abzweiger zum Gumpboden. An jener Stelle im Wald beteten die Menschen von Petinesca zu ihren Göttern. Gleich mehrere Tempel wurden freigelegt und sind durch ihre Fundamente erahnbar. Schwärmerische Gemüter wie das des Kolumnisten stürzen an dem heiligen Platz in tiefe Gefühle.

Wir ziehen weiter bergwärts und kommen irgendwann an einer Tafel vorbei, die uns erklärt, dass wir gerade einen vorrömischen Wall aus der Keltenzeit passieren. Viel ist nicht zu sehen, aber wir nehmen die Tatsache mit, dass auf dem Jäissberg sehr früh gesiedelt wurde, lange vor den Römern. Er ist aber auch eine prachtvolle Bastion und liegt zudem in der Nähe wichtiger Verkehrswege; da war einst die noch unkanalisierte Zihl, da waren und sind der Bielersee und die Aare.

Ganz oben auf dem Berg erklimmen wir eine nackte, heftig erodierende Kuppe, die mit Holzschwellen befestigt ist. Auf ihr stand im Mittelalter die Chnebelburg. Die Rundsicht ist toll, am Boden zeugt ein Steinkreis davon, dass Leute auf der Kuppe gern brätlen.

Wir steigen ab, die Wanderung wechselt ihr Gepräge, nun bekommen wir Wald und Wiese serviert und recht bald auch ein Dorf, Stöckleren. Hübsch ist später das Wolfsbrüggli über ein Bächlein im Wolfgraben, Senioren aus Bellmund haben es gebaut. Einige Zeit später erreichen wir Mörigen. Perfekt, denn hat bisher die Bise geblasen, setzt nun auch Regen ein.

Sinistres Heulen und Rattern

Wir haben im Seeblick reserviert, die nächsten zwei Stunden sind eine zufriedene Sache. Das Ausflugsrestaurant mit den grossen Fenstern zum See serviert sehr guten Fisch, meine Eglifilets schmecken, Margrits Bouillabaisse-Teller ist am Rand mit einem Minikrebs garniert, der schon mal ein Füsschen in die Suppe streckt. Vor allem aber ist die Gastgeberin nett und der Service fix.

Wir schämen uns am Schluss ein wenig, denn unter unserem Tisch haben sich Dreckbatzen gesammelt, die an den Schuhen trockneten und abfielen. Jemand wird wischen müssen. Wir entschuldigen uns. Kein Problem, heisst es.

Draussig ist es garstig, und ich gestehe, dass auch ich einen Moment mit dem Bähnlein nach Biel liebäugle, das direkt vor dem Haus halten würde. Aber letztlich wandern wir alle acht weiter. Es lohnt sich, stellen wir fest, während wir unten am See, mal direkt am Ufer, mal in einigem Abstand zu ihm, Biel zustreben. Sturmwinde peitschen den See, weisse Schaumkämme krönen ihn, in den Waldstücken ist ein sinistres Heulen und Rattern zu hören. Die knapp zweistündige Etappe nach dem Mittagessen – sie ist eine grossartige Wettershow.
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Route: Studen – Tor von Petinesca – Tempelbezirk auf dem Gumpboden – Keltenwall – Chnebelburg – Herrenwald – Hürbi – Stöckleren – Ipsewald – Wolfgraben – Oberholz – im Ried – oberdorf – Mörigen – Seeuferweg bis Biel – Biel SBB.

Wanderzeit: 5 Stunden.

Höhendifferenz: je circa 275 Meter auf und ab.

Wanderkarte: 233 T Solothurn und 232 T Vallon de St-Imier, 1: 50’000.

GPX-Datei: Hier downloaden.

Kürzer: Wer in Mörigen aufhört und mit dem Zug nach Biel zurückfährt, braucht bloss 3 1/4 Stunden.

Charakter: Vielgestaltige Unternehmung. Zuerst eine Archäologietour. Dann Wald und Wiese. Schliesslich eine Seeufer-Tour.

Höhepunkte: Der Tempelbezirk auf dem Gumpboden. Der Rundblick von der Chnebelburg auf dem Jäissberg. Der Zmittag im «Seeblick» Mörigen. Das schöne Bielersee-Ufer.

Kinder: Gute Route.

Hund: Gute Route.

Einkehr: Der Seeblick in Mörigen ist perfekt platziert. Gute Küche natürlich mit Schwerpunkt Fisch, freundliche Atmosphäre. Mo Ruhetag.

Rückkehr zum Ausgangspunkt: Mit der S-Bahn direkt von Biel nach Studen.

Wanderblog: Täglich ein Eintrag auf Thomas Widmers privatem Journal.

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Frühlingserwachen beim Ägerisee

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Durchs Land der Turpägüsler (SZ/ZG)

Der Frühling ist an unserem Tag so präsent, dass wir des Gehens nicht müde werden und die fast sechs Stunden Wanderzeit problemlos durchhalten. Gross ist die Freude über all die Schlüsselblumen und Butterblumen, die Natur trägt Farbe, bald wird sie auch wieder duften.

Wir starten am Bahnhof Biberbrugg, nehmen das moderne grauweisse Kubusgebäude zur Kenntnis; auf dem Areal ist ein Teil der Kantonspolizei untergebracht samt etwas Justiz. «Arme Kerle», denken wir, «die können nicht wandern.» Wir meinen nicht die Polizisten, sondern die Inhaftierten; fast 30 Zellen gehören ebenfalls zur Anlage.

Turpägüsler im Bibäränäbel

Bald sind wir in der typischen Landschaft des Hochtals der Biber, während wir mal am Waldrand, mal durch Wiesen ziehen. Sumpfig ist der Boden und rötlich-braun mit Stegen, Entwässerungsgräben, Holzschnitzeln an besonders feuchten Wegstellen. Kleine Scheunen fallen auf, es sind Torfhütten. Im Hochmoor um Rothenthurm stach man einst Torf, weswegen dessen Menschen «Turpägüsler» hiessen. Gleich noch ein hübsches Dialektwort: Den häufig über der Ebene wabernden Dunst nennt man «Bibäränäbel».

Grüne Hügel vor Augen wandern wir vorwärts, queren den Bibersteg, passieren die Bauernwirtschaft Steinstoss-Stubli; für eine Einkehr sind wir noch zu wenig bedürftig. Kurz vor Rothenthurm wandelt sich die Unternehmung, bei der Möslibrugg beginnt der Aufstieg nach Chli Morgarten und zum Morgartenberg. Steile Sache! Als sich oben urplötzlich unter uns der Ägerisee zeigt und dahinter die Waldkuppe des Chaiserstocks, wissen wir: Die Keucherei hat sich gelohnt.

Wir steigen ab zum Ägerisee, die Laune könnte nicht besser sein, es tut gut, endlich die 1000-Meter-über-Meer-Grenze überschritten zu haben, bald ist wieder Bergsaison. Unten am See halten wir ein wenig rechts. Zwei Dinge haben wir im Visier. Erstens das Zuger Morgarten-Denkmal, das ein wenig erhöht über dem See steht und uns düster vorkommt, dafür aber eine totale Sicht über das Wasser offeriert. Und zweitens das Restaurant Grunder’s Buechwäldli. Ich war dort schon ein paar Mal, wurde nie enttäuscht, die Grunders wissen aus langer Erfahrung, wie man Fisch zubereitet und Gäste umsorgt.

Nach dem Essen beginnt es fein zu regnen, kein Problem, wir wollen den Plan durchziehen, auf der stillen Südwestseite des Sees nach Unterägeri zu laufen. Der Weg bereitet Vergnügen, tatsächlich sind keine Leute unterwegs, wir mögen die Einsamkeit des Pfades.

Aus dem Flugzeug gefallen

In der Gegend nördlich von Wilbrunnen halten wir ein letztes Mal inne, bevor wir vollends dem Unterägeri-Zentrum zustreben, der Bushaltestelle hinab nach Zug. Eine verwitterte Säule mit nur teilweise noch lesbarer Inschrift hat uns gestoppt. Eine Tafel erklärt, was an der Stelle 1926 passierte. Der Pilot eines militärischen Doppeldeckers musste wegen eines kleinen Defektes landen. Er reparierte den Schaden, startete auf der Wilbrunnenstrasse wieder, kam von der Geraden ab, streifte ein Bäumchen, touchierte zuerst einen, dann zwei weitere Buben. Alle drei Buben starben. Derselbe Pilot war zwei Jahre später wieder an einem tödlichen Unfall beteiligt. Über dem Aletschgletscher fiel ihm eine Passagierin aus dem Flugzeug.

Eine dunkle Sache. Aber das war vor 90 Jahren, der Kummer von damals ist entschwunden mit den Menschen, die er plagte. Unsere Wanderung hingegen, voll und ganz Gegenwart, möge noch lange heiter in unserer Erinnerung wohnen.

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Route: Biberbrugg, Bahnhof – Choleren – Bibersteg – Steinstoss – Ägeriried – Bubrugg – Falzbrunnen – Möslibrugg – Müllerenboden – Chli Morgarten – Mattli – Teufi – Buechwäldli/Morgarten-Denkmal – Sagen – Naas – Bergmatt – Wilbrunnen – Unterägeri, Zentrum.

Wanderzeit: 5 3/4 Stunden.

Höhendifferenz: 424 Meter auf-, 527 abwärts.

Wanderkarte: 236 T Lachen und 235 T Rotkreuz, 1:50’000.

GPX-Datei: Hier downloaden.

Retour: Bus von Unterägeri-Zentrum nach Zug SBB.

Kürzer: Die Route ist gut kürzbar, man kann zum Beispiel den zweiten Teil weglassen und beim Buechwäldli aufhören. Dort (Haltestelle Morgarten, Denkmal) gibt es Busse nach Oberägeri oder in die andere Richtung nach Sattel.

Charakter: Die perfekte Frühlingswanderung, oft geradeaus, in der Mitte stotzig mit einem kleinen Pass. Einige Stücke auf Hartbelag. Aussichtsreich.

Höhepunkte: Die Torfhäuschen zwischen Biberbrugg und Rothenthurm. Der erste Anblick des Ägerisees von den Höhen des Morgartenberges. Das trutzige Schlachtdenkmal beim Buechwäldli. Die stillere Seite des Ägerisees.

Kinder: Etwas weit.

Hund: Keine Probleme.

Einkehr: «Steinstoss-Stubli» auf der Höhe der Bahnstation Dritte Altmatt in der Ebene von Rothenthurm. Di Ruhetag, Betriebsferien in der Woche nach Ostern. «Grunder’s Buechwäldli» beim Buechwäldli/Morgarten-Denkmal am Ägerisee; Gilde-Koch, feine Fischküche, angenehmes Lokal auch für Wanderer. Mo/Di geschlossen.

Wanderblog: Täglich ein Eintrag auf Thomas Widmers privatem Journal.

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Thurgauer Leistenbruch

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Diese Woche von Sulgen auf den Ottenberg und via Bommer Weiher nach Kreuzlingen (TG)

Es war einfach noch nicht richtig Frühling, das Wiesland von schwächlichem Grün, als wir von Sulgen nach Kreuzlingen gingen. Etwas kraftlos erschien uns die Landschaft deswegen. Und doch wurde es eine gute, sogar sehr gute Wanderung.

Warum? Weil wir viel sahen und erlebten. Und weil bei den Jahreszeiten auch das Dazwischen reizvoll ist. Die kleinen Schneeflecken etwa zwischen den Primeln auf dem Ottenberg.

Sulgens Bahnhofsgegend fanden wir zu Beginn öd. Etwas höher kam der Ortskern mit seinen Riegelbauten, der war schön, alles wieder gut. Dann jenes flache Land, in dem wir vor der Mittagsrast zu grossen Stücken wandern würden; der Thurgau ist der Kanton der weiten Horizonte.

Wer kennt Caroline Farner?

Wir passierten Leimbach, wir passierten Guntershausen. Dort, hatte ich auf Wikipedia gelesen, wurde 1842 Caroline Farner geboren, die erste allgemein praktizierende Ärztin der Schweiz. In Zürich hatte sie ihre Praxis und trat ganz allgemein für mehr Rechte für Frauen ein. Man behandelte sie deswegen als Unperson, erst noch lebte sie mit einer Frau. Eine Rufmordkampagne gipfelte 1893 in einem Prozess wegen Veruntreuung. Farner wurde freigesprochen, zog sich aber aus der Öffentlichkeit zurück. 1913 starb sie.

Uff. Und nun zurück zur Wanderung. Der vorbeigleitende Zug lenkte uns bald ab respektive die kuriose Schlinge, die unser Wanderweg vor dem Dorf Berg von den Schienen weg und wieder zu den Schienen zurück vollzog. An eine Darmschlaufe erinnert, taufte ich das Wegstück «Leistenbruch».

Nach Berg machten wir uns an den Ottenberg, den Hausberg Weinfeldens, der Aufstieg war anstrengend. Oben ein Restaurant, in dem ich reserviert hatte, was sich als schlau erwies. Es war recht voll. Mein Kalbsschnitzel mit Gemüse war gut, bloss etwas passte mir nicht. Die Morchelsauce morchelte nicht.

Die zweite Hälfte der Wanderung begann. Wir stiegen ab, sahen bald von oben in eine Geländegrube mit winzigen Tümpeln. Hörte ich Frösche quaken oder war es eine Illusion? Hernach der Weiler Ufhüüsere und einige Zeit später die Tütschemüli. Nun rätselten wir: Würden wir auf dem Weg nach Ellighausen wohl am Anwesen des Formel-eins-Rennfahrers Sebastian Vettel vorbeikommen?

Vettel im Abseits

Per iPhone begab ich mich ins Internet. Ich fand heraus, dass Vettels Gut «Neumühle» hiess und etwas westlich unseres Weges lag. Mir war das letztlich egal, ich verabscheue Autorennen und Autorennfahrer; ein Wanderer mag kein Bolidenröhren.

Ellighausen, ein Schwenk nach rechts, schon langten wir bei den Bommer Weihern an. Sie sind ein Schmuckstück des Thurgaus. Recht einsam liegen sie und sind von Ried umstanden, Pro Natura ist Mitbesitzerin. Ob wohl der Vettel mit dem Velo hinfährt und der Stille lauscht, sinnierte ich.

Sanft begann es zu regnen. Uns war das gleich, denn nach Kreuzlingen war es nicht mehr weit. Durch den Wald hielten wir lange geradeaus, kamen an einem Bunker vorbei, der an den letzten Weltkrieg erinnerte. Gleich danach ging es abwärts mit uns, Kreuzlingen begann und die Wanderung endete kurz darauf mit einem Schlussbier im Restaurant Bahnhof.
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Route: Sulgen Bahnhof – Leimbach – Guntershausen – Lantershof – Berg – Ottenberg/Alp – Ottenberg/Stelzenhof – Ufhüüsere – Ellighausen – Bommer Weiher – Kreuzlingen, Bahnhof.

Wanderzeit: 5 3/4 Stunden.

Höhendifferenz: 438 Meter auf-, 483 abwärts.

Wanderkarte: Am übersichtlichsten ist die Wanderkarte von Kümmerly+Frey «Thurgau-Bodensee» 1:60’000.

GPX-Datei: Hier downloaden.

Kürzer: Nur knapp vier Stunden braucht, wer die Wanderung anders beginnt: von Weinfelden aus direkt auf den Ottenberg zum Stelzenhof (danach weiter wie in der Hauptvariante).

Charakter: Viel weites Land im Frühlingserwachen. Einige Stücke auf Hartbelag, dafür auch besonders idyllische Flecken. Als Ganzes anstrengend mit doch einigen Steigungen.

Höhepunkte: Der Blick vom Ottenberg. Die idyllische Biotop-Grube am Nordhang des Ottenbergs. Die lauschigen Bommer Weiher.

Kinder: Gut machbar.

Hund: Gut machbar.

Einkehr: In den Dörfern. Stelzenhof auf dem Ottenberg: Kein Ruhetag. Reservieren! Hunde nicht gestattet.

Wanderblog: Täglich ein Eintrag auf Thomas Widmers privatem Journal.

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Willkommen im Garten Eden

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Auf dem Fricktaler Höhenweg von Rheinfelden nach Wegenstetten (AG/BL)

Beginnen wir mit einer Lobpreisung. Der Fricktaler Höhenweg ist etwas vom Schönsten im Land. Und gleich kommt ja jetzt die Zeit, in der es im Fricktal und im angrenzenden Baselbiet blüht; man macht den Weg am besten in den nächsten Wochen.

Ich wäre erstaunt, wenn anschliessend jemand meinem Fazit nicht beipflichten würde, das da lautet: Das Fricktal ist ein Garten Eden made in Switzerland.

Bevor wir nun vollends abheben, etwas nüchtern Technisches. Der ganze Höhenweg von Rheinfelden bis Mettau braucht 16 Gehstunden. Es gibt Leute, die begehen ihn in zwei Etappen. Andere machen ihn lieber in drei Etappen. Die hier vorgestellte Route von Rheinfelden bis Wegenstetten präsentiert circa das erste Drittel. Im Internet gibt es gleich mehrere Seiten, die sich dem Höhenweg widmen, ich mag den Eintrag auf Myswitzerland.com, wo man auch eine gpx-Datei herunterladen kann, also die Kartendaten. Auf www.fricktal.ch findet man einen Prospekt.

Ab dem Bahnhof Rheinfelden ist die Route durchgehend in Blau beschildert, manchmal weicht sie vom Wanderwegnetz ab; wer eine Wanderkarte mitnimmt, behält auf jeden Fall die Orientierung.

Weitblick vom Turm

Und damit los! Durch eine schöne Baumallee geht es zum einzigen hässlichen Ort des Tages, der Autobahn im Gebiet Schiffacker.

Hernach beginnt der Weg zu steigen, im Rückblick sieht man die Brauerei-Burg von Feldschlösschen, vor der man jederzeit ein Ritterturnier veranstalten kann. Nach dem Steppberg folgt ein Ort namens Galgen, wir schauen sehr schön auf Magden, worauf wir noch höher hinauf steigen, zum Sonnenberg.

Der Turm auf dem Sonnenberg steht exakt auf der Kantonsgrenze Aargau-Baselland. 99 Stufen sind bis oben zu nehmen, von der überdachten Plattform auf 22 Metern sehen wir die Rheinebene, den Schwarzwald, die Alpen, die Vogesen. Und haben wir einen Sonntag, können wir gleich anschliessend unten etwas trinken oder essen. Am Fuss des Turms von 1913 betreiben die Naturfreunde Möhlin jeweils sonntags einen kleinen Kiosk.

Freilich können wir mit der Verpflegung auch warten, bis wir nach dem idyllischen Waldeinschnitt Zwischental unten in Zeiningen sind. Dort gibt es die Bäckerei Maier, und die hat sehr gute süsse Waren und auch Sandwiches.

Bald darauf, nach einem besonders schmucken Abschnitt unterhalb des Zeinigerbergs, ist der Spitzgraben zu durchqueren. Und dann sind wir – der Name Chriesiberg erzählt davon – vollends im typischen Fricktal: Obstbäume, weite Felder, kecke Waldhügel. Eine Zeit lang gehen wir auf einem Themenpfad, dem «Evolutionsweg». Lohnberg, Hohwart, Tegerfeldhof, Hersberg sind die nächsten Stationen, das Land steht in Frucht, dass einem fast schwindlig wird vor Wonne.

Flugzeuge von ganz nah

Endlich kommt, immer noch auf dem Hochplateau Tägertli, der Flugplatz Fricktal-Schupfart in Sicht. Rührend klein ist er mit seinen zwei Parallelpisten. Segel- und Motorflieger teilen ihn sich, seit 50 Jahren wird von ihm aus geflogen. Den Wanderer interessiert das grosse Restaurant mindestens ebenso, das übrigens an schönen Wochenenden ziemlich voll ist, weswegen man besser reserviert.

Ist man einige Zeit später unten in Wegenstetten, will man im Grunde genommen nur eines: Bald wiederkommen und das zweite Drittel des Höhenweges in Angriff nehmen.
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Route, Vorbemerkung: Die Kolumne folgt dem mit blauen Schildern markierten «Fricktaler Höhenweg». Er weicht in einigen Abschnitten vom gelb markierten Wanderwegnetz ab. Wer vom blauen Weg abkommt, sollte mit der Wanderkarte (siehe unten) keine Probleme haben, sich zu orientieren. Eine private Website zum Fricktaler Höhenweg findet man hier. Einen GPS-Track zum ganzen Höhenweg findet man hier. Den Prospekt zum Höhenweg findet man hier.

Route: Rheinfelden, Bahnhof – Autobahn – Steppberg – Galgen – Sonnenberg-Turm – Zwischental – Zeiningen – Spitzgraben – Chriesiberg – Olstel – Lohnberg – Tegerfeldhof – Wabrig – Hersberg – Flugplatz Fricktal-Schupfart – Wegenstetten.

Wanderzeit: 6 Stunden.

Höhendifferenz: 740 Meter auf-, 590 abwärts.

Wanderkarte: 5029 T Basel-Laufen-Olten, Zusammensetzung, 1:50’000.

GPX-Datei: Hier downloaden.

Retour: Wegenstetten ist per Bus erschlossen.

Kürzer: Falls man nicht die ganze Route machen will, eignet sich Zeiningen als Etappenpunkt.

Charakter: Weite Felder, sanfte Hügel, die allerschönsten Wolken der Schweiz. Einige Abschnitte auf Hartbelag.

Höhepunkte: Der Ausblick vom Turm auf dem Sonnenberg. Flugzeug-Gucken am Flugfeld des Flugplatzes Fricktal-Schupfart.

Kinder: Keine Probleme.

Hund: Keine Probleme.

Einkehr: In den Dörfern. Turmstübli (sympathisch-rudimentäre Wirtschaft) auf dem Sonnenberg, offen an Sonntagen und an den meisten Feiertagen. Restaurant Airpick auf dem Flugplatz Fricktal-Schupfart. Durchgehend warme Küche, Mo/Di Ruhetag.

Evolutionspfad: Er führt von Rheinfelden nach Zuzgen und ist eine eigene Unternehmung wert. Einen schönen Prospekt gibt es hier.

Wanderblog: Täglich ein Eintrag auf Thomas Widmers privatem Journal.

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Wie eine Vision steht das Kloster am Horizont

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Diese Woche von Schaffhausen nach Rheinau (SH/ZH/D)

Kürzlich war ich in Schaffhausen verabredet. Weil ich bis zum Treffen noch anderthalb Stunden Zeit hatte, stieg ich auf den Munot. Ich fühlte mich wieder wie damals auf der Schulreise. Und dann stieg ich ab in die Altstadt und merkte, dass der Trutzklotz Munot beileibe nicht das Wichtigste an Schaffhausen ist.

Was mich viel mehr begeisterte, sodass ich unbedingt mit mehr Zeit wiederkommen will, war Allerheiligen, der gewaltige, in der Romanik verwurzelte Klosterkomplex. Das zugehörige Riesenmünster. Der – ebenfalls riesige – Kreuzgang mit dem angegliederten Kräutergarten. Die fünf, wenn ich recht zählte, Kapellen.

Der Stifter zeigt das Modell

Im Münster beschaute ich mir die Kopie der Grabstätte der Nellenburger, jenes Adelsgeschlechtes, das die Anlage im 11. Jahrhundert begründet hatte. Der Herr in der Mitte des Trios auf der Grabplatte ist Graf Eberhard VI. von Nellenburg. Als Stifter hält er stolz ein Modell des Münsters im Arm.

Also, unbedingt nach Schaffhausen gehen und dort auch all die historischen Häuser in der Altstadt anschauen. Zum Beispiel das Haus zum grossen Käfig, Vorstadt 43, auf dessen Fassade eine orientalische Triumph- respektive Demütigungsszene aufgemalt ist. Ich will hier gar nicht verraten, was man sieht; man gehe hin und schaue sich die Malerei an.

So. Und wenn man die Stadt besichtigt hat, kann man wandern, diese Kombination ist toll. Der Weg führt vom Bahnhof durch die Altstadt zur und über die Strassenbrücke nach Feuerthalen. Danach laufen wir linksufrig flussabwärts, unterqueren das neue Wahrzeichen Schaffhausens, die N4-Brücke mit dem gekippten Brückenpfeiler aus Beton, geraten bald in den Wald.

Dann Schloss Laufen und der Rheinfall, wer schon wieder besichtigen will, muss zahlen. Zwingend ist das nicht, ein Wanderweg führt am eingehagten Gelände vorbei zum Fluss hinab, und etwas Rheinfall sieht man auch so, bloss gischtet es einem nicht ins Gesicht. Bald darauf kommt der Fussgängersteg in Sicht, der hinüber nach Nohl führt. Wer dort meint, er sei nun in Deutschland, täuscht sich. Der alte Fischerweiler gehört zum Kanton Zürich.

Grossartig die nächsten, rechtsufrigen Wanderkilometer. Bis knapp vor Rheinau gehen wir auf Naturboden meist im Wald. Der Fluss ist endlos breit und hat bisweilen Auen geschaffen, der flache Boden ist je nach Jahreszeit und Wetter überflutet oder knapp trocken. Manche Bäume zeigen Nagespuren von Familie Biber.

Barock zum Schluss

Schliesslich kommt das Kraftwerk Rheinau in Sicht, wir wechseln auf dem Wehr zur linken Seite des Flusses. Geradezu überirdisch, wie sich in einiger Entfernung das Kloster Rheinau auf seiner Insel im Rhein zeigt, licht und hell wie eine Vision steht es am Horizont.

Kommen wir bei dem einstigen Benediktinerkloster an, auf dessen Areal heute Musiker in Ruhe komponieren und spielen können, ist die Wanderung noch nicht fertig. Meine Empfehlung: Vom Kloster zur erhöhten Siedlung aufsteigen – dort fährt der Bus – und auf der anderen Seite wieder zum Rhein hinab, dessen Doppelschlaufe einen immer wieder verwirrt. Bei der alten Holzbrücke hinüber nach Deutschland wurden einst Waren verladen und umgeladen, ein wichtiger Handelsplatz lag dort. Das Restaurant Salmen, 1691 erstmals erwähnt, ist als stilvolles Barockhaus der richtige Ort, um die Wanderung zu beschliessen. Eine Unternehmung, bei der Kultur und Natur, Geschichte und Grün perfekt ausbalanciert sind.
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Tipp: Zuerst eine Schaffhausen-Besichtigung und dann wandern. Für die Ersteigung des Munot und das Anschauen der Altstadt samt Allerheiligen-Münster braucht man im Minimum zwei Stunden.

Route (ohne Stadtbesichtigung): Schaffhausen, Bahnhof – durch die Altstadt zum Rhein – über die Brücke nach Feuerthalen – linksufriger Flussweg – Schloss Laufen/Rheinfall (Umgehung, wer den Rheinfall besichtigen will, muss Eintritt bezahlen) – Brücke bei Nohl – rechtsufriger Flussweg – beim Kraftwerk Rheinau über das Wehr – Kloster Rheinau – Dorf Rheinau – Salmen-Holzbrücke (wegen des Restaurants). Das Postauto fährt oben im Dorf Rheinau, wir müssen also am Schluss von der Holzbrücke wieder hinauf.

Wanderzeit: 3 1/4 Stunden.

Höhendifferenz: 133 Meter auf-, 169 abwärts.

Nicht vergessen: Ein Teil der Wanderung verläuft auf deutschem Boden. ID oder Pass mitnehmen!

Wanderkarte: Am besten eignet sich die Kümmerly+Frey-Karte «Schaffhausen–Winterthur» 1:60’000.

GPX-Datei: Hier downloaden.

Retour: Mit dem Postauto von der Rheinau zur S-Bahn-Station Marthalen.

Charakter: Zuerst städtisch. Dann erstaunlich viel Naturnähe und Weichbelag. Idyllische Passagen am Rhein vor allem nach Nohl.

Höhepunkte: Schaffhausens Altstadt. Der Rheinfall. Die Stille später am deutschen Ufer. Der überirdische erste Anblick der Rheinau von ferne.

Kinder: Keine Probleme. Allerdings muss man sie auf den Uferpassagen beaufsichtigen, der Rhein ist wie jeder grosse Fluss gefährlich.

Hund: Perfekt.

Einkehr: Einige Möglichkeiten. Gasthaus zum Salmen am Schluss in Rheinau. Di/Mi Ruhetag, am Sonntag durchgehend warme Küche.

Wanderblog: Täglich ein Eintrag auf Thomas Widmers privatem Journal.

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Ab in den Spargel!

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Diese Woche von Winterthur via Neftenbach nach Flaach (ZH)

Das wichtigste Wort dieser Wanderung lautet: Spargel. Das zweitwichtigste lautet: reservieren! Ich rief zwei Wochen vor der Wanderung bei den Gislers auf dem Spargelhof in Flaach an und sicherte mir sechs Plätze. Ein Freund hatte mir das Hofbeizli empfohlen, der Spargel sei dort super. Gislers bauern 25 Fussminuten ausserhalb von Flaach.

Um den Hunger anzufachen, wanderten wir zuvor weit. Start war in Winterthur, es regnete noch, wir zogen durch das innere Lind, ein Viertel zum Gernhaben mit alten Villen und Klinkerbauten. Vor dem Bahnhof Grüze ein Steg über die Schienen, hernach begann der Aufstieg zum Goldenberg. Oben blickten wir von der gemauerten Plattform auf die Stadt und in die Ferne.

Tod auf der Jagd

Der Regen liess nach und stoppte. Im Wald des Zinzikerbergs passierten wir einen Gedenkstein. 1849 war an dieser Stelle der Winterthurer Amtmann Jacob Pfau «am Schlagflusse» gestorben. Ich schaute im Internet nach. Pfau hatte zuvor viel Kritik für seine eher chaotische Rechnungsführung einstecken müssen. Der Tod ereilte ihn auf der Jagd.

Nach Überwindung der A 1 bei Forrenberg waren wir vollends auf dem Land. Unterohringen, der Chrebsbach, Riet. Dort mochte Josephines Wanderschuh nicht mehr, die Sohle begann sich vorn zu lösen. Josephine musste Forfait geben, sie nahm das Postauto. Wir aber liefen weiter und nahmen in der Post zu Neftenbach einen Apéro.

Nach Nefti, wie das Dorf liebevoll genannt wird, eroberten wir uns via Steig ein weites Höhenplateau, hatten nun den Höhenzug des Irchel vor uns. Später, beim Weiler Desibach, dominierte der Raps alles. Wie auf einem Van-Gogh-Gemälde wogten die knallgelben Felder zum Horizont, dazwischen dunkelgrüne Waldflicken. Die Schönheit bereitete fast Atemnot.

Über den Weiler Eigental landeten wir in Flaach, Unterdorf. Gut fünfeinhalb Stunden hatten wir gebraucht, der Hunger loderte. Die nächsten 25 Minuten in Nordrichtung zum Hof der Gislers auf dem Boden waren eine Fortbewegungsart zwischen Gehen und Rennen; gut, war der Spargelhof sauber ausgeschildert. Endlich kamen wir an. Josephine war schon da. Ihr sohlenloser Schuh bestand unten bloss noch aus einer dünnen Zwischenmembran.

Fahrt durch den Raps

Und dann, dann, dann kam er auf den Tisch – der Spargel. Gut war er, sehr gut, die Gislers servieren ihn in Varianten und Kombinationen, ich hatte ihn simpel mit Butter. Wir assen aber nicht nur, sondern kauften auch: Wir deckten uns ein mit einer Portion für zu Hause, für den nächsten Tag.

Letzter Akt der Wanderung: Wir schlenderten zurück nach Flaach. Dort nahmen wir das Postauto. Die Fahrt durch den Raps nach Winterthur war noch einmal ein Höhepunkt.

Nun noch drei Nachbemerkungen. Erstens, siehe Abspann, kann man die Wanderung kürzen und erst in Neftenbach starten. Oder gar erst in Flaach, was aus der Sache einen Spaziergang macht. Zweitens, siehe ebenfalls Abspann, sei der Fairness halber angeführt, dass in Flaach derzeit und in den kommenden Wochen natürlich noch andere frischen Spargel anbieten. Die Spaltensteins auf dem Thurhof etwa oder der bewährte Sternen im Dorf selber.

Und drittens? Wie anfangs gesagt: reservieren! Unbedingt! Und möglichst früh!
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Route: Winterthur, HB – Winterthur, Grüze – Goldenberg – Zinzikerberg – Forrenberg – Unterohringen – Krebsbach – Riet – Näfbach – Neftenbach – Steig – Desibach – Chriegäcker – Eigental – Flaach, Unterdorf – Flaach, Boden (Spargelhof, Familie Gisler) – retour nach Flaach, Unterdorf (Bus).

Wanderzeit: 6.20 h.

Höhendifferenz: 388 Meter auf-, 477 abwärts.

Kürzer: Wer in Neftenbach startet, braucht 3 Stunden weniger.

Noch kürzer: Wer in Flaach startet, braucht zum Spargelhof und retour 50 Minuten.

Wanderkarte: Am praktischsten ist die Wanderkarte 1:60’000 «Schaffhausen/Winterthur» von Kümmerly + Frey.

GPX-Datei: Hier downloaden.

Retour: Mit dem Postauto nach Winterthur. Sehr schöne Route!

Charakter: Aus der Stadt aufs Land. Abschnitte auf Hartbelag. Viel Natur mit wogenden, knallgelben Rapsfeldern.

Höhepunkte: Schöne Villen und Klinkerbauten des 19. Jahrhunderts zwischen dem HB Winterthur und Winterthur-Grüze. Der Blick auf die Stadt vom Goldenberg. Der Spargel am Ende.

Kinder: Etwas weit.

Hund: Keine Probleme.

Spargel: Spargelhof der Familie Gisler, Boden, Flaach. Für das Hofbeizli frühzeitig reservieren, 052 318 22 32. Samstag und Sonntag durchgehend warme  Küche. Daneben gibt es in Flaach weitere Orte, die frischen Spargel servieren. Thurhof der Familie Spaltenstein, Hofbeizli, 052 301 30 44. Sternen in Flaach: Ruhetage Mo/Di (Mai bis Juni nur Mo). 052 318 13 13.

Wanderblog: Täglich ein Eintrag auf Thomas Widmers privatem Journal.

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Der Beitrag Ab in den Spargel! erschien zuerst auf Outdoor.

Lueg, Leuenhohle und Färnstu

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Diese Woche eine Rundwanderung ab Burgdorf auf die Lueg (BE)


Als wir auf die Lueg gingen, einen erstklassigen Emmentaler Aussichtspunkt mit Blick auf die Alpenkette, war der Frühling noch sehr jung. Blumen hatte es nicht viele, in den Schattenpartien lag etwas Schnee, das Gras war von mattem Grün. Ich beschloss, unsere Unternehmung erst im Mai in die Zeitung zu bringen, den man «Wonnemonat» nennt. Jetzt ist es so weit.

Von Burgdorfs Bahnhof hielten wir nordöstlich über die Emme Richtung Sommerhaus, einst ein Bad, heute ein Landgasthof. Kurz vor dem Sommerhaus stoppten wir, denn wir hatten unser erstes Ziel erreicht: das spätgotische Siechenhaus samt Kapelle. Es ist vollständig erhalten in seiner historischen Gestalt, was schweizweit einzigartig ist.

Die Aussätzigen wurden im Siechenhaus gut versorgt, es gab eine Küche, einen Gemüsegarten, ein Schwitzbad; auch das Bettelrecht hatten die Bewohner. Bloss eines ging nicht: wieder heim zur Familie. Diese Leute waren lebenslänglich Verbannte.

Nussgipfel bei Gotthelf

Nun drehten wir dem Siechenhaus den Rücken zu, erstiegen die Gisnauflüe zur Linken. Tief unter unserer senkrechten Sandsteinfluh lag die Stadt. Vorsicht mit Kindern an dieser Stelle!

Durch den Wald ging es hinüber und hinab nach Heimiswil. Dort leisteten wir uns den 20-Minuten-Abstecher in den Ortsteil Niederdorf. Im Löwen tranken wir Kaffee und assen Nussgipfel. In dem ehrwürdigen Haus ist übrigens die Versöhnungsszene der Gotthelf-Verfilmung «Uli der Knecht» gedreht worden; dramatisch schildert der Uli (Hannes Schmidhauser) seine Seelennot, erregt atmet das Vreneli (Lilo Pulver). Man findet den Clip auf der Löwen-Website.

Die nächsten anderthalb Stunden waren anstrengend, wir stiegen via Schindelberg und Schwendiweid – ein Pferdehof – auf zur Lueg. Leichte Folter war es, oben das Restaurant aufs Erste zu ignorieren und weiterzulaufen. Wir hatten das aber so abgemacht: zuerst der Aussichtspunkt, dann das Essen. Das war auch gut so, ich bin nicht sicher, ob ich mit «Hagu Hans Ghackets u Hörnli» samt hausgemachtem Apfelmues sowie zwei Glas Rotwein im Bauch den letzten stotzigen Teil zum Berner-Kavalleristen-Denkmal ganz zuoberst geschafft hätte.

Vom Denkmal schauten wird ins Land. Aber nicht allzu lang, des Essens wegen, das unten lockte. Es war sehr gut, die Lueg ist bekannt für eine liebevolle Emmentaler Küche.

Leuenhohle und Färnstu

Gut, ging es nach dem Zmittag abwärts. Wunderbar der Abstieg hinab zum Kaltacker auf einem Kehrenweg im Wald. Wunderbar die Flanierpassage auf der weiten Egg, wobei wir an einer alten Nagelschmiede vorbeikamen. Und ebenfalls wunderbar der nächste Abstieg zum Sommerhaus durch den in den Sandstein eingetieften Hohlweg Leuenhohle.

Vom Sommerhaus hätten wir ebenaus zum Bahnhof Burgdorf wandern können. Wir nahmen stattdessen den Umweg über den Hoger Färnstu. Es lohnte sich, wir sahen von oben das Schloss Burgdorf, erkannten aus dieser Warte seine Grösse und Wucht. Und gegenüber machte uns die Gisnauflüe Eindruck, auf der wir zuvor gestanden waren. Doch, die Zusatzstrapaze hat sich gelohnt.

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Route: Bahnhof Burgdorf – Emmebrücke – Wanderweg Richtung Sommerhaus bis Siechenhaus und Kapelle – Gisnauflüe – Rüglen – Heimiswil – Heimiswil Niederdorf, Löwen und retour (Abstecher) – Heimiswil, Kirche – Schindelberg – Schwendiweid – Weidwald – Lueg, Hotel-Restaurant – Lueg, Aussichtspunkt mit Denkmal – Lueg Hotel-Restaurant – Heimismatt – Gerstler – Kaltacker – Schulhaus – Egg – Leuenhohle – Sommerhaus – Färnstu – Emmesteg – Bahnhof Burgdorf.

Wanderzeit: 5½ Stunden.

Höhendifferenz: je 600 Meter auf- und abwärts.

Kürzer: Dank der Buslinie Burgdorf–Heimiswil–Kaltacker–Lueg ist die Wanderung beliebig kürzbar.

Wanderkarte: 233 T Solothurn, 1:50’000.

GPX-Datei: Hier downloaden.

Filmausschnitt: Die Versöhnungsszene aus der Gotthelf-Verfilmung «Uli der Knecht» findet man hier.

Höhepunkte: Das Siechenhaus, das dasteht wie vor einem halben Jahrtausend. Der Tiefblick von der Gisnauflüe auf die Emme und Burgdorf. Der Alpenblick vom Lueg-Denkmal. Der charaktervolle Hohlweg Leuenhohle.

Kinder: Vorsicht unterwegs zur und auf der Gisnauflüe, gefährliche Kante.

Hund: Keine Probleme.

Einkehr: Löwen Heimiswil: Mo/Di Ruhetag. – Lueg: Kein Ruhetag. – Hirschen Kaltacker, Di/Mi Ruhetag. – «Sommerhaus», Mi/Do Ruhetag im Mai.

Wanderblog: Täglich ein Eintrag auf Thomas Widmers privatem Journal.

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